Bickenbach

Frauentratsch in geselliger Runde. Foto: soe
05. Januar 2015 

Kellenschlag, Kneipchenstich und Komikkracher

Zum 37. Mal fand das Bickenbacher Dunkselessen mit einem Bühnenschmankerl-Nachtisch statt

BICKENBACH, Dezember 2014 (pem), „Ach, das schmeckt ja genauso gut wie ich es in Erinnerung hatte“, seufzt eine Dame genießerisch schon nach dem ersten Happen. Tatsächlich hat die „Dunksel“-Nostalgie sie an diesem Abend wieder nach Bickenbach zurückgeholt. Gisele Dola war vor 35 Jahren im Bickenbacher Kindergarten tätig und gehörte regelmäßig dem Dunksel-Service-Team an. Dabei war sie dem „grauen Geheimnis“ auf den Geschmack gekommen. Als sie nach Gernsheim umzog, begann sie die lokale Köstlichkeit zu vermissen. „Ich freue mich sehr, dass es in diesem Jahr endlich noch einmal geklappt hat, in Bickenbach zum Dunkseln zu Gast zu sein und diesen einzigartigen Geschmack wieder zu erleben!“

Dass alles beim Alten ist, bestätigt ebenfalls Schirmherr Bürgermeister Günter Martini: 125 Kilo Zwiebeln galt es zu schälen und zu verarbeiten, 175 Kilo Kartoffeln wollten gekocht werden, die Zubereitung lag in den bewährten Händen der Metzgerei Schemel, wenn auch inzwischen mit Junior Dominik Schemel eine weitere Generation die Federführung übernommen hat. Der Dank des Bürgermeisters ging an alle fleißigen freiwilligen Helfer und Organisatoren. Erstmals zählte dazu die Seeheimer Familie Jockel, denn der Röderhof stellte die Räumlichkeiten zur Dunksel-Herstellung zur Verfügung und unterstützte die Logistik. Auf des Bürgermeisters Kommando „Dunksel Marsch!“ nahm die kulinarische Vergnügung ihren liebgewonnenen Verlauf.

Mit gekonnten Kneipchenstichen werden die „Gequellten“ zu Gepellten, Kellenschlag um Schlag füllt die Teller mit der Attraktion des Abends und schließlich geht’s noch um die Wurst – ist nun die Blut- oder die Leberwurst die Beste? Längst schon ist das, was einst im Mittelalter als Armeleutespeisung gedacht war, zum geselligen Ereignis für alle Liebhaber deftig-herzhafter Hausmannskost geworden. Es ist der Idee des einstigen Bürgermeisters Karl Schemel zu verdanken, dass die Dunksel-Tradition wieder auflebte. Er verband damit die Absicht, in Bickenbach volkstümliches Feiern zu etablieren. Der wahre Durchbruch gelang dem Fest aber erst in der Kombination von Küche und Komik. Mit dem 20-minütigen Mundartschwank „Die Brill“ begründete die Bickenbacher Spielgemeinschaft den Brauch des humoristischen „Nachtischs.“ Zur Freude des Publikums wuchs sich der Kurzweil-Teil der Veranstaltung bald zu einem richtigen Theaterabend aus. In der Regie von Claudia Schorlemmer setzten sich die Hobbymimen ein 6-Personenstück von besonderer Lacher-Kracher-Qualität auf den Probenplan.

Bei Rolf Sperlings Dreiakter „Putzfrauen und Waschlappen“ gab es eben doch sehr viele Parallelen zum privaten Erfahrungshorizont. Mit Wonne breitet die „Geschlechterkampf-Komödie“ alle Klischees aus, die Männer und Frauen von einander haben können. Im Kreis dreier befreundeter Ehepaare kommt es zu einer Wette. Männer sind unfähig sich eine Woche lang alleine wacker im Haushalt zu schlagen! Die Damen triumphieren schon im Geiste, genießen den Gedanken das starke Geschlecht unter der Alltagslast gebeugt zu sehen und genießen derweil ein flottes Damenprogramm.

Natürlich entrollen sich nun turbulente groteske Episoden und furiose Dialoge fliegen wortwitzig hin und her. Kaum zu glauben, aber menschlich, dass letztlich Mitleid und Sehnsucht die Frauen dazu bringt das „dezent grausame“ Experiment vorzeitig zu beenden. So einfach die Handlung ist, stellte das requisitenreiche und dynamische Stück jedoch ziemliche Herausforderungen an die Bühnentechnik und – logistik.

Das eingespielte Team hinter den Kulissen bewerkstelligte alles bestens. Auf der Bühne agierten Tanja Suttheimer, Melanie Barz, Nora Hübner, Marc Leisinger, Joachim Klaus und Christian Stein so, wie es wahre „Amateure“ tun sollten: mit Hingabe und Spielfreude, mit Haut und Haar, von Kopf bis Fuß mit Herzenslust. Deshalb wird jede Rolle zum lebendigen Typen und die Energie-Funken springen über ins Parkett! Die Akteure waren vorab sehr gespannt auf die Publikumsreaktion, doch Lachsalven und stürmischer Begeisterungs-Applaus ließen keinen Zweifel daran, dass die Spielgemeinschaft einmal mehr ins Herz der Zuschauergunst getroffen hatte.

Fotos: Stefan Oelsner
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