Linsenakrobatik und Objektivjonglage
Die Süddeutsche Fotomeisterschaft, eine eigene Jahresausstellung sowie einen Publikumswettbewerb bot die Fotogruppe Bickenbach
BICKENBACH, November 2012 (pem), Schnappschussjäger und Fotografen trennen Welten voneinander. Genügt es dem einem Momente von privatem Erinnerungswert mit einem „Quick-Klick“ einzufangen, erhebt der andere Kunstanspruch; Ästhetik statt Dokumentation. Das „Was“ tritt oft an Bedeutung zurück hinter dem „Wie“. Das Motiv birgt die Inspiration und initiiert den Schaffensprozess.
Es steht am Anfang der Entwicklung einer Bildidee. Der Gedanke hinter dem Sichtbaren vereint das Objekt mit den Mitteln der technischen Umsetzung zur Komposition. Beim Verfolgen einer Bildidee bleibt immer der Fotograf „Regisseur“. In seiner Verantwortung liegt die ästhetische Überhöhung dessen, was schon da ist, Bildnachbearbeitungen sind Teil davon. Das Zusammenspiel aller „Kunstgriffe“ erschließt sich dem fachkundigen Blick, Werke werden so vergleichbar. Juroren prüfen handfeste Kriterien.
Ein Großereigniswochenende in Sachen Wettbewerb bot die Fotogruppe Bickenbach den Freunden der „Linsenakrobatik“. Schirmherr Günter Martini freute sich über das große Interesse und betonte das gute und enge Verhältnis zwischen Gemeinde und Verein. Gemeinsam mit dem ersten Vorsitzenden Volker Frenzel eröffnete er die Fototage. Stolz ist die Gruppe darauf, bereits zum zweiten Mal als Ausrichter der Süddeutschen Fotomeisterschaft des DVF (Deutscher Verband für Fotografie) zu fungieren.
„Dieser Wettbewerb gehört zu den schwierigsten überhaupt“, erklärte Volker Frenzel. „Es werden pro Sparte nur 25 Bilder angenommen, das sind in diesem Jahr etwa zehn Prozent der Einsendungen.“ Das hohe künstlerische und technische Niveau erleichterte den Juroren die Entscheidungsfindung in einem Rundensystem nicht. Zu der Ehre über die verantwortungsvolle, dem Verein übertragene, Betreuung kam für die Bickenbacher noch der Erfolgsjubel: In allen drei Kategorien (Weitwinkel, Schwarz-Weiß und Frei) stellten Vereinsmitglieder die Siegerfotos. „Es gibt keine eigene Jugendwertung, umso erfreulicher ist es, dass sich zwei Jugendliche mit jeweils einem Bild unter den Siegerfotos platzieren konnten“, lobte der Vorsitzende.
In einer Beamer-Show würdigte man die Bilder des separaten DVF Wettbewerbs „Deutschlands bester Jugendfotograf“. Über den „German Fotocup“ informierte der Vorsitzende der Kompetition Norbert Heil und präsentierte die favorisierten Arbeiten dieses größten Wettbewerbs. Ein weiteres Glanzlicht stellte die Preisverleihung für die DVF Fotorallye dar, in der Werke zu den Themen Architektur, Landschaft, Hafen, Mensch und Detail entstanden. Auch nicht im Verein organisierte „Objektivjongleure“ bekamen die Chance des künstlerischen Kräftemessens in einem Publikumswettbewerb.
Besondere Bedeutung aus Vereinssicht hatte die Vernissage der Jahresschau der Mitgliederarbeiten. Bei einem erläuternden Rundgang schärften Detlef Motz und Udo Krämer den Besuchern den Blick für die Stärken und Schwächen der Exponate. Außer Konkurrenz der Publikumsbewertung stand die Sonderausstellung der überlebensgroßen Arbeiten von Hans Schild. Seit einigen Jahren hatte er seine Herausforderungen im Ablichten der schrillsten und originellsten Bodypaintings bei den Meisterschaften dieser Kunst gesucht. Die großformatige Gestaltung einschließlich der Rahmung wurde seine Passion. Das Fotografenauge schweift gerne in die Ferne: Mit ein Vortrag über die Fotoreise nach Bhutan rundete Volker Frenzel das Referatprogramm ab, in dem Fachkundige u.a. über Themen wie den Einsatz des Blitzes oder die Frage, was ein gutes Bild sei, diskutierten. Den Fotofreunden waren die Tage Leistungsvergleich, Ansporn und Inspirationsquelle.
Fotos von Stefan Oelsner.
[nggallery id=68]
Dieser Artikel erschien in der Novemberausgabe 2012 des Melibokus Rundblick.

