Seeheim-Jugenheim

Auf mehr als 50 Jahre aktiven Dienst in der Freiwilligen Feuerwehr Seeheim blickt Klaus Kraft zurück. Sein Amt als Pressewart der Freiwilligen Feuerwehr hat der Seeheimer nun zu Beginn des Jahres niedergelegt. In den vergangenen zehn Jahren hat er in Bild und Text über die Einsätze der Ortswehren der Gemeinde berichtet. Foto: soe
05. März 2021 

Ohne Piepser durch die Nacht

Klaus Kraft hängt den Feuerwehrhelm an den Nagel | Ein Allrounder der Freiwilligen Feuerwehr Seeheim

SEEHEIM-JUGENHEIM, März 2021 (erh), Nach 54 Jahren verabschiedet sich Klaus Kraft von der Freiwilligen Feuerwehr Seeheim. „Es ist Zeit, dass Jüngere die Aufgaben übernehmen“, begründet der 67-Jährige seinen Rückzug.

Der Seeheimer war ein Feuerwehr-Allrounder, hat im Laufe seiner über fünf Jahrzehnte im Dienst der Allgemeinheit verschiedene Funktionen bei den Brandschützern seines Heimatortes ausgeübt: In der Einsatzabteilung, beim Aufbau und der Betreuung der zentralen Kleiderkammer im Feuerwehr-Stützpunkt, bei den aktiven Musikern (Trompete) im Musikzug sowie verschiedene Posten im Feuerwehrverein Seeheim.

Außerdem hatte er die Leitung der „Firebirds“, der Partyband der Feuerwehr inne, war Mitorganisator der Feuerwehrfastnacht, ebenso baute er das Feuerwehr-Archiv auf. Das Amt des Pressewarts, das er insgesamt über 22 Jahre bekleidete, gab er im Januar dieses Jahres ab. „Alles was ich gemacht habe, habe ich gerne gemacht“, blickt er zurück.

Zur Seeheimer Wehr kam Klaus Kraft 1967 über seinen Vater Wilhelm, zu dieser Zeit stellvertretender Ortsbrandinspektor. Als Filius eines der ranghöchsten Feuerwehrmänner in der Gemeinde, war er selbstverständlich vorne mit dabei bei der Gründung der Seeheimer Jugendfeuerwehr. „Da war ich ein Mitglied der ersten Stunde.“ 1970 wechselte er in die Einsatzabteilung, in der er als Hauptfeuerwehrmann (seit 1982) bis 2013 tätig war.

Während seiner aktive Jahre hat er an einigen dramatischen Einsätzen teilgenommen. Ein schwerer Verkehrsunfall auf der Straße zwischen Jugenheim und Malchen sowie ein Wohnungsbrand in Jugenheim, jeweils mit Toten, aus den 80er und 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts beschäftigen ihn bis heute. „Die Bilder tauchen immer wieder auf.“ Die Erlebnissen mussten die Feuerwehrmänner damals ohne fachliche Unterstützung verarbeiten. „Wir haben versucht, die Geschehnisse im Kameradenkreis aufzuarbeiten und uns bei einem Bier zusammengesetzt und über das Erlebte gesprochen. Es gab noch keine psychologische Betreuung für die Einsatz- und Rettungskräfte, das hat sich zum Glück geändert.“

Als Pressewart war es Klaus Kraft stets eine Anliegen, die Arbeit der Feuerwehr über die Einsätze hinaus zu beleuchten. „Viele wissen nicht, wie groß der Zeitaufwand in der Feuerwehr ist.“ Die Besprechung nach einem Einsatz, die Wartung des Equipments, das nach jedem Gebrauch gereinigt und wieder einsatzbereit gemacht werden muss, die Übungen oder die verschiedenen Lehrgänge an der hessischen Landesfeuerwehrschule in Kassel und viele andere Dinge mehr gehören zur Stellenbeschreibung dazu. „Man darf nicht vergessen, dass wir das alles im Ehrenamt machen.“ Zudem müssen der Arbeitgeber und die Familie mitspielen, betont Kraft. „Ohne das große Verständnis meiner Frau Ursula wäre das alles nicht gegangen.“

Die Liste der Ehrungen für Klaus Kraft in Anerkennung seiner langjährigen ehrenamtlichen Tätigkeit bei der Freiwilligen Feuerwehr Seeheim ist lang: Bronzenes Abzeichen für Feuerwehrmusiker, Silbernes Brandschutzehrenabzeichen, Goldenes Brandschutzehrenabzeichen, Goldenes Brandschutzehrenzeichen Sonderstufe, Ehrenzeichen in Gold des Bezirksfeuerwehrverbandes Hessen Darmstadt, Goldene Ehrennadel für eine langjährige Dienstzeit in einer Freiwilligen Feuerwehr aus Anlass eines Übertritts in die Ehren- und Altersabteilung.

Zukünftig werden sich Klaus Krafts FFW-Aktivitäten auf die Alters- und Ehrenabteilung und die Mitarbeit im Archiv beschränken. Langweilig wird dem ehemaligen Verwaltungsangestellten der Gemeinde Seeheim-Jugenheim und gelernten Schriftsetzer ohne Feuerwehr nicht. „Ich weiß, was ich mit meine Zeit anfangen werde.“ So will er sich vermehrt der Heimat-Geschichte, seinem Hobby, widmen. „Ich habe da ein schönes Projekt.“ Und er wird die ruhigen Nächte ohne Piepser auf dem Nachttisch genießen. Auch als Pressewart war er bei den meisten Einsätzen vor Ort, um die Geschehnisse in Wort und Bild zu dokumentieren. Diesen Job übernehmen nun Jüngere.