Nicht Gesuchtes findet sich in Bildern
Die Kreativistin Petra Emmerich zeigt ihre Collagenausstellung „Artrovi“ in Griesheim noch bis April 2017
GRIESHEIM, Januar 2017 (pem), Die Harmoniesymbiose von Reiner Z. stimmte perfekt auf die Ausstellung im Griesheimer Haus Waldeck ein: das Prinzip der Performance des Singer-Songwriters in bester Bob Dylan Tradition ist es, eine neue Einheit zu schaffen aus Klang, Wort und visuellen Reizen. Die buchkünstlerisch-gestalteten Liedertexte liefert parallel zu Gesang und Gitarrenspiel die Beamershow. Petra Emmerich geht mit bildnerischen Mitteln nicht anders um. Der Titel der Ausstellung verweist darauf.
Das aus Esperanto konstruierte Wort „Artrovi“ bedeutet „Findekunst“. Petra Emmerich faszinieren Momente des Entdeckens, Überraschens, der Begegnung und Kommunikation. „Kunst schaffen ist ein Akt des Findens“, erklärt sie, „Farben und Formen finden sich zusammen, das Betrachterauge nimmt wahr, was es will, man stößt auf eigene optische oder emotionale Spuren seiner selbst, die Assoziation erfindet. Finden bedeutet, sich beschenken zu lassen, sich durch dieses spielerisch Dynamische befreit zu fühlen und die artistisch zirzensische Leichtigkeit, die man im realen Leben vermisst, in den Bildern zu genießen.“ Die zahlreichen Einzelmotive entwickeln wieder ihr Eigenleben. Harmoniestreben führt sie zusammen. Aus diesem Schwung, dem schwebenden, spielerischen Moment, leitet sich die Ikonographie ab: immer wieder begegnen einerm zirzensisches Personal, Bühnenräume und tänzerische Figuren. Der biographische Hintergrund einer langen Theaterliebe, Tanzpraxis und Clownsausbildung tut ein Übriges. Die sehr impulsiv zu Papier gebrachten Arbeiten sind grundsätzlich „Gemütsbarometer“. So kommen zwangsläufig in der Kombination der zu verschiedenen Zeiten gefertigten Einzelblätter, die entsprechenden „Seelenpartner“ zusammen. Was sie anzieht, mag den Betrachter ansprechen, der sich vielleicht darin ein wenig wieder findet.
Diese Momente prägen das Wesen der Bilder. Sie charakterisieren Entstehung und Wirkung: Wie schon in der „Kombinagekunst“, bei der sich mit Collagetechnik und Nachcolorierung gezeichnete Figuren mit vorgefundenen Fotohintergründen vereinigen, steht am Anfang der Gouache-Arbeiten der Zufall. Willkürliche Pinselschwünge, Kleckse, Papierknicke etc. laden zur Auseinandersetzung ein. Aus diesem Grund würde Petra Emmerich sich nie als Künstlerin betrachten, sondern bevorzugt die Bezeichnung: „Kreativistin“. Zu diesem Credo gehört ebenso die Verwendung von einfachstem, billigen Arbeitsmaterial. Bilder sind für sie keine teuren Ausstattungsstücke, sondern ein sehr persönlicher, notwendiger Ausdruck innerer Bewegung und Bedürfnisse.
Geliebt hat sie die Kunst immer, jedoch nie „gelernt“. Malen, Zeichnen, graphisches Gestalten begleitete sie vom Kindergarten zum Abiturkurs, wurde Ausgleich zur Verkopfung im Studium, schuf Balance für das und sogar als „Notfallmedizin“.
Kunst ist also aus ihrem Leben nicht wegzudenken, ist sie doch der Ausdruck innerer Haltung des Harmoniestrebens. Deshalb lag es ihr am Herzen mit den Hausbewohnern in Kontakt zu treten. Um ihnen Möglichkeiten zu bieten, sich im Werk wieder zu finden, erbat sich Petra Emmerich von den Teilnehmern des Malkreises Bilder, frei Gemaltes oder die bei Senioren beliebten kolorierten Vorlagen.
All das wurde zum Ausgangsmaterial für ihre neue Bearbeitung, so dass echte Ko-Kollagen und Gemeinschaftswerke entstanden, die eine Sonderschau zeigt. Bis April 2017 wird „Artrovi“ täglich von
10 bis 18 Uhr zu sehen sein.

