Bauen und Wohnen, Bensheim

Das Hemsberg-Viertel im Miniformat.
04. Oktober 2013 

Hemsberg-Viertel im Miniformat

Stadt bespricht mit Bewohnern Entwicklungsmöglichkeiten des Wohnquartiers am Modell

BENSHEIM, Oktober 2013 (psp), Die einen möchten ihren Kindern die Möglichkeit geben, auf dem Familien-Grundstück zu bauen, andere befürchten einen Anstieg des schon vorhandenen Parkdrucks im Quartier und den Verlust seiner Charakteristik. Das Meinungsbild innerhalb der Hemsberg-Bewohner ist unterschiedlich und macht deutlich, dass eine bauplanerische Regelung sinnvoll erscheint.

Zu diesem Fazit kommen die Vertreter des städtischen Baudezernates, die im Rahmen einer neuartigen Bürgerbeteilung mit insgesamt 75 Bewohnerinnen und Bewohner des Hemsbergs die künftige Entwicklung des Wohngebietes diskutierten. „Anbau, Neubau – oder soll alles so bleiben, wie es ist?“ war das Motto, das anhand eines Modells des Quartiers anschaulich durchgespielt werden konnte.

Dank zweier Familien, die sich bereit erklärt hatten, ihre Auffahrten zur Verfügung zu stellen, konnten die Veranstaltung mitten im Quartier stattfinden. Ein kunterbunt bemaltes Modell des Wohngebiets, das Kinder der Klasse 3b der Hemsbergschule gefertigt hatten, war ein „lockerer Einstieg ins Thema und ein origineller Ansatz“, so Erster Stadtrat und Baudezernent Helmut Sachwitz. „Zudem führt er dazu, dass auch die Kinder sich mit ihrem Viertel identifizieren und beschäftigen“.

Auf dem annähernd maßstabsgetreuen Modell fiel die Orientierung leicht, gerade die großen Grünflächen waren deutlich zu erkennen. Bunte Holzklötze zeigten beispielhaft die Möglichkeiten, wie eine weitere Bebauung aussehen könnte. Als „behutsame Nachverdichtung“ bezeichnete der städtische Demografiebeauftragte Markus Foltin kleine Anbauten oder Neubauten im Garten. Die „starke Nachverdichtung“ hingegen schaffe mehr zusätzlichen Wohnraum, oft in Form von Mehrfamilienhäusern. „Beides kann man im Gebiet finden“, so Foltin, „doch wo Mehrfamilienhäuser entstehen, werden Vorgärten, die charakteristisch für dieses Viertel sind, durch Stellplätze ersetzt“.

„Durch maß- und sinnvolle An- oder Neubauten können wir einen Beitrag dazu leisten, dass die Menschen hier bleiben können und Familien zusammengehalten werden“, nahm Sachwitz das Beispiel der Wohnbebauung durch die Kinder auf. „Wenn Menschen das Viertel hingegen verlassen, werden die Grundstücke oft anders verwertet.“

Existiert kein Bebauungsplan, so kann dem Bestand entsprechend gebaut werden. Im Quartier habe das dazu geführt, dass die Häuser immer größer geworden seien. Wenn das auch nur Einzelfälle seien, so sehen manche darin die Rechtfertigung, das Gleiche tun zu dürfen, erläuterte der Teamleiter der Stadtplanung, Gerd Lindauer. „Selbst dann, wenn das dem Gebiet nicht gut tut.“
„Wenn in einen Garten ein Haus gebaut wird“, gab eine Anwohnerin zu bedenken, „sind alle außen herum auch betroffen“. In der Folge müsste auch über Erschließungen und Wegerechte gesprochen werden. Ein Bürger äußerte seine Angst, dass das Quartier, das in den 1950er- Jahren als „grüne Oase“ für Selbstversorger gebaut worden war, seinen Charakter verlieren könnte. „Der Bedarf an einem Bebauungsplan wird immer klarer“, stellte ein weiterer Bürger fest.

Die Unzufriedenheit mit der derzeitigen Entwicklung des Quartiers sei deutlich herauszuhören, stellte Moderator Dr. Sven Fries abschließend fest. Die Beteiligten seien sich jedoch einig, so der Stadtberater mit eigenem Sozialplanungsbüro, dass sowohl eine moderate Verdichtung als auch ein Bebauungsplan für sie Vorteile bringen könnten. „Es ist gut, dass die Stadt hier das Gespräch sucht“, so die mehrheitliche Meinung zu der sachlichen und konstruktiven Diskussion auf Augenhöhe.

In einer weiteren Beteiligungsaktion am 7. November sollen die Ergebnisse dieser Bürgerbeteiliungsaktion vorgestellt werden: „Das ist zunächst nicht mehr als ein Stimmungsbild“. Entscheiden sich die Bürgerinnen und Bürger tatsächlich für ein Bebauungsplanverfahren, so könnte dieses bereits im nächsten Jahr abgeschlossen werden.