Der blitzgescheite Kassenfüller
Eine satirische Betrachtung von Petra Emmerich
Es gibt nichts Gutes, außer man tut es! Die kommunalen Haushalte ächzen und lechzen nach Entlastung. Wo Sparen allein nicht genügt, muss man finanzierungsaktiv werden mit Plan B. „B“ wie Beschaffung und Bürgernähe. Das Wichtigste für das Gemeinwesen sind doch die Bürger in guten, wie in schlechten Tagen.
Geht es aber um Beschaffung, scheint sich das Gemeinwesen ihnen gegenüber als gemeines Wesen zu entwickeln. Der Geistesblitz zum Kassenfüllen hat Form angenommen – und was für eine bedrohende Gestalt! An Ortsein- bzw. Ausgängen erhebt das Auge des Gesetzes mahnend und anklagend nun auch seinen moralischen Zeigefinger: „Oh Mensch, hab Acht – wie schnell ist vieles falsch gemacht, Du nimmst den Weg zu unbedacht! Die Gassenbeschaulichkeit hat Dich jetzt wieder, drum drossle deine Gänge nieder! Genieß auch bis zum letzten Feldrainmeter die Langsamkeit im dörflichen Leben, rasen kannst Du später, erst nach dem Ortsschild wird Gas gegeben!
Trifft Dich der Blitz, so folgt der Donnergroll: leer wird das Portemonnaie und Flensburgs Punktekonto voll!“ Leider postieren sich aber durchaus nicht alle als Verkehrserziehungsberechtigte augenfällig im Gesichtskreis der Automobilisten. Feldgrau-tarnfarbige, paramilitärisch anmutende Einheiten scheinen den Bürger-Krieg zu erklären, mit tückischen Guerillaüberfällen aus dem Hinterhalt. Welche Gefahrenstelle sichern sie? Welchen Verkehrsfluss optimieren sie? Man weiß, erkennt, errät und erfährt es nicht. Aber dieser Elitetruppe zollt jeder Tribut – früher oder später kriegen die Sie doch. Was uns so unberechenbar erscheint, hält uns besonders gut in Schach, die Furcht vor dem Eventuellen lähmt uns, der freie Bürger verzichtet freiwillig auf seine freie Fahrt. Die „Erschreckensherrschaft“ hat ihn entschleunigt, aber nicht einsichtig gemacht, eher böse. Wer legt seine Hand dafür ins Feuer, dass der nachhaltig eingeschüchterte Bürger nicht künftig so sehr damit beschäftigt sein wird, die verborgenen Blitzomaten ausfindig zu machen?
Deshalb könnte er es dann an tatsächlichen Gefahrenstellen an der Aufmerksamkeit für das Verkehrsgeschehen mangeln lassen. Aber wir sind ja auch nicht bei Plan „P“, wie Prävention und Prophylaxe, sondern wenden Plan „B“ an, mit der goldenen Regel: „Wer sich unangemessen verhält, wird angemessen zur Kasse gebeten.“
Sollte Ihnen auf wunderbare Weise bisher die Beteiligung am kommunalen Verkehrserziehungs- und Finanzausgleichsprogramm erspart geblieben sein, halten Sie sich weiter schadlos: Stellen Sie sich konsequent bei jedem Beschränkungsschild, das Sie passieren, die Geschwindigkeitsangabe mit einem Euro-Zeichen versehen vor. Das könnte die Höhe eines Bußgeldes sein!
So funktioniert Motivation, das wirkt positiv disziplinierend; denn Sie können sich über die horrenden Summen freuen, die Sie nicht zu zahlen brauchen. Lächelnd fahren Sie an jeder Säule, der „Entschleunigungsmarke“ vorüber, blinzeln Sie dem Auge des Gesetzes dreist zu – zurückzwinkern darf es ja nicht und Sie geben ihm keine Chance mehr!

