Ideenprobe für die bessere Energiezukunft
Mit der feierlichen Grundsteinlegung zur „ETA“ blickt die TU Darmstadt freudig auf den Betrieb einer Modell- und Forschungs-Fabrik auf der Lichtwiese
DARMSTADT, Oktober 2014 (pem), Energie ist zu kostbar, um verschwendet zu werden. Längst betrachtet dies niemand mehr als ökologischen Kassandraruf. Das Bewusstsein für einen weniger sorglosen Umgang hat sich in der Bevölkerung durchgesetzt. Die praktische Umsetzung dagegen hat noch nicht das Maximum der Möglichkeiten erlangt. Tatsächlich sehen Wissenschaftler im Bereich der Privathaushalte immer noch das größte Potential zur Verbesserung der Energiebilanz.
Lange bevor das Schlagwort der „Energiewende“ in der Politik die Runde machte und in sämtliche Agendas Einzug hielt, gab es seitens der Forschung und Wissenschaft ambitionierte Vorstöße, um auch in Industrie und Wirtschaft die Optimierung voranzutreiben. Mit finanziellen Förderungen würdigte das Bundesministerium den Wert der für die Energiewende fundamentalen Basisarbeit. Die TU Darmstadt befand sich dabei immer in der ersten Reihe der innovativen Vordenker.
„Energieeffizienz“ heißt das für uns alle letztlich überlebenswichtige Prinzip. Die Strategie geht weit über das bloße Energiesparen hinaus: neben der Verbrauchsreduktion spielen Aspekte wie alternative Gewinnung, Speicherung, Transformation oder Zweitnutzung eine Rolle. Je besser das Zusammenspiel dieser Faktoren strukturiert ist, desto mehr Leistung lässt sich mit geringstem Aufwand erreichen. Es leuchtet ein, dass es für einen Betrieb nur ein erster Schritt sein kann, in Teilbereichen die Produktionsbedingungen positiv zu beeinflussen. Erst eine Bündelung aller Optimierungspotenziale schafft die gewünschte Effektivität. Eine Vernetzung der Maßnahmen, die sich über den Gesamtablauf erstreckt, führt zum Ziel.
Die TU Darmstadt wäre nicht die renommierte Forschungs- und Bildungsstätte, beließe sie es in diesem Punkt bei Berechnungen und theoretischen Planspielen. Vor acht Jahren wurde die Idee zum Projekt einer Modellfabrik geboren. Ziel dieses Projektes ist die Senkung des Energiebedarfs in der Fertigung zu erreichen. Wie ein Betrieb der Metallverarbeitung in einer besseren Energiezukunft aussehen könnte, wurde in Zusammenarbeit relevanter Fachbereiche der TU Darmstadt erarbeitet.
„ETA“ wird im November 2015 die Produktion aufnehmen. Auf 1450 qm Gelände entstehen 550 qm maschinelle Nutzfläche. Die „ETA-Fabrik“ zeichnet sich durch Synergien aus, nämlich durch das Zusammenspiel der Gebäudearchitektur, der Infrastruktur und der Maschinen.
Eine gravierende Neuerung besteht in der Nutzung der im laufenden Betrieb entstehenden Abwärme. Fortschrittlich wird auch die räumliche und zeitliche Bereitstellung von Energie nach Bedarfsanpassung sein. Aus Sicht der TU liegt der hohe Wert der Anlage auch darin, den wissenschaftlichen Nachwuchs auszubilden und die Ergebnisse auf die Industrie zu übertragen. Die „ETA- Fabrik“ soll sich als interdisziplinäre Schulungs- und Lerneinrichtung etablieren. Im Bundesinnenministerium erkennt man klare Marktchancen. Die vierte industrielle Revolution ist im Gange: Kommunikationstechnik, Sensorik und Aktorik, die Vernetzung von Logistik und Produktion. Kostenvorteile der Massenproduktion bleiben erhalten, während Produkte immer besser an Kundenwünsche angepasst und mit hochwertigen Dienstleistungen gebündelt werden können.
Die Grundlagenforschung des „Energieeffizienz Technologie- und Anwenderzentrums“ vereinigt 36 Partner. Die Finanzierung verteilte sich auf Bund (8 Mio); Land (1,2 Mio), TU (2 Mio) sowie Wissenschaft und Industrie (4 Mio). Zur feierlichen Grundsteinlegung befüllte Projektleiter Dipl. Ing Martin Beck eine „Zeitkapsel“ mit Plänen, Exposé und tagesaktuellen Dokumenten. „Damit die Nachwelt in ein paar hundert Jahren noch verstehen kann, was wir mal vorgehabt haben,“ so Martin Beck. In seinem Grußwort zitierte TU Präsident Prof. Dr. Hans Jürgen Prömel den Bundesminister für Energie: Strategieforschung sei der Schlüssel zur Energiewende.
Folglich werden sich wohl nun in Darmstadt die Pforten für die bessere Energiezukunft weit auftun.

