Freiheit der fliegenden Räder
Die 5. Vollgas Jam zog über 50 Biker und eine große Fangemeinde zur Zwingenberger Bembelbahn
ZWINGENBERG, Oktober 2016 (pem), Je rasanter der Run, desto größer der Fun, Trick an Trick mit Bikergeschick. Hier heben alle ab – die Fahrer beim kunstvollen Überwinden der „Spines“ der „Bembelbahn“, die Zuschauer vor Begeisterung darüber.
Ringsum herrscht eine familiäre Atmosphäre von „Free-and-easy-Fun“. Das ist „Vollgas Jam“, wie man es auch in der fünften Auflage liebt! Auf dem Bembelbahn-Gelände stehen inzwischen sechs „Lines“, parallele Pisten in unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad zur Verfügung. Die Räder hören scheinbar auf Sportgeräte zu sein, sie verschmelzen mit dem Körper. Mit dieser „Erweiterung“ können die Grenzen und anatomische Bewegungseinschränkungen deutlich verschoben werden. In diesem einzigartigen Körpererlebnis liegt die hauptsächliche Faszination des Sports. Erhöhte Risikobreitschaft verbindet alle Extremsportler. Bei einigen Disziplinen steht eher der „Verteidigungscharakter“ Mensch gegen Natur im Vordergrund. Die eigene Kraft wird zum Widerstandleisten gebraucht. Anders bei den Bikern. Nicht die Bedrohung macht den „thrill“: Der Kick kommt von der immer weiter voran getriebenen Körperbeherrschung, die ein kolossales Freiheitsgefühl vermittelt.
Unabhängigkeit und Individualität kennzeichnen diesen Sport. Jeder feilt an seinem eigenen Stil, sucht sich seine Herausforderungen selber. Zuschauen, abgucken, probieren, üben bis man sich etwas zu eigen gemacht hat – so lernt man in der Bikerszene. Der Sport erfreut sich zunehmender Beliebtheit, so dass vermehrt sogar Vereinsabteilungen entstehen. Die Zwingenberger Bembelbahnnutzer sind aber nur als Gruppe dem Deutschen Alpenverein angegliedert.
Zehn von ihnen bilden das Organisationsteam für die „Vollgas Jam“. Ein attraktiver Wettbewerb für Amateure und Profis, da die besten mit Geld und Sachpreisen belohnt werden. Für einige Teilnehmer auch ein wichtiger „Contest“. Für die diesjährige „Mountainbike- Freestyle“-Tour kann man hier punkten. Verschiedene vorgegebene Veranstaltungen müssen absolviert werden, so dass am Jahresende dann die Gesamtwertung die besten Fahrer ermittelt.
In Zwingenberg gingen 50 Biker an den Start, eine Männerwelt. Marius Hormes, einer der Organisatoren bestätigt: „Das ist tatsächlich immer noch eine Jungs-Domäne, weil den Mädels die Verletzungsgefahr einfach zu groß ist.“ Die Freiheitsliebe und Wertschätzung der Individualität der Biker würde kaum eine andere Wettbewerbsorganisationsform zulassen als „Jam“, bei dem jeder präsentiert, was er anbieten möchte. Es existiert eine Fülle von Figuren und Sprüngen mit idealen Ausführungsschemata, doch nichts davon wird den Fahrern vorgegeben. Sie gestalten ihre „Runs“ selber unter den wachen Augen der Jury. Von den drei Versuchen wertet sie den gelungensten. Die besten zehn Fahrer aus der Amateur-Liga qualifizieren sich dann für die Ausscheidung. Regelmäßig beweist die Zwingenberger Feuerwehr ihr sportliches Herz. Sie trägt zur Faszination der Endrunde bei, in dem sie die Bembelbahn mit Flutlicht erhellt. „Die Zwingenberger Vollgas Jam ist deutschlandweit die Einzigste in dieser Form“, erklärt Yannick Romswinckel die Beliebtheit unter Fahrern und Publikum. Szenenbekannte Biker finden sich gern ein: Lukas Schäfer, Marvin Bucholzki oder der Sieger der letzten Vollgas Jam Erik Fedko kamen zur Bembelbahn mit nahezu perfekt vorbereiteten Sprüngen. „Zwei Wochen wurde im Vorhinein das Grünstück fit für die Jam gemacht!“ hebt der Organisator nochmals hervor. Aufgrund der schlechten Wetterprognose mussten die Organisatoren zu ihrem eigenen großen Bedauern das Flutlicht Highlight absagen.
Der gestraffte Programmablauf verlegte auch das Profifinale noch vor das Dunkelwerden. „Beim Jam können Biker in 30 Minuten ihr bestes geben und damit die Jury überzeugen.“ Das tat in diesem Jahr erneut Erik Fedko, auf dem 2. Rang Lukas Schäfer und als Drittplazierter Dean Friedrich. Bei den Amateuren setzten sich als Sieger Patrick Burger vor, Janis Vogt (2. Platz) und Nick Schubarth (3. Platz) durch. Der zum Abschluss des Sportevents einsetzende Regen machte die anschließende Party recht feucht, doch in keiner Weise minder fröhlich. Besucher und Fahrer kamen unter den vielen großen Schirmen und der örtlichen Bahnunterführung zusammen. Ergebnis war eine Festival ähnliche Atmosphäre. Elektronische Musik gab´s von BeatStayLove und den Traumtherapeuten. Und Live-Musik von der Band Spiegelbild. Bis in die Nacht hinein wurde, trotz strömendem Regen, getanzt und die Jam gefeiert. „Entgegengesetzt der Wetterbefürchtungen und den dazugehörigen Emotionen sind wir als Organisatoren sehr glücklich mit dem Verlauf der 5. Vollgas Jam!“
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