Holger Habich sagt im Rathaus Adieu
Zwingenberger Bürgermeister aus dem Amt verabschiedet – viel Musik, wenig Reden, Zeit zu Gesprächen zum Abschied
ZWINGENBERG, März 2025 (tom), Seit Monatsbeginn hat Frankfurt einen neuen Chef an der Spitze des Ordnungsamts. Holger Habich, promovierter Jurist mit FDP-Parteibuch und Zwingenberger, hat die Leitung des Amtes nunmehr inne und ist damit Chef von rund 600 Mitarbeitern. Bis zum Wechsel in die Mainmetropole war er, vielen als solcher bekannt, Bürgermeister in seiner Heimatstadt Zwingenberg. Dort ist er Ende November mit einem Festakt in größerem Rahmen als Rathauschef verabschiedet worden. Schon zuvor war ihm bei verschiedenen Gelegenheiten und Veranstaltungen im Kleineren Dank zuteil geworden, ist sein Wirken für die Stadt gewürdigt worden.
Nun war in den Adlersaal geladen worden. Keine großen und schon gar nicht langen Reden sollte es geben. Vielmehr wurde der musikalischen Vorliebe des langjährigen Bürgermeisters Tribut gezollt, ebenso wie dem Wunsch nach Zeit zu persönlichen Begegnungen, zu Gesprächen. Ein fein abgestimmtes Musikprogramm ganz nach Holger Habichs Geschmack gab es. Klassik pur zumeist. Wunderbar, der Beifall der Zuhörenden darf als Ausdruck dessen verstanden werden.
Etwas mehr als eine Stunde berührten Stimmen und Klavierbegleitung wie Klaviersoli das Publikum. Mit Wohlklang gingen somit siebzehneinhalb Amtsjahre von Habich im Zwingenberger Rathaus zu Ende. Manch junger Mitbürger hat demnach gar keinen anderen Rathauschef erlebt, ist sozusagen mit Habich groß geworden.
Holger Habich nutzte den Abend, um Danke zu sagen. All denen, die ihm während seiner Amtszeit zur Seite gestanden haben und die sich für die Stadt, das Gemeinwesen und das Gemeinwohl, eingesetzt haben. „Ihnen allen danke ich sehr für ihren guten Willen und für ihre guten Taten“, so der scheidende Bürgermeister. Den mehr als 250 Gästen und letztlich damit wohl auch den Zwingenbergern im Gesamten rief er zu: „Vielen Dank, alle guten Wünsche für Sie alle! Bleiben Sie der Stadt Zwingenberg gewogen!“ Das war’s. Eigentlich hätte die Amtszeit noch einige Monate angedauert, doch der Wechsel nach Frankfurt forderte ein frühzeitigeres Ausscheiden aus dem Amt an der Bergstraße.
Auf eine Bilanz seiner drei Amtszeiten hatte der Bürgermeister in seiner Ansprache verzichtet. Die gab es vielmehr schriftlich. Und auch da zeigte er sich bescheiden, die Jahre von 2007 bis heute packte er auf vier DIN-A4-Seiten, Texte plus Bilder. Innenentwicklung, Infrastruktur, Gewerbe, Nahversorgung, Ärzteversorgung hatte er dabei im Blick, ebenso die Dorferneuerung, Stadtbücherei, Güterbahnhof, weitere Überschriften sind Kinderbetreuung und Spielplätze, gleichfalls Kultur und CittaSlow, Brandschutz und Rettungsdienst, Vereine und ehrenamtliche Initiativen, Neubau der Sportanlagen und Finanzen. Holger Habich räumte zugleich ein, dass ihm der Abschied aus dem Amt in Zwingenberg bei allen Anforderungen und Herausforderungen, die mit dem Wirken und der Verantwortung eines Bürgermeisters einhergehen, nicht leicht fällt. Aber, naheliegend, er freut sich auch auf seinen beruflichen Neubeginn, die neuen Herausforderungen.
Habich beließ es bei einer faktischen, damit rein sachlichen Betrachtung. Den Bogen spannte er dabei von der Schaffung neuer Wohngebiete während seiner Amtszeit bis hin zum intensiven Austausch mit den Partnerstädten. Was die Finanzlage anbelangt, in Zeiten wie diesen allerorten ein großes Thema, verlässt der Bürgermeister das Rathaus mit der Bilanz: „Wir konnten Rücklagen in Millionenhöhe bilden und sind trotz erheblicher Investitionen moderat verschuldet“. Die Bewertung des Rückblicks und der Standortbestimmung darf der Leser besagter vier Seiten selbst vornehmen. Und die dürfte durchaus positiv ausfallen. Zwingenberg hat sich in den zurückliegenden Jahren weiterentwickelt und kann, auch wenn es die kleinste Stadt im Kreis Bergstraße ist, im Konzert der Städte und Gemeinden bestens mithalten.
Beim Empfang zum Abschied des nunmehr ehemaligen und zu diesem Zeitpunkt noch amtierenden Bürgermeistersist es Stadtverordnetenvorsteher Andreas Kovar gewesen, dem der offizielle Part einer Ansprache zuteil wurde. In Anknüpfung an das Musikprogramm und immer wieder mit einem Augenzwinkern skizzierte er den Weg und das Tun von Holger Habich während dessen Zeit als Rathauschef. Er sprach von einem leidenschaftlichen Wirken während der drei Legislaturperioden, vom Abschied von einem geschätzten Bürgermeister, von gemeinsamen Erfolgen, womit er wohl den Bürgermeister, die Politik, die Verwaltung und viele weitere Akteure des Stadtgeschehens meinte.
Für den Weggang aus dem Zwingenberger Rathaus und dem Wechsel auf den Chefsessel des Frankfurter Ordnungsamtes zeigte Kovar Verständnis, „wenn man vieles bewirkt hat und auch nochmal etwas Neues anfangen möchte“. Zumal sich bei Holger Habich ein runder Geburtstag ankündigt, der durchaus auch eine Wegmarke hin zu einer Veränderung sein kann.
Ovationen gab es am Ende für alle. Wie schon erwähnt für die Künstler, selbstredend für Holger Habich und auch für Andreas Kovar.
Und wie geht es nun weiter an der Spitze der Zwingenberger Stadtverwaltung? Habich hat Adieu gesagt, Erste Stadträtin Karin Rettig übernimmt bis zur Amtseinführung des Nachfolgers das Amt des Bürgermeisters, hier nun der Bürgermeisterin. Der eigentliche Nachfolger aber muss erstmal gewählt werden.
Der Termin hierfür geht mit der Bundestagswahl im Februar kommenden Jahres einher. Das hat die Stadtverordnetenversammlung kürzlich festgelegt. Und Holger Habich ist mit seinem Wechsel nach Frankfurt wieder in der Stadt, in der er vor seiner Amtsübernahme in Zwingenberg im Jahr 2007 schon tätig war. Seinerzeit als Jurist beim Verband der Chemischen Industrie.

