Alsbach-Hähnlein, Auto und Mobiles

Das Straßenschild "Benno Elkan-Allee" wird von Bürgermeister Georg Rausch enthüllt.
27. November 2012 

Kunsterinnerung und Geschichtskultur

Die Gemeinde Alsbach würdigte den jüdischen Künstler Benno Elkan mit einer Ausstellung und einer Straßenbenennung

ALSBACH, Oktober 2012 (pem), Gegen das Vergessen zu sein ist gut, besser noch ist aktiver Einsatz für das Erinnern. Welche Einheit Kunst, Geschichte und Lokalsinn für das gesellschaftliche Bewusstsein dabei bilden, zeigte kürzlich die Gemeinde Alsbach-Hähnlein. Den „Kunstfreunden Bergstraße“ ist es zu danken, dass ein Zeichen der Erinnerungskultur gesetzt wurde.

Pfarrer Johannes Mingo machte sich verdient darum, einen seiner Zeit prominenten Bürger Alsbachs dem Vergessen zu entreißen. Hindenburgstraße 14 lautete von 1911 bis 1919 die Adresse eines jüdischen Künstlerehepaars: die Pianistin Edith Einstein und der Bildhauer, Zeichner, Skulpteur Benno Elkan. Den 1877 in Dortmund Geborenen führte der Weg seiner Ausbildung über Karlsruhe nach Paris, wo Kontakte zu Rodin und Matisse entstanden. Nach einem Studienaufenthalt in Rom brachten ihn bekanntschaftliche Beziehungen an die Bergstraße, wo auch sein Sohn Wolf zur Welt kam. Er nahm gerne am kulturellen Leben der Region teil und genoss die Umgebung, so dass die Familie selbst nach dem Umzug nach Frankfurt das Haus als Sommerresidenz nutzte. Dass ihr Bleiben auch in der Stadt nicht lange währte, lag an den politischen Verhältnissen. Die aufkommende Naziherrschaft zwang Elkan das Emigrantenschicksal auf, so dass er bis zu seinem Tod 1960 in England lebte.

Mit dem Wissen um den späteren Lauf der Geschichte lassen sich viele der Werke gerade aus seiner Hand als Mahnmale empfinden. Durch frühe Auftragsarbeiten zur Gestaltung von Grabmonumenten hielt die Umsetzung des Todesgedanken Einzug in sein Schaffen. Die Gräuel des ersten Weltkrieges, die er als Soldat in Polen erlebte, prägten ihn.

Stilistisch blieb er stets unabhängig. „Ein Eklektizist im besten Sinne“, so die Fachwelt, der seine Ausdrucksmittel jeweils nach dem Objekt richtete. Er selbst formulierte: eine „beseelte Form der Großplastik“ sei ein „Ziel, mit heißem Bemühen, aber nicht gleichem Gelingen verfolgt“. Damit bewegte er sich stets zwischen Tradition und Moderne. In die Alsbacher Zeit fallen unter anderem eine Medaille zum Tod Gustav Mahlers und eine Büste von Frank Wedekind. Einen Schwerpunkt seines späteren Arbeitens bildet die Hinwendung zur jüdischen Kultur: er entdeckte im kultischen Leuchter eine ihm gemäße Ausdrucksmöglichkeit.

Bekanntestes Zeugnis ist die 1956 geschaffene Menorah vor der Jerusalemer Knesset. Mit großem Rechercheaufwand gelang es Johannes Mingo, einige der durch Auktionen versprengten Werke in Privatbesitzen ausfindig zu machen und zusammen mit Leihgaben des Historischen wie des Jüdischen Museums Frankfurt eine Ausstellung zu kuratieren.

Die Zeichnungen, Plastiken, Büsten und Faksimile-Dokumente brachten den Alsbachern anschaulich das Leben und Wirken Benno Elkans nah. Noch bedeutendere und bleibende Würdigung wird dem Künstler zuteil durch die Benennung eines Abschnitts der L 3112 als „Benno-Elkan-Allee“. Bürgermeister Georg Rausch wies bei der Einweihung auf den Symbolcharakter hin. Er betonte den Einheit stiftenden Charakter, da Alsbach, Sandwiese und Hähnlein auf diesem Weg verbunden seien. Als gedanklicher Weg stellt die Straße die lebendige Verbindung zur Vergangenheit dar. Der erste Vorsitzende der „Kunstfreunde Bergstraße“, Dr. Benno Wölfel, resümierte beide Aktionen: „Ein wertvolles Stück Erinnerungskultur.“

Fotos von Berno Nix.
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Dieser Artikel erschien in der Novemberausgabe 2012 des Melibokus Rundblick.