Bickenbach

Leckeres Dunksel mit heißen Pellkartoffeln und hausgemachten Würstchen, charmant serviert von Saskia Bauer.
19. November 2013 

Das perfekte Sandhasen-Diner

In seiner 36. Auflage vereinte „Das Dunksel“ Stammesser, neugierige Erstbesucher und Freunde der Lachkultur der Spielgemeinschaft

BICKENBACH, November 2013 (pem), Wäre das Dunkseln eine der quotenstarken TV-Kochshows, bekäme die Traditionsveranstaltung höchste Punktwertungen in der Gästegunst. Aus der ursprünglich mittelalterlichen, karitativen Armenspeisung wurde „ein Highlight in Bickenbachs Lokalkultur“, so ein Besucher. Er sprach die Meinung aller aus, die in diesem Jahr zum 36. Mal das Bürgerhaus bis auf den letzten Platz füllten. Dunksel – das graue Geheimnis! Es lockt manche immer wieder und jedes Jahr etliche zur persönlichen Premiere.

In seiner Rolle als Gastgeber freute sich Bürgermeister Günter Martini, viel Prominenz zu begrüßen. Als Mitesser fand sich Landrat Klaus Peter Schellhaas ein. „Gerne nehme ich regelmäßig die Einladung an“, betonte ebenso Landtagsabgeordnete Heike Hoffmann, die Bürgernähe in ihrem Wahlkreis damit praktiziert. Obwohl sie als Vegetarierin den Fleischbeilagen entsagt und unglücklicherweise sogar den sonst mitgebrachten Quark zur „Gequellten“ vergessen hatte, genoss sie den Abend. Besondere Bande ziehen Alfred Ja-koubek an die Bickenbacher Tafel, denn dem Alt-Landrat wurde vor einigen Jahren die „Ehren-Dunksel-Bürgerwürde“ zuteil.

Was motiviert die Menschen, sich den ersten Donnerstag im November fürs Dunkseln treulich freizuhalten? „Tradition“, „schmeckt lecker“, „Gemütlichkeit“, „beste Unterhaltung“ sind Schlagworte, die man in Variationen von jedem Befragten hört. Wer ein „Kneipsche“ zum routinierten Kartoffelpellen dabei hat und eine Tupperbox für eventuellen Resteexport neben dem Teller positioniert, gibt sich als alter (Sand-)Hase des Dunkselns zu erkennen. „Wir sind Stammkunden, weil wir den deftigen herzhaften Geschmack lieben. Das Dunksel ist gar nicht so fett, wie manche meinen! Außerdem muss man die Qualität der Kartoffeln wirklich loben.“

Seit sie die damals bei der Gemeinde beschäftigte Schwester mitnahm, reihen sich Elisabeth Zahan und ihr ungarischer Mann alljährlich unter den Gästen ein. Ihre Begeisterung zog Kreise bis Lorsch und so ist auch Ehepaar Menzel wieder mit von der Partie. „Schön, dass es wieder leckere Plätzchen zum Naschen gibt“, bemerkt Marianne Menzel. In der Tat verbrachte Gemeindebeigeordneter Peter Böhm die letzten beiden Nächte am heimischen Backofen, um „erstes echt hessisches Weihnachtschlemmerwerk“ herzustellen. Zu essen haben wir zu Hause genug, nein, wir kommen wegen dem Drumherum!“, erklärt Ruth Wiesenbach. „Hier kann man sich nett und zwanglos mit allen unterhalten, es geht gemütlich zu und ist immer ein lustiger Abend.“ Auch für Feinschmecker kann die Mahlzeit zur Beigabe werden. Einen speziellen Blick auf das Menü hat Helga Suttheimer als eine der Dunkselkochhelferinnen seit 1994. Sie weiß, wie`s geht und wie viel Arbeit in der Vorbereitung steckt: „privat Zwiebeln schälen, Kilos von geschnippeltem Dörrfleisch, in der Metzgerei Schemel wird dann alles traditionell fachmännisch verarbeitet, die Mehlschwitze mit dem Speck zubereiten und dann die dickflüssige Soße rühren, rühren, rühren…“ Zuvor hat der Metzgermeister die Würzmischung nach geheimer Rezeptur beigefügt. Damit gab in diesem Jahr im Generationswechsel nach dem Tod Erwin Schemels der Sohn Dominik sein Dunkseldebut und machte der Familie meisterhafte Ehre.

Neugier und der Wunsch noch ein wenig mehr dazuzugehören, bewogen Sigrid Melchert einen Erst-Dunksel-Selbstversuch zu unternehmen. Dafür schlug sie sogar die Geburttagsfeier des Sohnes aus. „Ich wohne schon einige Jahre in Bickenbach und möchte jetzt ausprobieren, was es mit dieser Tradition auf sich hat“. Die kulinarische Erfahrung überzeugte! Der Dunkselabschluss mit „Lustig“ hat ebenfalls viele Freunde. Als „Nachtisch“ reichte die Spielgemeinschaft eine Komödie. „Die Stepphühner“, ein rasant, frech- frivoler Dreiakter um die Pension Seeblick.

Dort kreuzen sich die Schwierigkeiten einer Partnervermittlung mit abenteuerlustigen, amourösen Aktivitäten anderer Gäste.

Überraschung dabei: Happyend mit Männerglück Regie führte Marc Leisinger, der zugleich als erotischer Mittelpunkt Ramon brillierte. Die Akteure schufen unvergleichliche Typen. Oliver Strauß gab den süßen Gegenpart. Tanja Suttheimer lieferte als Dorle ein täppisches Frauenzimmer von unfreiwilligem Humor, die schwarze Witwe Leocadia verkörperte Christine Altrichter mit Verve, Nora Hübner wurde als Wiebke zur zackigen Feministenkämpferin, hingebungsvolle Charakterkomik verlieh Joachim Klaus dem Guido, Christian Steiner glänzte als zwielichtiger Dr. Apostel, Melanie Barz erfreute mit Leib Herz und Seele durch ihre Darstellung der Partnervermittlerin und Seeblickwirtin Agnes war mit der resoluten Irina Bosse bestens besetzt.

Abschließend dankte Bürgermeister Martini der Schauspieltruppe für die gelungene Aufführung sowie allen an der Organisation und Ausführung der Veranstaltung Beteiligten, auf dass man sich beim Dunksel 2014 wiedersehe! Bestimmt!

Fotos: Stefan Oelsner
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