Alsbach-Hähnlein, Zwingenberg und Rodau

Das Summen wird lauter: Hendrik Steinack (links) und sein Imker-Kollege Thomas Schöppner freuen sich auf den Sommer und viele Gäste am Bienenlehrpfad. Foto: pes
28. April 2021 

Die Flugsaison hat schon begonnen

Imker Hendrik Steinack aus Zwingenberg hofft ab Mai wieder Führungen über den Bienenlehrpfad veranstalten zu können

ZWINGENBERG/ALSBACH, April 2021 (pes), Frühjahr. Das Bienenvolk hat sich verjüngt. Die Winterbienen sterben. Die nächste Generation wächst heran. Eine sensible Phase.

Bei den ersten wärmenden Sonnenstrahlen verlassen sie ihr Refugium und starten zum Futterflug. Mit dicken Pollenkörnern an den Hinterbeinen kehren sie zurück ins Alsbacher Schöntal. Es ist Mitte März und die Temperatur klettert auf zehn Grad. Am Bienenlehrpfad von Hendrik Steinack herrscht zwar nicht gerade Hochbetrieb, doch die Arbeiterinnen sind fleißig unterwegs.

„Normalerweise fliegen sie nicht weiter als drei Kilometer, wenn es in der Nähe genug Blühangebot gibt“, so der Imker, der hier im Sommer 2019 einen etwa 300 Meter langen Rundweg angelegt hat. An zwölf Infotafeln erfährt der Besucher allerlei Wissenswertes über das Leben der Bienen – von den einzelnen Arbeitszyklen über die Honig-Gewinnung und Bestäuberleistung bis zur Rolle der Bienen im Kreislauf der Natur.

Fundierte Informationen vom Deutschen Imkerbund, die der 43-jährige Zwingenberger hier oben auf Alsbacher Gemarkung eigenhändig platziert hat. Geöffnet ist das ganze Jahr über, Gäste können über eine kleine Treppe auf eigene Faust über den Lehrpfad streifen und sich zudem an Blühweisen, Obstbäumen und dem Blick in die Rheinebene erfreuen.
Jetzt freuen sich nicht nur die Bienen, sondern auch der Imker und die Besucher auf den beginnenden Frühling. Denn ab 9. Mai plant Hendrik Steinack wieder seine Führungen über das weitläufige Gelände zu starten.

Die Planung erfolgt unter Vorbehalt der Corona-Pandemie, doch der Gastgeber hofft, dass Führungen in kleinen Grüppchen an der frischen Luft und mit gebührendem Abstand möglich sein werden. Auch bei Gewitter kann ein Termin kurzfristig verschoben werden. Das ist unter Umständen nicht nur für Menschen riskant – auch die Bienen legen bei schwülem Wetter und aufziehenden Gewitterwolken eine gewisse Aggressivität an den Tag. Ansonsten sind die Tierchen sanftmütig und haben überhaupt nichts gegen Besucher, die ihnen bei der Arbeit über die Schulter schauen.

Für Steinack, der das Imkern 2011 zu seinem Hobby gemacht hat, ist das Gelände oberhalb des Blütenwegs ideales Terrain, um interessierten Gästen in einem lockeren naturpädagogischen Ansatz die Welt der Apis mellifera carnica näherzubringen, wie die Kärntner Biene als Unterart der westlichen Honigbiene im wissenschaftlichen Vokabular bezeichnet wird.
„Ich wurde von Spaziergängern immer wieder auf das Thema angesprochen. Der Informationsbedarf ist wirklich enorm hoch“, so der Herr über 20 Völker, von denen zwölf am Lehrpfad stationiert sind. Die anderen Stöcke stehen am Luciberg und bei ihm Zuhause an der Wiesenpromenade, wo auch ein Honigschrank zur Selbstbedienung wartet.

Um den Pfad anzulegen hat er im Schöntal eine Wiese neben seinem Grundstück dazu gepachtet, um hier gemeinsam mit seinem Kollegen Thomas Schöppner, ebenfalls aus Zwingenberg, ein blühendes Reich der Bienen zu schaffen. „Thomas war mein Imkerlehrling vor zwei Jahren“, erzählt der Experte, der auch seine Magazinbeuten selbst baut und in pastelligen Farben anstreicht. Das sieht nicht nur hübsch aus, sondern erleichtert auch den Bewohnern, nach ausgiebigen Flügen in die nähere Umgebung wieder gut nach Haus zu finden. Mit den Einnahmen des Naturhonigverkaufs wird Material, Winterfutter und Ausrüstung gekauft.

Auch die Anlage der Blühwiesen mit über 70 verschiedenen Pflanzen verschlingt einiges an Kosten. Anstatt vor Ort eine Dose zu platzieren („Womöglich allzu verlockend für manchen“), hat Hendrik Steinack eine Tafel mit einer Paypal-Kontonummer aufgehängt. So geht Spendensammeln im 21. Jahrhundert.

Alles andere ist alte Imkertradition. Überliefertes Wissen vereint sich mit modernen Forschungserkenntnissen über Leben, Schutz und Zucht der Tiere. Steinack und Schöppner verstehen Bienenzucht als Arbeit in und mit der Natur mit so wenigen Eingriffen wie nötig. Und genau in diesem Verständnis möchten sie auch die Funktion der Wild- und Honigbienen als wichtigen Teil des Ökosystems erläutern. Vor allem die Wildbienen haben beim Menschen keine Lobby – und ihr Sterben ist ein leises. Insektizide, monotone Agrarlandschaften sowie Flächenfraß und Lichtverschmutzung bedrohen das Leben und Überleben der Spezies. Ein ganz kleines Insekt spielt eine zentrale Rolle für den Erhalt der heimischen Kultur- und Landwirtschaft und einer gesunden Artenvielfalt. Hendrik Steinack möchte seine eigenen Artgenossen für dieses komplexe Thema sensibilisieren. Auch Schulklassen kommen gerne vorbei, um einen Blick in diesen perfekt organisierten, aber auch fragilen Superorganismus zu werfen.

Der Bienenlehrpfad ist zu Fuß leicht zu erreichen. Von Zwingenberg kommend führt ein Feldweg kurz vor der Feuerwehr Alsbach rechts in den Hang hinauf. Die Strecke ist ausgeschildert. Weitere Infos unter der Nummer 0160-95949366.