Gernsheim und Ried, Kirche

Pantomime Reinhold Geipert.
09. September 2015 

Kreatives, Nachdenkliches und Gastfreundschaft

Oasentag „Macht auf die Tür“ in Maria Einsiedel

GERNSHEIM, September 2015 (meli), Ungewöhnlich begrüßt wurden die 120 am Oasentag teilnehmenden Frauen und Männer am Eingang der Pilgerhalle am vergangenen Sonntag: ein Pantomime hält sie auf, verwehrt zunächst den Eintritt und blättert mit besorgtem Blick in einer unsichtbaren Liste. Er mustert jeden von oben bis unten und gewährt erst dann den Zutritt zur Andacht.

„Macht auf die Tür“- das Motto des Oasentages des Dekanat-Frauenteams war gut gewählt. „Wir haben in der Planung des Tages die Flüchtlingsströme im Blick gehabt- dass das Thema nun so eine Brisanz entwickelt, das konnte keiner absehen.“, begrüßt Christine Geipert, Bildungsreferentin des Evangelischen Dekanates Ried. Singen, Türschilder und –kränze gestalten, meditatives Tanzen, Märchen, Gesprächs-Impulse sowie eine Bibelarbeit standen zur Auswahl und gewährten einen anregenden Nachmittag. Viele teilnehmende Frauen sind bereits beim letzten Oasentag dabei gewesen. „Es ist immer eine tolle Atmosphäre hier und alles ist schön vorbereitet.“, lobt eine Teilnehmerin das Orga-Team im Oasen-Café.

Auf großes Interesse stieß das Angebot von Christine Trunk (CaritasNetzwerk Gernsheim) und Christel Lottermann (Dekanats-Frauenteam), die zum Oasentag Flüchtlingsfrauen aus dem Iran, Eritrea, Syrien und Albanien eingeladen hatten. Christine Trunk berichtete ausführlich darüber, wie die Familien in Groß Gerau ankommen und dann in Gernsheim in Obhut genommen werden. Es sei unverständlich, warum die Flüchtlinge ohne Papiere von Gießen kämen und dann mit einem hohen finanziellen Aufwand mehrmals nach Gießen zurück müssten, um ihre Papiere zu bekommen und ihren Asylantrag zu stellen. 55 Flüchtlinge sind aktuell in Gernsheim untergebracht. Sie leben in Wohnungen über die ganze Stadt verteilt. Die Flüchtlingsfrauen erzählten in der Runde, wie und aus welchen Gründen sie nach Deutschland gekommen seien. Beschwerliche und monatelange Reisen mit einem Schiff oder durch die Wüste haben die Frauen erlebt. „Ich bin so glücklich frei sein zu können.“, fasst Negar aus dem Iran ihre Gefühle zusammen. Sie hat ein Ingenieur-Studium im Iran absolviert. Ihre Familie hat politische Verfolgung erlebt. Sie ist froh hier zu sein und auch darüber, sich ehrenamtlich bei der katholischen Gemeinde in Gernsheim engagieren zu können: „Nur rumsitzen und essen- das ist nichts für mich.“ Wichtig findet Trunk die Möglichkeit, dass sich Flüchtlinge auch sportlich und in Vereinen betätigen können: „Hier ist viel Offenheit und Flüchtlinge können beim Fußball oder beim Basketball mit trainieren. Das ist eine tolle Unterstützung.“

Am Ende des impulsreichen Nachmittags bedankte sich Christine Geipert bei allen, die diesen Tag möglich gemacht haben und lud alle zum kommenden Dekanatsfrauengottesdienst am 1. November in Goddelau ein.