Den Jahren „Leben“ schenken!
Agaplesion Haus Bickenbach erweiterte sein Betreuungsangebot der Alltagsbegleitung mit zusätzlichem Personal
BICKENBACH, April 2015 (pem), „Wir können dem Leben keine Jahre schenken, aber den Jahren dafür umso mehr Leben“, darin liegt für Elisabeth Kern-Ruppert Motto und Motivation ihrer Arbeit. Es ist ebenso das Credo des Agaplesion Haus Bickenbach, in dem sie den sozialen Dienst leitet. Eine zu Jahresbeginn in Kraft getretene Gesetzesänderung eröffnet die Möglichkeit zu einem weiteren Schritt in Richtung Nächstenliebe. Das individuelle körperliche und seelische Wohlergehen steht ohne Frage im Mittelpunkt des Interesses, wenn es um Optimierung der Pflege- und Betreuungsleistungen geht. Die Erhöhung des Volumens ist immer wünschenswert, doch die Qualität entscheidet über den Erfolg. Seit einigen Jahren hat sich neben der klassischen Altenpflege deshalb ein weiteres Berufsbild herauskristallisiert und am Arbeitsmarkt durchaus etabliert: Alltagsbegleiter.
Ihre Aufgabe ist es, die einem alten Menschen noch verbliebenen Fähigkeiten zu fördern, Defizite soweit nötig auszugleichen, vor allem aber durch einfühlsame, wertschätzende Nähe die Würde des Menschen zu stärken, ihn in dem Zustand in dem er ist mit Anerkennung und Respekt zu begegnen. Umfassende Ausbildungen bei zertifizierten Trägern vermitteln den Alltagsbegleitern solides Wissen in Psychologie, Geriatrie, Beschäftigungsanleitung, Hauswirtschaft und anderen relevanten Bereichen. Beim Erfüllen der vielfältigen Aufgaben im außerpflegerischen Bereich wird aber nur derjenige auch seine Erfüllung finden, dem Zwischenmenschlichkeit ein persönliches Anliegen ist. Sachliche Professionalität ist unumgänglich, Herzenswärme nicht minder.
„Ursprünglich fanden Alltagsbegleiter ihr Einsatzgebiet in der Demenzbetreuung. Die Gesetzeserneuerung sieht eine Ausdehnung vor, auf alle Menschen mit einer Pflegestufe oder in Sonderfällen auch Personen, die in erheblichem Maße im Bestreiten ihrer Tagesabläufe eingeschränkt sind.
Das bedeutet, dass eigentlich jedem Bewohner diese Form der zusätzlichen Betreuung zusteht und wir dies als einen weiteren Punkt im Leistungskatalog unseres Hauses aufnehmen können“, erklärt Elisabeth Kern-Ruppert.
Die neu geschaffenen 5,5 Stellen verteilen sich auf elf Frauen. Alle sind sich einig, dass es kein leichter „Job“ ist, aber genau das suchten und fanden alle: Eine Aufgabe mit Hingabe. Jede der neuen Mitarbeiterinnen hat im Umgang mit den Senioren schon eine Reihe berührender Erlebnisse gemacht, durch die sie sich persönlich beglückt und bereichert fühlten. Diese Momente sind die Quelle, aus denen sich die Arbeitskraft wie von selber zu erneuern scheint. Elisabeth Kern-Ruppert weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass in keiner anderen Berufsgruppe des Hauses der Krankenstand so niedrig sei, wie unter den Alltagsbegleiterinnen.
Die Arbeitsplatzzufriedenheit bekommt Nahrung wenn man sieht, wie Vertrauen aufgebaut werden konnte, wie das Geborgenheitsgefühl in der Gemeinschaft Ängste nimmt, wenn die eigene Kreativität Erfolg hatte, eine ganz eigene Art der Kommunikation zu finden oder wie ein alter Mensch plötzlich ungekannte Fähigkeiten entdeckt. „Wir bemühen uns, den Menschen besonders beim Einleben in die neue Situation des Hauses behilflich zu sein, es soll als neuer – wenn auch letzter Lebensabschnitt – wahr genommen werden, den man gestalten kann. Es ist oft von Vorteil einem Menschen losgelöst von manchmal sehr belastendem familiärem Hintergrund unvoreingenommen entgegentreten zu können und „ihn einfach da abzuholen, wo er gerade ist,“ betont Elisabeth-Kern Ruppert.
Eine bunte Palette an Beschäftigungs- und Aktivitätsangeboten hält Gelegenheiten der Unterhaltung und Tagesgestaltung bereit: Gedächtnistraining, Spiel- und Erzählnachmittage, Vorlese- und Singstunden, Sturzprävention und Sitzgymnastik. „Jeder kann, aber keiner muss mit dabei sein“. Respekt vor der Individualität gehört auch zum Berufsethos der Alltagsbegleiterinnen.

