Alsbach-Hähnlein, Garten-Natur-Tiere

Einen Querschnitt seiner Arbeiten mit vielen farbenfrohen Bildern zeigt der Zwingenberger Künstler Gert Frey-Kinzinger. Foto: S. Oelsner
27. Mai 2014 

Frühlingsschwelgerei in Farblust, Formphilosophie und frischem Duft

Eine außergewöhnliche Ausstellung im Alsbacher Blumenhaus Skoberne vereinigt Gert Frey-Kinzingers Malerei und Liesel Ohls Puppenschnitzkunst

ALSBACH-HÄHNLEIN, Mai 2014 (pem), Zur „Sinnenlust im Wonnemonat Mai“ begrüßte der Senior-Hausherr Erich Skoberne die Gäste zur Vernissage einer originellen Ausstellung. Schon der Raum ist ebenso ungewöhnlich wie reizvoll – das von seiner Tochter Johanna Skoberne geführte Blumenhaus. Ein Ort „gezähmter“ Naturschönheit, arrangierter Pflanzenpracht, veredelter Vegetation, gebändigter Wildnis. Auch die Gärtnerei und Floristik ist ein schöpferisches Handwerk, in dem sich der Mensch als einfühlsamer Künstler mit Sorge und Sinn für Harmonie beweisen muss.

Der Mensch, das „schöpfende Geschöpf“, das gilt im höchsten Maß für die Künstler. Zur Einstimmung auf weitere ästhetische Reize öffnete die Musik dem Publikum die Achtsamkeit der Sinne.
Das Mutter-Tochter Streicherinnen-Duo Wohlfahrt verlieh einigen Kompositionen alter Meister die Klangstimme ihrer Instrumente. Einen anderen Weg der Kreativität hat 1995 Gert Frey-Kinzinger für sich entdeckt. „Es bedarf keiner Worte, seine Bilder sprechen für sich“, betonte Erich Skoberne. „Er fängt darin Stimmungen und Ausblicke in die Welt ein, an allen Orten, die er bereist.“ Damit schafft er Momentaufnahmen, in denen die Darstellung der Umgebung mit der inneren Befindlichkeit verschmilzt.“ Schnell gehen muss es, jeder Strich bleibt einmalig und unkorrigiert“, bestätigt der Künstler. Lichtverwöhnte, mediterrane Motive überwiegen. Schatten- und Sonnenspiele in Farbmischungsvariationen von Blau und Gelb dominieren die Leinwand. Mit dem Flair des „Savoir-vivre“ bannt er Impressionen, um sie mit schwungvoller Strukturierung in kraftvoll expressive Werke zu verwandeln. Verve in der Pinselführung gibt statischen Objekten Lebens pralle Dynamik. Naturalistisches Abbilden liegt ihm fern, die Natur braucht keine Kopisten. Deshalb arbeitet er „gefühlsrealistisch“ aus seiner inneren Bewegung heraus.

Das Prinzip gilt ebenso für Liesel Ohle. Die junge Alsbacherin fand über eine Tischlerlehre und das Instrumentenbaustudium zu ihrer Berufung, der Puppenschnitzkunst. Die Initialzündung lieferte die Studienaufgabe, statt der Schnecke am Ende des Instrumentenhalses einen Kopf zu gestalten. Sie entdeckte ihre Leidenschaft für das Figürliche. Bereits 2005 gewann sie in einem internationalen Wettbewerb den Nachwuchsförderpreis. In zehn Jahren fertigte sie über hundert.

Ohne Vorlagen befreit sie das Holz von seinem Materialwert, um eine Seele zu entlocken, die die Form des Puppengesichts prägt. In rund 25-stündiger Hingabe entsteht unter ihren Händen ein Individuum. Als Schöpferin von Geschöpfen führt sie auch ein „Geburtenbuch“ und die Puppen können eigentlich nicht gekauft, sondern nur „adoptiert“ werden.

Als „Geschwister“ sind sie gemacht für Kinderhände mit weichem Körper aus Baumwolle, liebevoll von Liesel Ohles Mutter in Strickkleidung gewandet, mit ausdrucksstarken Charakterköpfchen.
Die Ausstellung lässt die Besucher fühlen. Nur Hand in Hand mit der Natur wird Kunst geschaffen, die berührt. „Lasst uns Farbe trinken“, zitierte auch Erich Skoberne. Ja, die Kunst kann uns laben und nähren, dass wir sie brauchen, gehört zu unserer humanen Existenz. Bis 28. Mai ist die Ausstellung im Blumenhaus Skoberne in Alsbach (Alte Bergstraße 80) zu sehen.