Gernsheim und Ried, Sport

Bald die einzigste Alternative zum Baden?
22. November 2013 

Draußenbaden Mitte November

Erinnern an verlorene Hallenbäder

GERNSHEIM, November 2013 (meli), Nasskalte Wochenenden im Winterhalbjahr haben Wassersportfreunde und Erholungssuchende in Gernsheim und Umgebung bis 2008 gern für entspannte Stunden im Hallenbad genutzt. Doch seitdem die Stadtverordnetenversammlung am 6. November 2013 den Abriss des still gelegten Gebäuses beschloss, ist diese seit ihrer Eröffnung 1973 beliebte Gernsheimer Freizeitstätte Vergangenheit. Weitere Verluste von Hallenbädern, zum Beispiel in Rüsselsheim und Pfungstadt, sind absehbar. Die Fraktion der GuD (Gernsheimer unabhängige Demokraten) machte am vorigen Samstag mit einer außergewöhnlichen Aktion darauf aufmerksam. Vom Sandstrand des Badesees Kiesloch stürzte sich die 60jährige Stadtverordnete Marianne Walz im Sommer-Sonne-Schwimmhallen-Badeanzug ins Wasser und schwamm bei sieben Grad Luft- und 10 Grad Wassertemperatur rund 100 Meter weit. DRK und DLRG waren zur Sicherheitsvorsorge dabei. Im Anschluss an das kalte Abbaden hatte die GuD dazu eingeladen, über die Zukunftsaussichten eines Hallenbad-Neubaus in Gernsheim zu sprechen.

Das Hallenbad wird ohne vorherige Bürgerbefragung nieder gelegt – beschlossen auf Antrag von CDU, Grünen und FWG. Ein Grund sich jetzt an die verlorenen Chancen zum Schwimmenlernen, zu Gesundheitstraining, Bewegungstherapie oder für spritzig-fröhliche Familienbadenachmittage zu erinnern, findet Marianne Walz. „Als leidenschaftliche Freizeitschwimmerin kenne und schätze ich die einzigartigen Wohltaten von körperlicher Aktivität im Wasser. Ich will, dass auch die Schöfferstädter und ihre Gäste diese Möglichkeit haben, wie sie zuvor bis 2008 über 35 Jahre lang gegeben war. Mit meiner Aktion will ich den Verlust des Hallenbades demonstrieren und nachdrücklich darauf hinweisen: Die Willensbekundung der Stadtverordneten zum Neubau war einmütig. “

Für die vier Mitglieder der GuD-Fraktion, bis 2011 noch SPD- und zwischenzeitlich freie Stadtverordnete, geht mit dem Abrissbeschluss ein langer Weg zu Ende, auf dem sie sich gegen den drohenden Verlust gewehrt haben. „Wir haben jahrelang für den Hallenbad-Erhalt gekämpft, und als Demokraten müssen wir das Ergebnis akzeptieren“, erklärt Fraktionssprecher Herbert Weckerle. „Aber wir sind überzeugt, dass die Mandatsträger in Parlament und Magistrat hinsichtlich der Erhaltung des Hallenbades weit hinter den Möglichkeiten zurück geblieben sind – auch angesichts kritischer Haushaltslage. Weckerle fügt hinzu: „Wir halten es außerdem für wichtig, auf die problematische Finanzausstattung der Kommunen in Bund und Ländern hinzuweisen. Sie gehört dringend reformiert. Und wie die aktuellen Nachrichten zeigen, geht das Bäder-Sterben in Kreis und Region geht weiter.“

Ursula Wolter hatte zusammen mit vielen Helfern anlässlich der Initiative zu einem Bürgerbegehren 2011über eineinhalb Tausend Unterschriften pro Hallenbad gesammelt. „Diese überwältigende Zustimmung hat Gewicht, auch nachdem unserem Bürgerbegehren die Zulassung versagt blieb. Wir wollen nun dafür eintreten, dass konkrete Schritte folgen, um einen Neubau zu verwirklichen. Er ist laut bürgermeisterlicher Bekundung an ein realisierbares Betriebskonzept geknüpft. Gemeinsam mit dem FHG und anderen Engagierten rufen wir zur konstruktiven Mitarbeit daran auf.“