Bickenbach

21. Mai 2013 

Fiasko um Faulpelz auf Freiersfuß

Was motiviert eigentlich die Laienschauspieler der Bickenbacher Spielgemeinschaft mit soviel Spaß an der Bühnenarbeit jahrelang präsent zu sein? Ihr neuestes Stück „Frau sucht Bauer“ erheiterte wieder zahlreiche Besucher in Bickenbach und Alsbach

BICKENBACH, Mai 2013 (pem), Amateurtheater ist Liebhaberei in Kostümen und Texten. Die Spieler leisten Profiarbeit – nur ohne Bezahlung. Sie tun es in zahllosen Probenstunden mit der unbezahlbaren Energie der Begeisterung.

Der Applaus ist der Lohn des Künstlers, aber genügt das denn schon? Wo steckt die Motivation viele Mühen auf sich zu nehmen? Bedeuten die Bretter wirklich die Welt? Fragt man hinter den Kulissen nach der Faszination, kommt die Antwort wie aus einem Mund: „Es macht einfach Spaß!“ Der Spaß an der Freude ist allen in ihrer Rollenpräsenz anzumerken. Melanie Barz ergänzt: „Am meisten freut man sich, wenn man dem Publikum eine Freude machen und mit dem Lachen richtige Entspannung bringen kann.“

„Manchmal ist es wirklich nicht so leicht, Rollen zu lernen“, räumt Peter Schuster ein, der bei der Schwanheimer Spielschar auch in Komödien aus der Jahrhundertwende auf der Bühne steht. „Die etwas altertümliche Sprache liegt einem ein wenig quer im Mund, aber so schöner Dialektanklang in den Bauernschwänken – der kimmt ahm leischd vun de Libbe!“ Tanja Sudheimer schätzt die Bühne eher als „Gegenwelt“. „So wie jetzt würde ich ja nie über die Straße gehen, aber das ist ja das Schöne daran, eine andere Person zu verkörpern.“ Christine und Jessica Altrichter pflichten bei: „Man kann sich mal richtig hinein vertiefen, jemand zu sein, der man sonst nicht ist!“

Andreas Daniel bestätigt, dass es durchaus passiert, innerhalb einer Rolle auch an eigene Charakterzüge erinnert zu werden.

Das gibt die Möglichkeit, sogar ein wenig mit „Selbsterkenntnis“ ironisch umzugehen und die Wesensarten in der Bühnenfigur zu überzeichnen. Die Lust an Übertreibung, Karikierung und dem detailreichen Ausgestalten von Typen würzt allen die Probenarbeit. „Man wächst in die Rolle hinein, denn schließlich „lebt“ man die Person für die Dauer des Stücks.“

Das bewirkt eben, trotz hoher Anforderungen, sogar Entspannung. Mit einer Rolle wächst man nicht nur in eine andere Person hinein, sondern auch über sich selbst hinaus. Das beste Beispiel dafür, welche bunt schillernden Energiepotenziale frei gesetzt werden, liefert Christian Steiner. Im aktuellen, erstmals von Ingrid Straub inszenierten Stück „Frau sucht Bauer“, reißt er die Zuschauer mit seiner Darstellung des tuntig-tütteligen Louis zu Lachsalven hin.

Manuela Fetzer, im Berufsleben allen als freundliche Geschäftsfrau bekannt, kostet die „Drachenrolle“ der Bauersfrau aus.

Nur mit Herzblut und Spielleidenschaft erzielt man die Authentizität, die das Publikum in den Bann schlägt: die beiden „Bordsteinschwalben“ Conni und Ria (Christine und Jessica Altrichter) bezeugen das ebenso wie der „Star“ und chronisch müde Bauernsohn (Andreas Daniel) und die zwischen TV-Fassade und wütendem Nervenzusammenbruch pendelnde Redakteurin Tanja (Melanie Barz).
Nebenrollen gibt es nicht, denn jeder trägt in seiner unverwechselbaren Figurengestaltung maßgeblich zum Gesamterfolg bei.

Schrill und originell ist die Geschichte um den Bauernsohn, der nach Willen der Mutter endlich unter die Haube soll. Die beliebte TV-Sendung zur Paarfindung soll es richten. Die Bewerberinnen sorgen zwar für Trubel auf dem Hof, doch erstens kommt es ja immer anders und zweitens als man denkt.

So hatte der „Brautschuh“ Größe 48 und das Schlussbild zeigte eine glückliche Männerwirtschaft!

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Eine illustre Gesellschaft hat sich im Wohnzimmer der Familie Bachmann versammelt. V.l. Christian Steiner, Tanja Suttheimer, Christine Altrichter, Jessica Altrichter, Melanie Barz, Manuela Fetzer und Peter Schuster. (Nicht auf dem Foto: Andreas Daniel). Foto: Stefan Oelsner