Garten-Natur-Tiere, Seeheim-Jugenheim, Sport

Aufgrund der aktuellen Corona-Situation sind dem Reit- und Fahrverein Seeheim e.V. die Einnahmen aus den Reitstunden weggebrochen. Mit diesen Einnahmen wird u.a. der Unterhalt und die Versorgung der Schulpferde gewährleistet. Unser Foto zeigt die erste Vorsitzende Kristin Pagnia (re.) und Pressewartin Laura Held mit Schulpferd „Belle“. Foto: soe
31. Mai 2020 

Leere Kassen und eine Pferdelänge Abstand

Reit- und Fahrverein Seeheim e.V. trotzt der Corona-Krise | Schulpferdepatenschaften willkommen

SEEHEIM-JUGENHEIM, Mai 2020 (lahe), Corona ist in aller Munde. Kaum ein Lebensbereich, der durch das Virus keine Beeinträchtigungen erfährt.

Wie alle Sportvereine musste auch der Reit- und Fahrverein Seeheim e.V. ab Mitte März seinen Schulbetrieb auf unbestimmte Zeit schließen, um die Ausbreitung der Krankheit einzudämmen.

Zwar dürfen die Einsteller von Privatpferden natürlich weiterhin ihre Tiere versorgen; Reitstunden, Ponykurse, Voltigierunterricht und sogar Einzelunterricht sind hingegen streng untersagt. Für jeden Sportverein und seine Mitglieder sind diese Maßnahmen bei aller Notwendigkeit traurig. Schließlich machen Training, Kontakte zu Vereinskollegen und Wettkämpfe oft einen erheblichen Teil der Freizeitgestaltung und des Soziallebens aus. Reitvereine mit Schulbetrieb stürzt Corona innerhalb weniger Wochen zusätzlich in eine finanzielle Krise bedrohlichen Ausmaßes, da die Einnahmen aus diesem Bereich vom einen auf den anderen Tag gänzlich entfallen.

Gleichzeitig müssen die Schulpferde weiterhin gut versorgt werden, benötigen Futter, den Schmied und bei Bedarf einen Tierarzt. Selbst nach Minimierung aller Ausgaben fallen pro Monat Kosten von ca. 7.000€ an, die der Verein aus den Reserven allein nicht decken kann. Anders als ein reiner Wirtschaftsbetrieb kann ein gemeinnütziger Verein keine großen Rücklagen erwirtschaften, die eine Überbrückung der Krise ermöglichen würden. Ohne eine übergangsweise Unterstützung von außen sind die Mittel nach etwa zwei Monaten erschöpft, eine Betriebsaufgabe wäre die traurige Folge. „Versorgung und Wohlbefinden unserer Schulpferde haben für uns oberste Priorität. Sie sind unsere Sportpartner und liegen uns sehr am Herzen.“, sagt Kristin Pagnia, langjährige erste Vorsitzende des RuF Seeheim.

Um den Fortbestand des bereits seit 40 Jahren bestehenden Vereins zu sichern, werden die Mitglieder aktiv. Reitkinder und Eltern teilen sich die „Patenschaft“ für das Lieblingsschulpferd, Einsteller erhöhen ihre Boxenmiete und finanzieren so den Unterhalt von weiteren Pferden mit.
Außerdem haben die Reitlehrer und Übungsleiter ein Online Angebot für die Ponykurs-Kinder eingerichtet, sodass die Zeit bis zur heiß ersehnten nächsten Reitstunde schneller vergeht und der Verein einen Teil der Kursbeiträge auf freiwilliger Basis trotzdem erhält. Beispielsweise gibt es ein Video mit Gymnastikübungen für Reiter, Theorieeinheiten per Internet und ein Online Vereinsturnier, bei dem die Kinder erst nach Anleitung ein Steckenpferdchen basteln und damit eine Dressuraufgabe oder einen Springparcours zu Hause „reiten“.

Die Videos werden eingesendet und natürlich bekommen Sieger und Platzierte eine echte Turnierschleife für ihren Erfolg. Gegen das Vermissen gibt es Steckbriefe, Videogrüße und regelmäßig Fotos der Lieblingsponys. Der Vorstand und die Mitglieder unternehmen alles was möglich ist, um ihren Stall durch die Krise zu steuern.

Ab Mai bekommen auch Vereine, die den Verlust durch Corona in ihrem Schulbetrieb verzeichnen die Möglichkeit, Gelder über einen Soforthilfefonds des Landes Hessen zu beantragen. Darauf liegen große Hoffnungen.

Außerdem dankt der RuF Seeheim auch einigen privaten Spendern aus Gemeinde und Region, die spontan Unterstützung in der Not geleistet haben.

„Wir sind allen von Herzen dankbar, die uns in dieser schwierigen Lage unter die Arme greifen und hoffen, weitere Menschen für unsere Schulpferde-Patenschaften in den nächsten Wochen zu gewinnen. Jeder noch so kleine Beitrag ist wertvoll.“, sagt Laura Held, Vorstandsmitglied und zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit. Die Beteiligung an einer Patenschaft ist unkompliziert. Der Unterhalt eines Schulpferdes kostet pro Monat ca. 250€. Eine oder beliebig viele Personen teilen sich diese Kosten und überweisen sie monatlich an den Verein. Natürlich sind auch Teilpatenschaften möglich.

Nähere Informationen gibt es bei Kristin Pagnia (Tel. 0151 70068835) oder Laura Held (Tel.: 0151 22912624).
Stadt- und Kreissparkasse Darmstadt
IBAN: DE48 5085 0150 0023 0091 37
BIC: HELADEF1DAS

Viele helfende Hände sorgen dafür, dass es den Schulpferden auch in diesen Zeiten an nichts fehlt. Dabei müssen sich alle an die geltenden Corona Regelungen halten, die die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) herausgegeben hat. Die Organisation in mehreren Schichten, die einander nicht begegnen dürfen, stellt sicher, dass im Falle einer Quarantäne einzelner Personen die Versorgung der Pferde aufrechterhalten werden kann.

Mit über 30 Pferden auf der Anlage bringt dies einen großen organisatorischen Aufwand mit sich. Abstandsregeln, Handhygiene und eine begrenzte Personenzahl im Stall gelten natürlich ebenso. Vormittags werden die Schulpferde an der Longe oder einzeln unter dem Reiter gearbeitet, um genügend Bewegung und Beschäftigung zu erhalten. Für den Rest des Tages stehen sie so viel wie möglich draußen auf Paddock und Weide. Das sonnige Frühlingswetter macht die Corona-Zwangspause zumindest für die Pferde auch zu einem Erholungsurlaub draußen im Grünen.

Noch ist nicht absehbar, wann der Betrieb wieder aufgenommen werden darf, aber der Reit- und Fahrverein Seeheim e.V. setzt alles daran, seine Arbeit fortzuführen und weiterhin ein Teil des breitensportlichen Angebots der Gemeinde zu bleiben.