Alsbach-Hähnlein

Lokalschau des GZV Hähnlein 2012Eine der erfolgreichen Jungzüchterinnen des Vereins Emilia Reusch mit einem schön gezeichneten Sebright-Huhn.
03. Januar 2013 

Flügelspanne weltweit

Die lokale Leistungsschau des Hähnleiner Geflügelzuchtvereins weckte mit Nachwuchserfolgen sogar internationales Interesse

ALSBACH-HÄHNLEIN, November 2012 (pem), Gurren und Schnattern, Scharren und Flattern in Schlägen und Gattern – Henne oder Ei? Der Züchter misst beiden den gleichen Wert bei. Die Spannung wächst mit jeder Brut – ist das Nachwuchsergebnis noch besser als gut? Für Hühner, Gänse und Tauben fällt alljährlich die Entscheidung darüber. Bei der Lokalschau des Geflügelzuchtvereins 1911 treten die Mitglieder mit berechtigtem Züchterstolz an die Öffentlichkeit, um die Besten ihrer Gehege zu präsentieren.

„Wir möchten gerne zeigen, wie ungebrochen leistungsstark und aktiv der Verein immer noch ist. Wir blicken auf eine beachtliche hundertjährige Tradition zurück“, erklärt der Zuchtwart Werner Schäfer. „Vor allem liegt uns daran aufmerksam zu machen, wie viele prachtvolle Tiere es hier in unmittelbarer Nachbarschaft gibt, um ein Bewusstsein dafür zu schaffen, wie sehr es sich lohnt, eine Zucht zu betreiben“. Glücklicherweise sind die wenigsten in Hähnlein gebräuchlichen Rassen vom Aussterben bedroht. Mit dem Erhalt des Bestandes leistet man trotzdem einen Beitrag zur Artenvielfalt. Sich dabei noch um die Optimierung zu kümmern, bedeutet viel Verantwortung zu übernehmen.

Der Umgang mit Lebewesen ist eben mehr als nur ein Hobby. Durch aufwendige, intensive Hege und Pflege zollt der Mensch seinen Mitgeschöpfen Respekt. Gesundheitsvorsorge durch Reinlichkeit und beste Ernährung der Tiere steht als oberstes Gebot den Zuchtaufgaben voran. Fühlt sich das Federvieh wohl, freut sich der Mensch und fühlt seinen Sportsgeist beflügelt, es drängt ihn nach Vergleich und Wettbewerb. Der Verein lädt deshalb unabhängige Richter zur fachkundigen Begutachtung ein. Als Bewertungsgrundlage dienen ihnen Standardwerke mit Beschreibungen rassetypischer Merkmale. Je mehr sich ein Tier dem Idealbild nähert, desto besser die Bewertung. Ein Signal nach außen für andere Züchter. Gerade intern liegt ein Gewinn in einer solchen Präsentation, denn aus dem Richterspruch ergeben sich Hinweise für das weitere erfolgreiche Vorgehen.

Im Fokus der Bewertung stehen als objektive Kriterien die Form, also der Körperbau, Farbe, Standhöhe, d.h. Körperhaltung sowie Agilität, die auf gute Gesundheit schließen lässt. Die entsprechenden Details der „Zeugnisse“, die an den Käfigen angebracht sind, wird ein Laie nur bedingt verstehen. Trotzdem ist der Besuch der Lokalschau ein lehr- und „Aha-Erlebnis“-reiches Unternehmen. Schon das Betrachten der vielgestaltigen Federkleider bereitet ein ästhetisches Vergnügen.

Anhand der Informationstafeln, die einen Abriss über die historische Entwicklung der jeweiligen Rasse liefern, gerät man ins Staunen über so manche Qualitäten, aber vor allem über die Weltläufigkeit der geflügelten Freunde: die schnittig schlanke südostasiatische Pinguinente bringt es auf eine stattliche Legeleistung von 100 Eiern zu je 65 Gramm. Indianisch-chilenischer Abstammung sind die schwanzlosen Araucana und somit typische Vertreter der Laufhühner. Den Flügelschlag über den Großen Teich wagten die Wyandotten aus Nordamerika, gerne gehalten in ihrer Zwergform. Die kleinen Rassen erfreuen sich überhaupt zunehmender Beliebtheit, die Antwerpener Bartzwerge wie auch die Zwerg Welsumer stehen hoch im Kurs.

Die Sebrights verdanken ihre Existenz eventuell einem der liebenswerten Spleens für die Englands Aristokratie bekannt ist. Als einzige Rasse tragen sie den Namen ihres Züchters Lord Sebright.
Werner Schäfer pflegt nicht nur dessen Erbe, sondern hat sich auch als Buchautor zu diesem Thema profiliert. Die Abteilung der Taubenzüchter Hähnleins verstärkt regelmäßig die Gruppe des befreundeten Vereins aus Oberkrienitz. Zartfiederige Schönheiten waren es auch, die in diesem Jahr interessierte Blicke von weit her auf sich zogen. Mit dem Internet nutzen auch die Züchter eine willkommene internationale Präsentationsplattform ihrer Zuchterfolge. So machten die Voorburger des ersten Vorsitzenden Hans Flauaus in China Furore. „Nahezu kugelförmiger Kropf, farbige Flügelschilde, temperamentvolle Bewegung, in Aktion auf Zehenspitzen stehend“ lautet die Beschreibung der äußerst anmutigen und eleganten Tiere.

Drei Pärchen werden nun im Reich der Mitte für ebenso prachtvollen Nachwuchs sorgen. Der Hähnleiner Geflügelzuchtverein freut sich besonders, mit weltweiter Flügelspanne den Kontakt und Austausch der passionierten Federfreunde fördern zu können!

Fotogalerie:
Alle Fotos von Stefan Oelsner.
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Dieser Artikel erschien in der Dezemberausgabe des Melibokus Rundblick (Nr. 160).