Alsbach-Hähnlein, Fotogalerien

Wer sich wohl hinter den geheimnisvollen Masken verbirgt? Foto: soe
15. Februar 2015 

Italienische Nächte beim Karnevalverein Alsbach

ALSBACH, Februar 2015 (zim), Samstagabend, 19:11 Uhr. Durch den voll besetzten Sonnensaal im Bürgerhaus Alsbach hallen die Rufe der Eisverkäufer „Gelati, Gelati“. Der sich öffnende Vorhang gibt den Blick frei auf italienische Szenen und die Rialtobrücke. Unter dem Motto „Italienische Nächte“ steht diese Kampagne des Karnevalverein Alsbach (KVA). Vorsitzende Gudrun Schäfer und Präsident Charly Zimmermann können wieder viele Gäste aus nah und fern begrüßen – Besucher aus dem Saarland, aus den neuen Bundesländern, aus Berlin gehören inzwischen genauso zu den Stammgästen wie die närrischen Freunde aus der näheren Umgebung. Fastnacht in Alsbach ist über die Ortsgrenzen hinaus bekannt und beliebt.

Die Mini-Garde, die jüngsten auf der Bühne, eröffnen den Abend mit einem Gardetanz. Dann erobert männliche Eleganz die Bretter, die die Welt bedeuten: Die Dancing Maniacs aus Worfelden begeistern mit ihrer „Knasttour 2015“ das Publikum und kommen um eine Zugabe nicht herum.

Präsident Charly Zimmermann, inzwischen als Protokoller in die Rolle des „Mann mit de Latern“ geschlüpft, beleuchtet kritisch das Weltgeschehen. Mit Wehmut denkt er zurück an Wehner und Strauß, an heiße Debatte im Bundestagshaus, und bemängelt, dass man es schafft mit Sonden auf Kometen zu landen, aber daran scheitert, Frieden in die Krisengebiete der Welt zu bringen und die Flüchtlingsprobleme zu lösen.

Auf den Gardetanz der Peanuts-Garde folgt der viel umjubelte Auftritt einer Nonne auf „Pilcher-Fahrt“ (Jasmin Heist). Das mit Kirche und Glaube habe man ihr sozusagen in die Wiege gelegt. Auch ihre Mutter sei Nonne gewesen – und sie sozusagen ein Kardinalfehler.

Jetzt sind die ganz kleinen wieder an der Reihe: Die Mini-Garde bringt uns das Musical Tarzan tänzerisch auf die Bühne (einstudiert von Natascha Jährling-Trunk, Karin Eichler, Gitti Eichler-Zimmermann). Eine für diese Altersklasse bemerkenswerte Leistung, die mit tosendem Applaus belohnt wird. Die jüngste, Aileen, fühlt sich mit ihren anderthalb Jahren im Affenkostüm sichtbar wohl auf der Bühne und hat ihre Freude am Auftritt.

Peter Zimmermann versucht als erklärter Alkoholfeind, das Auditorium zum Verzicht auf Alkohol zu bewegen. Seine Taktik dabei ist, den Wein einfach leer zu trinken. „Schon Paulus schrieb an die Korinther: Sauft nicht wie die Bürstenbinder! Denn bei dem Zwitschern und Verlöten, geht euch die Menschenwürde flöten.“ Am Ende des Vortrages hat er zwei Flaschen Wein erfolgreich vertilgt – nicht ganz ohne Folgen.

Der Schautanz der Paenuts-Garde (einstudiert von Juliana Ganzer und Jasmin Müller) vermittelt uns mit flotten Rhythmen Urlaubsfeeling bevor wir Zeuge werden, was Restaurant- und Hoteltester auf ihrem Weg in den Süden so alles erleben – die Sonderschau der Komitees wurde wieder getextet und einstudiert von Damenkomiteepräsidentin Gitti Eichler-Zimmermann. Wir lernen unter anderem, dass Conchita Wurst eine ebenfalls vollbärtige Verwandte namens Bruschetta Handkäs im Odenwald hat und dass man auf Sanifair-Toiletten mit der Klobrille eine ungeplante Rundfahrt machen kann. Grit Eichler im stolzen Alter von 80 immer noch mit viel Herz und Einsatz dabei, kann in diesem Jahr ihr fünfzigjähriges Bühnenjubiläum feiern. Mit einer Homage an den Fussballweltmeister und einem lautstarken „Ein Hoch auf uns“ geht es in die Pause.

Die Champagner-Garde bringt gleich zu Beginn der zweiten Halbzeit mit ihrem temporeichen Gardetanz auf „Atemlos“ den Saal von den Stühlen. Die beiden Nachwuchsredner Nick Merschroth und Simon Vater beschweren sich in ihrem Zwiegespräch darüber, dass sie von den Erwachsenen einfach nicht ernst genommen würden. Immer würde es nur heißen „Dafür bist de noch zu jung“ – im Saal erinnern sich sicher viele an die eigene Jugend zurück, als die Eltern einfach schwierig waren.

Der Schautanz der Konfetti-Garde (einstudiert von Yvonne Müller und Steffi Müller) entführt uns mit klassischer Musik und festlichen Kostümen zunächst zum Carneval in Venedig, findet dann aber eine moderne Wendung mit Schwarzlichteffekten. Dann betritt ein Klassiker die Bühne: „Der Heiner“ (Yannick Schönborn) kalauert sich von Pointe zu Pointe und fordert die Lachmuskeln der Zuschauer heraus.

Die Gesangsgruppe „Die Eeser“ (Natascha Jährling-Trunk, Carmen Dornbach, Karin Eichler, Gitti Eichler-Zimmermann) erinnern nach Filmschlagern aus den Italienfilmen der 50er und 60er Jahre gesanglich an die großen Erfolge von Udo Jürgens. Jeder kann da lauthals mitsingen und bei den dann folgenden aktuellen Stimmungshits steht der Saal auf den Stühlen.

Nach dem Garde-Tanz der Konfetti-Garde erzählt Simone Schaaf über ihre Erlebnisse als Ersatz-Weinkönigin. Schnell wird deutlich, dass sie von Wein so überhaupt keine Ahnung hat, aber der Wille, das ehrenvolle Amt der Weinkönigin anzutreten, riesig groß ist. Das führt natürlich zu etlichen Missverständnissen und Verwirrungen.

Mit dem Zwiegespräch zwischen dem Großen und dem Kleinen (Franz-Georg Kern und Karl-Heinz Heist) schließt sich der Reigen der Vortragsredner. Wir erfahren zum Beispiel, dass der Große zum 60. Geburtstag den Auftritt einer Stripperin als Geschenk bekommen sollte – leider eine Dame aus dem gleichen Jahrgang. Noch einmal wird das Zwerchfell strapaziert, bevor es nach dem Schautanz der Champagner-Garde (einstudiert von Laura Eberhardt, Stina Müller, Martina Schwarz) ins Finale geht.

Fünf Stunden kurzweilige Unterhaltung haben das Publikum mal wieder begeistert. Vier Tanz-Garden mit je einem Schau- und Gardetanz, ein Männerballett, neun Karnevalisten in der Bütt, Show und Gesang du viele Aktive hinter den Kulissen: Karneval in Alsbach ist eine beachtliche Teamleistung, die über die Ortsgrenzen hinweg begeistert. Die Zuschauer freuen sich schon jetzt auf die Kampagne 2016, das ist immer wieder zu hören.

Fotos: Stefan Oelsner
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