15. Oktober 2020 

Lokaler Karneval 2020/21 vor dem Aus?

Regionale Fastnachter erwägen Absage der Kampagnen | Entscheidungen im Oktober

ALSBACH/HÄHNLEIN/ZWINGENBERG, Oktober 2020 (erh), In den Karnevalshochburgen Nordrhein-Westfalens wurde die Session 2020/21 Mitte September weitgehend abgesetzt: Straßen-, Sitzungs- und Kneipenfastnacht in herkömmlicher Form wird es wegen der Corona-Pandemie in NRW nicht geben. In den Karnevalsvereinen in der Region wird ebenfalls über eine Absage der Kampagne, aber auch über alternative Modelle nachgedacht. Bis Ende Oktober wollen die lokalen Fastnachter eine Entscheidung getroffen haben.

Der Karnevalverein Alsbach (KVA) hielt im August seine jährliche Jahreshauptversammlung ab. Das Stimmungsbild, das sich bei dieser Zusammenkunft abzeichnete, deutete auf eine Absage der KVA-Veranstaltungen hin, wie Vereinsvorsitzende Gudrun Schäfer berichtet. „Die Tendenz geht in diese Richtung.“ Ein endgültiger Beschluss dazu soll bei einer Vorstandssitzung im Oktober getroffen werden. Schäfer sieht aufgrund der bestehenden Corona-Auflagen für Veranstaltungen eine Vielzahl von logistischen Problemen, die im Bürgerhaus Sonne schwierig zu bewältigen sein dürften. „Das fängt bei der Garderobe an und hört bei der Bewirtung auf.“ Die Beschränkung der Besucheranzahl sowie die Wahrung der Abstandsregeln, dürften sich zudem auf die Stimmung der Karnevalisten im Saal niederschlagen. „Wie soll das gehen, soll man mit dem leeren Stuhl an seiner Seite schunkeln?“, fragt Schäfer zugespitzt.

Mit dem seit geraumer Zeit feststehenden Motto der Kampagne will sich der KVA eigentlich in die Tiefen des Meeres begeben, allerdings leiden die Vorbereitungen Corona-bedingt unter verschiedenen Einschränkungen. So konnte etwa das Training der Garden lange Zeit gar nicht, beziehungsweise nur in abgespeckter Form abgehalten werden. Die ganze Sache in den virtuellen Raum zu verlegen und als Livestream im Netz zu übertragen, ist für Gudrun Schäfer auch angesichts der technischen Herausforderungen keine Alternative. „Ich kann mir das nicht vorstellen.“ Der KVA will sein karnevalistisches Pulver nicht in einem Format ohne Publikum verschießen, sagt die Vorsitzende. „Das heben wir dann lieber für 2022 auf.“
Beim Hähnleiner Karnevalverein (HKV) ist „noch alles offen“, wie Marcel Seiferling erklärt. Eine endgültige Entscheidung zur anstehenden Kampagne soll auf einer Vorstandssitzung Ende Oktober gefällt werden. „Falls wir etwas machen, wird das nicht in konventioneller Form stattfinden können“, so der HKV-Vorsitzende. Über alternative Konzepte, wie etwa eine virtuelle Sitzung, wird zurzeit nachgedacht. „Wir sind dabei, die entsprechenden Kontakte zu knüpfen.“

Beim Karnevalverein Narrhalla Zwingenberg (KVN) läuft aktuell eine Mitgliederbefragung zur Durchführung der Session. „Unsere Mitglieder stehen auf und hinter der Bühne und sollen entscheiden, ob sie bereit sind, unter Corona-Umständen eine solche Veranstaltung auf die Beine zu stellen“, erläutert KVN-Rechner Andreas Mayer das Procedere. Mit einem Ergebnis des Votums ist bis Mitte Oktober zu rechnen. Bereits abgesagt hat der KVN den Kindermaskenball.

Für die Melibokushalle, die Spielstätte der KVN-Sitzungen, existiert ein behördlich genehmigtes Hygie-nekonzept, das nach vorsichtigen Schätzungen von Mayer zwischen 130 und 150 Besuchern erlauben würde. Normalerweise sind die Faschingsveranstaltungen in Zwingenberg mit 600 Zuschauern ausverkauft.

Einer virtuellen Ausgabe steht Mayer skeptisch gegenüber. Einmal wegen der Kosten für den technischen Aufwand, aber vor allem deshalb, weil sich der typische Charakter der lokalen Fastnacht nicht per Livestream vermitteln lässt. „Der örtliche Karneval lebt von der Begegnung im Saal. Die, die auf der Bühne an den Pranger gestellt und auf die Schippe genommen werden, sind im Publikum, das macht den Reiz dieser Sitzungen aus.“