Garten-Natur-Tiere, Kirche, Kreis Odenwald

Auch das ZDF suchte die Siebenschläfer in der Orgel.
17. Dezember 2014 

Siebenschläfer in der Orgel

Beedenkirchen im Fokus der Medien

BEEDENKIRCHEN, Dezember 2014 (meli), Wenn die Spendenbereitschaft nur annähernd so groß wäre wie das mediale Interesse, dann hätte die evangelische Kirchengemeinde wohl keine Probleme, für die Sanierung ihrer Orgel genügend Geld aufzutreiben. Seitdem sich Siebenschläfer in den Gängen des Instruments eingenistet haben, geben sich Medienvertreter die Kirchentürklinke in die Hand.

Zuerst berichteten die regionalen Zeitungen über die ungebetenen Gäste in der Beedenkirchener Orgel. Dann griffen die Nachrichtenagenturen epd (Evangelischer Pressedienst) und dpa (Deutsche Presseagentur) das tierische Thema auf und damit waren die Siebenschläfer Gegenstand der Berichterstattung in Tageszeitungen zwischen Flensburg und Garmisch-Partenkirchen. Nach dem HR-Hörfunk rückte das HR-Fernsehen an und zuletzt drehte ein Team des ZDF und machte sich vor Ort kundig über das große Problem der mit rund 450 Mitgliedern kleinsten Kirchengemeinde im Evangelischen Dekanat Bergstraße. Dazu wurde neben dem Kirchenvorstandsvorsitzenden Jürgen Schellhaas auch der Bensheimer Orgelbauer Andreas Ott interviewt. Er bekannte offen: „So etwas habe ich in meinem Berufsleben noch nicht erlebt.“

Die Siebenschläfer haben sich in der Orgel offenbar wohnlich eingerichtet und dafür unter anderem einen ledernden Blasebalg und diverse Schläuche zerbissen. Der Königin der Instrumente blieb die Luft weg. Sie bringt derzeit keinen Ton hervor. Drei der Siebenschläfer konnten lebend gefangen werden. Sie verbringen ihren Winterschlaf jetzt andernorts. Wie viel noch in der Orgel hausen, ist nicht ganz klar. Der Kirchenvorstand geht von mindestens zwei weiteren aus, es könnten aber auch mehr sein. Dass noch Siebenschläfer in der Orgel sind, steht für den KV-Vorsitzenden Jürgen Schellhaas außer Frage. Er zeigt auf kleine schwarze Kügelchen: “Das hier sind frische Kotspuren“.

In der Kirche sind Lebendfallen aufgestellt worden. Denn die Siebenschläfer stehen unter Naturschutz. Sie dürfen nicht einfach mit Gift bekämpft werden. Und solange die Kirche keine Siebenschläfer-freie Zone ist, kann die Orgel nicht repariert werden. Die Kirchengemeinde hat jetzt immerhin festgestellt, auf welchem Wege die possierlichen Tierchen in die Kirche gelangt sind. Kleine Löcher und Ritzen am Haupt- und an einem Nebeneingang verstanden die Siebenschläfer offenbar als Einladung zum Tag der offenen Tür. Abwehrzäune aus Draht sollen verhindern, dass es weiteren ungebeten Zuzug in die Orgel geben wird.

Die Kosten der Orgel-Sanierung schätzt der Kirchenvorstand mittlerweile auf über 20.000 Euro. Das muss die Gemeinde aus eigenen Mitteln stemmen. Immerhin 2.500 Euro an Spenden sind inzwischen eingegangen. Auch die Stiftung des Evangelischen Dekanats Bergstraße hat sich nach Angaben der Kirchengemeinde gemeldet und Unterstützung in Aussicht gestellt. Weit über Beedenkirchen hinaus berührt die tonlose Orgel offenbar auch Menschen, die durch die bundesweite Berichterstattung von den Siebenschläfern erfahren haben. So bekam Gemeindesekretärin Ellen Bergoint Post aus Bayern. Darin ein Büchlein mit dem Titel: „Warum Fredi Siebenschläfer in die Kirchturmuhr zog“. Eine nett gemeinte Aufmunterung für die Beedenkirchener, die sich eher gewünscht hätten, die Siebenschläfer wären in die Uhr gezogen und nicht in die Orgel. So ein Zahnrad im Uhrgetriebe ist halt widerstandsfähiger als ein Luftschlauch in der Orgel. Andere wollen Solidarität musikalischer Art zeigen. Ein Mann hat ein Gastspiel mit seiner Drehorgel in der Kirche angekündigt.