Fotogalerien, Seeheim-Jugenheim

In den wöchentlichen Übungsstunden werden der Jugendfeuerwehr die Grundlagen vermittelt. Unser Foto zeigt Nina Reckling, Jan-Lukas Herzog und Jugendwart Christian Mauersberger. Foto: soe
08. März 2016 

„Hervorragendes Mannschaftsgefüge“

Freiwillige Feuerwehr Seeheim im Fokus

SEEHEIM-JUGENHEIM, März 2016 (pem), In Gemeinden und kleineren Städten sorgen die Freiwilligen Feuerwehren für den gesetzlich vorgeschriebenen Brandschutz. Und das machen sie ehrenamtlich. Das bedeutet für die Einsatzkräfte eine Rund-um-die-Uhr-Bereitschaft. Fünf Ortsteilfeuerwehren hat die Gesamtgemeinde Seeheim-Jugenheim nach der Schließung der Wehr in Malchen derzeit. Die größte davon ist die der Kerngemeinde Seeheim. Wehrführer Jens Ramge ist einer der Einsatzleute, die nicht nur im Ort wohnen, sondern auch dort arbeiten. Der oberste Feuerwehrmann der Seeheimer Wehr ist damit einer von denen, die für die Aufrechterhaltung der so genannten Tageseinsatzstärke sorgen. Die bemisst sich danach, wie viele Einsatzkräfte tagsüber innerhalb der gesetzlich vorgeschriebenen zehn Minuten an einem Einsatzort sein können.

„Wenn´s drauf ankommt, sind immer alle da“
„Wir sind nicht besser oder schlechter als andere Wehren“, betont Wehrführer Jens Ramge. Die Feuerwehr ist an jedem Ort ein ganz besonderes Phänomen. Eine Gemeinde ist verpflichtet, aus Gründen des Brandschutzes, eine Wehr aufzustellen. Dabei macht sie gleichzeitig einen erheblichen Gewinn für Sozialstruktur und Lebensqualität eines Ortes aus. „Oft ist sie der letzte existierende Verein in kleinen Gemeinden.“ Sie schultert einen Teil der Jugendarbeit und ermöglicht durch Beteiligung mit Personal und Gerät mancherlei Aktionen und Veranstaltungen. Das leisten die Floriansjünger zusätzlich zu ihrer freiwilligen Einsatzbereitschaft, die sie rund um die Uhr an 365 Tagen des Jahres zeigen.

Ein Feuerwehrmann hat viele Gesichter
Die Motivation dahinter ist schwer zu fassen. Das Engagement für den Ort und seine Bürger macht einen großen Teil aus. Man infiziert sich mit dem „Virus“ und die Feuerwehr gehört zum Leben und zur eigenen Identität.“ Die Erfahrung zeigt, dass die Zugehörigkeit zum Verein den Menschen prägt. Denn bis auf rare Ausnahmen der Quereinsteiger haben die meisten in der Einsatzabteilung bereits im Kindesalter begonnen. „Wer mit den Jüngsten spielerisch hineinfindet, will bald „richtig“ trainieren mit der Jugendfeuerwehr und die Jugendlichen durchlaufen mit neugierigem Enthusiasmus die Ausbildung bis sie es schließlich in die Einsatzabteilung geschafft haben. Dann wünscht man sich viel Praxiserprobung und Fortbildung. So gehen die Jahre dahin, bis unwiderruflich mit dem 65. Geburtstag dem Aktivenleben ein Ende gesetzt ist.

Die Versicherungen lassen nicht mit sich handeln. Die Die Versicherungen lassen nicht mit sich handeln. Die Kameradschaft endet hier aber keinesfalls, denn in der Alters- und Ehrenabteilung werden die Langgedienten zu den „guten Seelen“ des Vereins. Mit Unternehmungen und eigenen Treffen in ihrer Altersgruppe immer noch rührig, unterstützen sie gerne mit Rat und Tat bei Veranstaltungen. Auch hier gelingt es, alle Generationen in Kontakt bleiben zu lassen.

Die Tradition der Spielleute bei Wehren reicht zurück bis ins 18. Jahrhundert und übertrug den Einsatz von Trommeln und Pfeifen aus dem militärischen in den zivilen Bereich. Instrumente dienten der Signalübermittlung sowie der rhythmischen Unterstützung beim Exerzieren und Marschieren. Heute stellt der Musikzug einer Wehr den kulturellen Zweig des Vereins dar. „Es ist ein bedeutender Teil unserer Öffentlichkeitsarbeit“, erklärt Jens Ramge. Einem mit 39 Mitgliedern recht großen Ensemble, das sich auf musikalisch-technisch hohem Niveau bei verschiedensten lokalen und regionalen Veranstaltungen hören lässt, fällt die Repräsentationsaufgabe leicht. Musik schlägt bekanntlich Brücken zwischen allen Menschen und so gestaltet sich das Repertoire für alle Generationen attraktiv.

Seit 2005 führen Sascha Reckling und Tanja Brückmann gemeinsam den Stab zu Märschen, Rock- und Popsongs, Evergreens und Bigband-Sound. Man braucht nicht Mitglied der Einsatzabteilung zu sein, um mitzumachen. Dank des finanziellen Rückhalts durch den FFW-Förderverein ist es sogar möglich, die Instrumente zur Verfügung zu stellen und die qualifizierte Ausbildung daran durch Musiklehrerin Susanne Koch kostenfrei zu halten. Nachwuchsmusikanten besonders für Trompete und Bass sind herzlich willkommen. Trainingswochenenden geben den letzten Schliff. Im vergangenen Jahr absolvierte der Musikzug rund 20 Auftritte, die Drum-Abteilung beteiligte sich an Drum-Shows.

Das vielfältige Programm außerhalb der Übungsstunden mit Wander-ungen, Grillfesten und Familienwochenenden bindet zusätzlich an den Verein. „Nicht selten führt der Weg dann bei Jugendlichen über die Musik- in die Einsatzabteilung. „Frühst möglich übt es sich dafür in der „Mäusefeuerwehr“. Eingebettet in Spiele oder Bastelsequenzen, machen Kinder sich vertraut mit Basiswissen wie Notrufe absetzen oder soweit körperlich schon möglich, Handhabung von Gerätschaft.

Vor allem wird die Saat gelegt zum gemeinsamen, koordinierten Handeln und zum „Einer für alle – alle für einen – Denken“, was der Kern des „Feuerwehrmann-Virus“ darstellt. Mit dem 12. Lebensjahr erfolgt die Aufnahme in die Jugendfeuerwehr. Erfreulich ist die Entwicklung, dass immer mehr Mädchen mit von der Partie sind. Mit gezieltem Training werden die Jugendlichen auch auf die Abzeichenprüfungen vorbereitet. „Gott zur Ehr, den Bürgern zur Wehr“ – wohl kaum ein Bürger, der die Selbstlosigkeit nicht zu schätzen wüsste, obwohl sie manchmal als Selbstverständlichkeit hingenommen wird. Gerade in Seeheim freut man sich aber über einen großen Kreis von passiven Unterstützern. „Der Förderverein ist eine finanzielle Rückfallebene für uns,“ erläutert der Wehrführer. Neben der Bezuschussung der Jugendarbeit können oft auch Anschaffungen auf dem Gebiet der Gerätschaft schneller getätigt und unter Umständen für die Gemeinde vorfinanziert werden. „Ein kompletter Mannschaftswagen ist nur ein Beispiel dafür!“

Fotos: Stefan Oelsner
[nggallery id=405]