06. November 2018 

Neues Zuhause für alte Bauteile

DARMSTADT, November 2018 (meli), Nicht mehr nutzbare Gebäude im ländlichen Raum als alternative Quelle für Baumaterialien zu nutzen ist das Ziel des Forschungsprojektes WieBauin – Wiederverwendung von Baumaterialien innovativ, das Anfang Oktober in den Gemeinden Münster (Hessen) und Otzberg, in Zusammenarbeit mit dem Landkreis Darmstadt-Dieburg, der Wissenschaftsstadt Darmstadt und der Technischen Universität Darmstadt gestartet ist. Stadt und Land sind über den Bausektor eng miteinander verflochten. Da Städte auf den ländlichen Raum als Quelle mineralischer Rohstoffe angewiesen sind, beanspruchen sie dort Naturraum, z. B. in Form von Steinbrüchen oder Kalkabbau. Umgekehrt werden Bauabfälle aus den Ballungsräumen auf Deponien im ländlichen Raum entsorgt. Beides führt zur Inanspruchnahme wertvoller, natürlicher Ressourcen des ländlichen Raumes, ohne dass hierfür ein nachhaltiger Ausgleich geschaffen wird.

Hier setzt das Forschungsprojekt WieBauin – Wiederverwendung von Baumaterialien innovativ – an, das eine reduzierte Inanspruchnahme natürlicher Ressourcen (Bodenschätze und Fläche) im ländlichen Raum erreichen will.

Eine dreijährige Forschungs- und Entwicklungsphase mit voraussichtlich anschließender zweijähriger Umsetzungsphase am Beispiel des Landkreises Darmstadt-Dieburg, der Gemeinden Münster (Hessen) und Otzberg sowie der Wissenschaftsstadt Darmstadt soll einen Weg zur Nutzung alternativer Quellen für Baumaterialien aufzeigen. Zur Gewinnung von Bauteilen und Baumaterialien stehen üblicherweise zum Abbruch anstehende Gebäude zur Verfügung. Die Notwendigkeit zum Abbruch von Gebäuden kann sich aus einer fehlenden Nachfrage nach Bestandsgebäuden (z.B. landwirtschaftliche Gebäude) oder anderen Maßnahmen einer Innenentwicklung ergeben. Die Technische Universität Darmstadt wird bei der Identifizierung wiederverwendbarer Bauteile eng mit den Gemeinden Münster (Hessen) und Otzberg über Fallstudien zusammenarbeiten. Ein neuartiges, GIS-basiertes Gebäude- und Materialkataster, das eigens für diesen Prozess von den Forschern der TU Darmstadt entwickelt wird, soll diesen Vorgang künftig vereinfachen. Für eine entsprechende Eigentümeransprache von leerstehenden Immobilien, werden die beiden Kommunen in Kooperation mit der Technischen Universität Darmstadt ein nachhaltiges Konzept entwickeln.

Auch für die Abnahme der so gewonnenen Bauteile will das Forschungsprojekt sorgen. Ein passendes Geschäftsmodell zur Vermarktung der ressourcenschonend gewonnenen Bauteile wird unter Einbindung zahlreicher Akteure aus dem Landkreis Darmstadt-Dieburg und der Wissenschaftsstadt Darmstadt entwickelt. Auf diese Weise soll sichergestellt werden, dass die alten Bauteile in künftigen Bauvorhaben ein neues Zuhause finden. Über typische Fallbeispiele aus der Region werden Möglichkeiten und Grenzen für die umweltschonende Wiederverwendung von Bauteilen und -materialien identifiziert. Mittels eines regionalen Stoffstrommodells werden in Szenarien der zukünftige Bedarf und die Nutzung mineralischer Baustoffe untersucht. Daraus werden von den Mitarbeitern der TU Darmstadt die Umweltauswirkungen sowie der Flächen- und Ressourcenverbrauch ermittelt.

Durch die Entwicklung neuer Herangehensweisen und Instrumente im Forschungsprojekt WieBauin, soll so das Stoffstromsystem der Baumaterialien zwischen Stadt und Land zum beiderseitigen ökologischen und ökonomischen Vorteil gestaltet werden.

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert das Projekt WieBauin im Rahmen der Fördermaßnahme „Stadt-Land-Plus“. Die Fördermaßnahme ergänzt die Leitinitiative „Zukunftsstadt“ des BMBF um die Perspektive der Stadt-Land-Beziehungen. Der Fokus liegt auf einem verantwortungsvollen Umgang mit Land- und Flächenressourcen.

Weiterführende Informationen finden Sie unter: www.wiebauin.de