Zwingenberg und Rodau

Das interessierte Jung und Alt: Fotos, die vor 1970 entstanden sind und am besten einen „Rätselfaktor“ enthielten. Foto: ewi
20. November 2016 

„Na? Kennstde se all?“ – Gaudi bei der Rorrer Kerb

Ausstellung und Diashow alter Bilder rufen Erinnerungen wach und die Frage: „Wer kennt wen?“

RODAU, November 2016 (pem), Lokalkultur und Traditionspflege sind am lebendigsten beim Feiern der Kerb. In der Freude am hier und jetzt fühlt man sich enger verbunden mit früheren Zeiten. Man spürt die eigene Zugehörigkeit zu dem Dorf und seiner Bevölkerung, wie sie durch Generationen gewachsen sind. Die Kerb ist also der beste Anlass die Rückschau noch zu intensivieren. So dachte sich das auch der Verschönerungsverein Rodau. An die Bürger erging die Bitte aus eigenen Beständen historische Fotos zu Verfügung zu stellen. Die Aufnahmen sollten vor 1970 entstanden sein und am besten einen „Rätselfaktor“ enthalten.

Wer kennt nicht die quälenden Fragen, die einen beschleichen beim Betrachten lange nicht mehr zur Hand genommener Bilder: „Wer ist das bloß dort außen links? Und wie hieß die mit den langen Zöpfen?“ Man kommt einfach nicht mehr drauf. Aber vielleicht ist die Erinnerung anderer gerade diesbezüglich wacher. Austausch ist angesagt. Wissen zusammentragen: Dinge, Orte wie alte Häuser und nicht mehr existente Straßenzüge, vor allem aber Personen dem Vergessen zu entreißen, stellt die aktive Form von Geschichtsbewusstsein dar. Zwei solcher Aktionen waren der diesjährigen Kerb schon voraus gegangen mit enormer Resonanz. Nun erreichte die Mitglieder des VVR erneut eine kaum zu bewältigende Bilderflut, was für das wache Heimat-, Traditions- und Gemeinschaftsinteresse der Rodauer spricht. Es ist als rücke die heutige Dorfgemeinschaft über dem Betrachten der früheren Zeiten nochmals dichter zusammen.

Selbstverständlich haben die Fotos nicht nur Erkenntnis, sondern auch Erkennungs- und Unterhaltungswert. Die ohnehin schon gute Stimmung beim Frühschoppen wusste der VVR auf diese Weise mit zwei Diashowblocks noch zu steigern. Umzüge, Kerweborsch und -mädscher, die Symbolfiguren Parre und Watz, Glöckner und Königin im Wandel der Zeiten, aus den 50er Jahren die ältesten Aufnahmen. Je mehr man sich dem 21. Jahrhundert nähert, desto größer die persönlichen Wiedererkennungseffekte. Ein ausgelassenes Vergnügen von „Guuke emol“ und „Waas de noch?“ hielt die Feierlaune in Schwung und brachte viele Schwätzchen über „sellemols“ in Gang. Auch Bürgermeister Dr. Holger Habich genoss für einige Zeit das Flair vergangener Tage, wenn selbst aufgrund des Geburtsjahrgangs nicht unbedingt mit eigenen Erinnerungen verknüpft. Während die zweite Diashow Vergangenes ohne weitere thematische Ordnung Revue passieren ließ, hatte man die Ausstellung von Gruppenbildern nach Schwerpunkten strukturiert: Schule, Sport, Feuerwehr, Erwachsene und Kinder.

Trotz der Materialfülle finden sich die 60er Jahre eher spärlich vertreten wieder. Es wird den Rodauern Ansporn sein, Speicher, Keller und Schubladenwinkel abermals zu durchforsten. Der Verein betrachtet das Projekt „Bilddokumentation Rodau“ längst nicht als abgeschlossen, Fortsetzung folgt und ganz viel später wird dann vielleicht eine Chronik in Buchform draus – man wird sehen!