Hufschlag im Herztakt
Das Pfingstfest des Reitervereins Hähnlein begeistert Pferdenarren
HÄHNLEIN, Juni 2012 (pem), Ein Hufeisen bringt vielleicht Glück. Vier Hufeisen machen immer glücklich, egal, ob sie zu einem Pony oder einem rassigen Vollblüter gehören! Wer das noch nicht wusste, bekam beim Reiterfest des Hähnleiner Reitervereins Gelegenheit zu der Erfahrung. Man muss sich nicht einmal selbst in den Sattel schwingen, denn das Vergnügen ist ganz auf der Seite der „Passivsportler“.
Die traditionsreiche Veranstaltung zieht familienweise ihr Publikum an. “Ich würde mich ehrlich gesagt nicht freiwillig auf ein Pferd setzen,“ gesteht eine junge Mutter, „trotzdem finde ich, dass es wunderbare Tiere sind und schaue gerne ihren eleganten Bewegungen zu.“ Das Töchterchen sieht die Sache umgekehrt und kann kaum erwarten, selber einmal das Glück der Erde auf dem Rücken der Pferde zu verspüren. Mit helfenden Händen hinauf gehievt, startet mit den ersten am Zügel geführten Ponyrunden für sie vielleicht die Reiterkarriere. An Nachwuchs mangelt es nicht. Regelmäßig begeistern sich dazu noch Besucher für den Pferdesport. Den Organisatoren gelingt es durch die Vorführungen Einblicke in die verschiedenen Sparten zu geben und die Stufen des Aufbaus der Ausbildung zu demonstrieren: “Anfänger ist kein Schimpfwort“, betont Rudi Haibt, der erste Vorsitzende des Vereins. Anfänger – das heißt viele Chancen und Entwicklungsmöglichkeiten. Deshalb kommen auch schon die Jüngsten zum Zuge, stolz ihre frisch erworbenen Künste zu demonstrieren. Das macht einen Teil des Fest-Charmes aus: die Darbietungen wollen nicht in erster Linie mit Showeffekten bestechen, sondern Momentaufnahmen aus dem Reiteralltag vermitteln und anschaulich Verständnis für das Reiten als Paar- und Teamsportart wecken. Für eine solide Betreuung sorgt das Team der Reitlehrerinnen Heidi Kunst, Karin Ritzert, Xenia Neumann und Marisa Schmitt. Alles beginnt beim fast noch spielerischen Umgang mit dem Tier: Multitalent und Universalschulpferd Jasper versieht seinen Dienst an der Longe, während die kleine Reiterin den lockeren ausgeglichenen Sitz übt, freihändig das Gleichgewicht hält, um das Pferd voran zu treiben. Wer den Wasserglastest besteht, d.h. auch im Galopp mit ruhiger Hand nichts verschüttet, zählt zu den Fortgeschrittenen. Die nächste Station: Abteilungsreiten in der Bahn, mit gut kontrolliertem Abstand zum Vorpferd die Reithilfen exakt einsetzen, um die Hufschlagfiguren präzise auszuführen. “Wie störe ich mein Pferd am wenigsten“, formuliert Rudi Haibt die Aufgabe. Sensibilität schafft Synergie und mit jeder Runde wächst die Harmonie.
Die Allerkleinsten kommen turnerisch zum Vierhufervergnügen: In der Voltigiergruppe machen sie sich mit dem Pferdegefühl vertraut durch Balanceübungen: auf dem geduldig breiten Rücken knien, die „Fahne“ wagen oder das „Mühlchen“ und dann ein eleganter Abgang über den Pferdepo – alles ganz einfach, denn man sieht, dass es riesigen Spaß macht. Bürgermeister Georg Rausch – anwesend als freiwillig helfender Tontechniker – lobte die intensive und erfolgreiche Jugendarbeit des Vereins und dankte Rudi Haibt für seinen wertschätzenden Einsatz. Neben der Reiterschulung macht die Pferdeausbildung einen wichtigen Teil der Aktivitäten aus. Mit der „Bodenarbeit“ zeigte eine Gruppe, wie „das Pferd seinen Reiter bewegt“. Im Longentraining ohne Zaum geht es um den gegenseitigen Vertrauensgewinn und die Sensibilisierung für die Körpersprache des Tieres.
Die übrigen Programmpunkte bestritten die „Könner“. Ein feststehendes, mit Spannung erwartetes Ereignis stellt die Vorführung der Jugendabteilung dar. Von der Idee bis zur Ausführung und Kostümierung völlig autark organisiert, lud diese die Zuschauer in den Wilden Westen. Eine quirlige und versöhnliche Cowboy- und Indianergeschichte kombinierte Fantasie und Reitkunst. Mit echtem Westernstyle beeindruckte Marisa Schmitt auf ihrem von ihr ausgebildeten Quarterhorse. So selbständig wie möglich arbeitet das Pferd, der Reiter unterstützt minimal und Zügel spielen fast keine Rolle: Teamwork in Perfektion! Mit geschliffener Dressur- Akkuratesse, die einer Ballettchoreographie würdig war, faszinierte die „Olympia-Quadrille“ von zwölf Pferden. Die so leichtfüßig anmutenden hohen Anforderungen an Konzentration, Koordination und Beherrschung ließen das Publikum staunen. Nicht jedes Pferd ist ein geflügelter Pegasus, aber das Springen liegt dem Fluchttier im Blut. Eine Springquadrille dagegen nicht unbedingt. Die „Überzeugungskunst“ der Reiterinnen war gelegentlich auch beim Bewältigen eines kleinen Parcours gefragt.
Ein Pferd ist nicht allein zum Reiten da: Darauf machten die Gespannfahrer aufmerksam. Mit geschickter Hand galt es durch eine Hindernisstrecke im Wettlauf gegen die Stoppuhr zu kutschieren. Um die Wendigkeit nur an der langen Leine und mit ein wenig Peitscheneinsatz zu dirigieren, muss man wohl schon etliche Übungskilometer hinter sich gebracht haben.
Zum Fest gehören bei den Hähnleiner Reitern immer aktive Gäste: das Bergsträßer Bläsercorps schmetterte sein begrüßendes Eröffnungs-Hallali. Der Hundeverein Zwingenberg trug mit einem Gehorsamkeitstraining seinen Teil zum Mesch-Tier-Kombinationssport bei.
Unterhaltsam, informativ, abwechslungsreich, gemütlich – alles trifft auf das Reiterfest zu. Doch ein besonderes Flair prägt das Feiern, bei dem sich die Besucher so wohl und „dazugehörig“ fühlen: überall spürt man den Gleichtakt von Huf- und Herzschlag.
Fotogalerie:
Alle Fotos von Stefan Oelsner
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Dieser Artikel erschien in der Juni-Ausgabe des Melibokus Rundblick (Nr.156).

