„Da schwillt mir der Kamm!“
Mittelstand unter Druck: Bauunternehmen fordert weniger Bürokratie | Unternehmer sprechen mit politischen Vertretern über Herausforderungen in der Branche
GERNSHEIM, April 2025 (meli), Die Bauwirtschaft steht vor wachsenden Herausforderungen, insbesondere kleinere und mittelständische Betriebe. Holger Wintersbach, der mit seinem Partner Thomas Gilbert, das Unternehmen WG-Bau leitet, lud mit seinem Sohn Nils Wintersbach den Gernsheimer Bürgermeister Peter Burger sowie den Bundestagskandidaten Marcus Kretschmann (beide CDU) ein, um auf dringend notwendige Reformen hinzuweisen.
Ein zentrales Problem sei die zunehmende Bürokratie, die den Betrieb erheblich ausbremse. „Die Verwaltung stellt uns vor immer neue Hürden, während große Unternehmen meist besser damit umgehen können“, erklärte Holger Wintersbach. Besonders bei der Beantragung von Sondergenehmigungen für Baustellen im öffentlichen Raum sehe er dringenden Handlungsbedarf. „Jede Gemeinde hat eigene Regelungen und Abläufe, oft mit völlig unterschiedlichen Gebühren und Antragsfristen. Das kostet Zeit und Geld.“ Eine Vereinheitlichung dieser Prozesse wäre eine große Erleichterung für viele Betriebe.
Auch die steigenden Lohnkosten bereiten Sorgen. „Unsere Mitarbeiter erhalten übertarifliche Bezahlung, dennoch bleibt durch hohe Abgaben oft nicht genug zum Leben übrig“, so Wintersbach. Zudem trieben hohe Stundensätze viele Kunden in die Schwarzarbeit, was zulasten der Handwerksbetriebe gehe.
Ein weiteres drängendes Thema ist die Entsorgung von Erdaushub. Die derzeitige Begrenzung auf 100 Tonnen Lagerkapazität sei unrealistisch und mache effizientes Arbeiten schwer. „In anderen Bundesländern wird bereits an einer Anhebung dieser Grenze gearbeitet, Hessen muss hier dringend nachziehen“, betonte Nils Wintersbach. Zusätzlich sollten Projekte gefördert werden, die sich mit der Wiederverwertung von Erdaushub befassen. „Statt Material teuer zu entsorgen, könnten innovative Konzepte helfen, es in anderen Bauprojekten wiederzuverwenden, wie zum Beispiel für den Einbau in Lärmschutzwällen.“
Auch die Entsorgung von Bauschutt stellt Unternehmen vor große Herausforderungen. „Die Anforderungen an die Dokumentation sind extrem hoch. Man muss das Baujahr und die exakte Materialzusammensetzung angeben, was oft kaum möglich ist“, so Wintersbach. Dies führe zu einem enormen Mehraufwand und häufig zu unnötigen Kosten.
Bundestagskandidat Kretschmann bestätigte, dass der Abbau bürokratischer Hürden ein wichtiger Punkt seines Wahlprogramms sei. „Wir müssen die Betriebe entlasten, damit sie sich auf ihre eigentliche Arbeit konzentrieren können, anstatt endlose Formulare auszufüllen.“ Nur so könne der Mittelstand in Deutschland wettbewerbsfähig bleiben und weiterhin zur wirtschaftlichen Stabilität beitragen.