Alsbach-Hähnlein, Garten-Natur-Tiere

Der Museumsverein Alsbach-Hähnlein präsentiert die Sonderausstellung noch bis 14. Dezember, hier der zweite Vorsitzende Claus-Dieter Böhm. Foto: soe
13. Juli 2025 

„Sag mir, wo die Vögel sind – Wo sind sie geblieben?“

Neue sehr informative Ausstellung im Hähnleiner Museum

ALSBACH-HÄHNLEIN, Juli 2025 (raha) Eine neue Ausstellung gibt es seit dem 18. Mai im Hähnleiner Museum „in der Anstalt“ zu sehen. In Anlehnung an das berühmte Lied des amerikanischen Folk-Musikers Pete Seeger (1919- 2014), „Where have all the flowers gone“, dass Marlene Dietrich auf Deutsch als „Sag mir, wo die Blumen sind“ sang, haben die Museumsleute die Ausstellung genannt.

Durch immer mehr Einsatz von Pestiziden und künstlichem Dünger auf den Feldern ist die Zahl der Insekten, die als Nahrungsgrundlage für die meisten Vögel dienen, in den letzten Jahren rapide zurückgegangen. Auch Hauskatzen tragen erheblich zum Schwund der gefiederten Freunde bei, da sie bei den Stubentigern auf dem Speiseplan ganz oben stehen. Marder, Wiesel und sogar Eichhörnchen sind ebenfalls Feinde der Singvögel in Feld und Garten. Auch der Waschbär ist nicht von einer Vogelmahlzeit abgeneigt. Die Störche, über deren Rückkehr man sich noch vor einigen Jahren riesig freute, haben sich mittlerweile in der hiesigen Gegend soweit vermehrt, dass sie langsam zur Plage werden.

Besonders Vogelbrut aber auch junge Hasen, Kaninchen und Enten stehen genauso auf der Speisekarte der schwarzweißen Langschnäbel wie Frösche, Eidechsen, Schlangen und Würmer. Der Klimawandel gehört ebenfalls zu den Ursachen des Vogelschwundes in Mitteleuropa. So verschwinden hier auch einige Arten, denen es zu warm wird und diese weiter nach Norden ziehen.

Andere, die bisher in subtropischen Gebieten siedelten, wie zum Beispiel der Bienenfresser, werden jetzt häufiger im Ried und an der Bergstraße angetroffen. Der schöne, bunte Vogel bevorzugt Lehm- und Lösswände, in denen er kreisrunde Nest-Höhlen baut, die bis zu 1,5 m Länge erreichen. Ob der wärmeliebende Insektenjäger aber durch sein vermehrtes Auftreten in letzter Zeit die hiesige Population der „Tracheen- Atmer“ nachhaltig dezimiert, ist bisher noch nicht nachgewiesen worden.

In vielen anschaulichen Bildern wird der Rückgang besonders der Singvögel in der Aussstellung dokumentiert. So hat man unter anderem ein Modell gebaut, dass das Volumen von einem Kubikmeter Wasser darstellt. Man will damit zeigen, dass eine weggeworfene Zigarettenkippe ca. 1000 l Wasser (entspricht 1 m³) verseuchen kann, was sich nachhaltig auf die Vogelpopulation auswirkt, denn Wasser zum Trinken brauchen die Vögel auch. Das in den Kippen noch vorhandene Nikotin schädigt insbesondere die Fortpflanzung der Vögel. In Deutschland werden pro Jahr ca. 106 Milliarden Zigaretten geraucht. Wenn nur ein kleiner Teil der Kippenreste davon achtlos weggeworfen wird, kann man sich vorstellen, wieviel Grundwasser damit verseucht wird. In unzähligen freiwilligen Stunden haben die Mitarbeiter von Museums-Chef Konrad Hoppe die Ausstellung vorbereitet. Claus-Dieter Böhm hat einen Film gedreht und unzählige Fotos geschossen, Peter Albig und Helmut Bernhard haben sich mit vielen weiteren Vereins-Mitgliedern die ideenreiche Wandgestaltung vorgenommen. In mehreren Buttons wird erklärt, dass zum Beispiel durch Mäharbeiten Insekten vertrieben und Nester zerstört werden. Ein Button zeigt, dass früher die Autoscheiben im Sommer voller toter Insekten waren, was deutlich weniger wurde.

Von Landwirt Dieter Kehr hat der Museumsverein ein etwa 4000 m² großes L-förmiges Stück Ackerfläche in der „Sauweide“ (gegenüber des Recyclinghofes Winczy) gepachtet. Dort wurde Blühwiesen- Samen hinein gesät, um den weniger werdenden Insekten ausreichend Nahrung zu bieten. Über eine Zusammenarbeit mit der Melibokus-Schule wurde beim Museumsverein nachgedacht und erste Kontakte sind bereits geknüpft. So könnten Schüler im Rahmen des Biologieunterrichts vor Ort die Biodiversität dokumentieren. Die informative Ausstellung geht noch bis zum 14. Dezember 2025 und ist samstags und sonntags jeweils von 14 bis 17.00 Uhr geöffnet. Das Museum befindet sich im ehemaligen „Anstalts“-Gebäude in der Gernsheimer Straße 36 in Hähnlein im ersten Stock. Leider sind die Museumsräume nicht barrierefrei zu erreichen. Parkplätze sind auf dem angrenzenden Marktplatzgelände und hinter der gegenüberliegenden alten Schule vorhanden.

Für interessierte Gruppen kann das Museum auch nach Vereinbarung geöffnet werden. Weitere Infos und Kontaktdaten unter www.museum-alsbach-haehnlein.de.