Laien-Lust aus Sängerbrust
Vier Chöre zu Gast beim MGV Liederzweig 1859 Bickenbach e.V.
BICKENBACH Oktober 2012 (pem), “Sängerherzen sind erfüllt – hört nur hin! Singen gibt dem Leben Sinn!“ Eine Textzeile, die dem vom Bickenbacher Gesangverein veranstalteten Liederabend als Motto hätte dienen können. Sie fängt auch die Atmosphäre dieses groß angelegten Freundschaftssingens ein. Kontakte zu MGV Eintracht 1844 Reichelsheim und MGV Eintracht Gronau 1901 kamen durch die Leiter Gerorg Kardos und Herbert Weil zustande, die diese Chöre parallel zu den Bickenbacher Sängern betreuen. Aus Bremthal reiste Germania 1889 an und der SGV Lippoldshausen widmete sein Ausflugswochenende der Konzertteilnahme.
Rudi Gabelmann, erster Vorsitzender des Liederzweigs freute sich, neben der enormen Sängerschar auch Bürgermeister Günther Martini und Gabi Engler, Vorsitzende des Kreissängerverbandes Darmstadt-Land, begrüßen zu können. Zur angenehmen Stimmung trug Wieland Kellers Moderation bei. Kurzweilig informierte er in seinen verbindenden Worten über die Historie der Heimatorte der Gastchöre und garnierte den Musikgenuss mit Details aus Komponisten – und Dichterbiographien.
Geradezu symbolisch stellten die Gastgeber an den Anfang des bunten Melodien-Defilee das Stück „Conquest of Paradise“. In der Tat tut sich für die Gesangsbegeisterten mit dem Aufschlagen der Noten die Tür zum ganz persönlichen Paradies auf. Die Lust am Singen durchglüht alle Darbietungen.
Jeder Chor ist zudem noch bemüht, durch die Auswahl der der Stücke die Bandbreite des Gesangs mit den Glanzlichtern des Repertoires auszuleuchten. Mögen Laienchöre vielleicht nicht jeden Ton mit der Stimmgabel aufspießen – sie singen doch immer mit der Seele. Dabei zeichnet es die jeweiligen Leiter aus, das ihnen zu Gebote stehende Stimmmaterial auszuschöpfen, um den Chor zu einer inneren Harmonie zu führen. In entsprechend gewählten Arrangements gewinnt die Sängerschaft eigenen Charme, Charakter und Qualität. Deshalb fällt es den Gemeinschaften leicht, beim Zusammentreffen mit anderen, deren Leistungen neidlos anerkennend zu würdigen. Man begrüßt diese Gelegenheit sängerischer Kommunikation und Kooperation. Die beeindruckendsten Momente des Abends bescherten die stimmgewaltigen Auftritte, bei denen sich die Klangvolumina mehrerer Chöre in einem Lied bündelten: „Morgenrot“ von Liederzweig, Eintracht Gronau und SGV intoniert, quittierte das Publikum als raum- und seelenfüllendes Hörerlebnis mit Bravos und Extraapplaus.
Durch Volksliedgut, Balladen, Musicalmelodien, Film- und Popsongs führte der musikalische Streifzug. Der SGV Lippoldshausen setzte mit dem südafrikanischen „Siyahamba“ einen dreisprachigen Akzent voll Rhythmus und Dynamik. MGV Eintracht Reichelsheim gefiel vor allem mit dem mitreißenden „For once in a life time“ und einer originellen Inszenierung der „Schwäbschen Eisenbahn“. MGV Eintracht Gronau beschwor italienisches Flair herauf mit „Arcobaleno“ und “Morettina“. Der vor noch nicht allzu langer Zeit wiedergegründete Männerchor des Liederzweig lässt immer wieder auflauschen durch seinen wohlausgewogenen Stimmreichtum von höchster Höhe bis in den Bass von bemerkenswerter Tragkraft. In der bewährten lyrisch-dramatischen Interpretation rührte das „Türmerlied“ und „Ännchen von Tharau“ die Hörer innig an.
Der Bogen, der mit der “Paradieseroberung“ begann, endete mit einem „Hallelujah“. Bei diesem Jubelgesang – einst beim Grand Prix Eurovision de la Chanson 1979 Siegerlied für Israel, war das Publikum zum Mitsingen eingeladen, so dass sich die Musikliebhaber in aktive Amateure verwandelten. In der umfassenden Harmoniegemeinschaft spürte jeder, was Andrea Kleindienst, erste Vorsitzende der Germania treffend in ihrem Grußwort formulierte: “Das Beste an der Musik steht nicht in den Noten.“
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