Spazieren, Spuk und selbst gemachte Speisen
Jugendpflege, Kulturamt und Vereine bieten Gernsheimer Nachwuchs sechs Wochen Spiel und Spaß beim Ferienspielprogramm
GERNSHEIM, August 2012 (sawe), Hey, da kommt die Doro! So tönt es laut aus dem Jugendhaus der Stadt Gernsheim. Demian hat eine Freundin entdeckt, die mit Sack und Pack, in die „Alte Realschule“, den offenen Jugendtreff der Stadt Gernsheim, einzieht. Einige Wochen Ferienspiele haben sie dabei schon hinter sich – und jetzt steht einer der Höhepunkte auf dem Programm: die Übernachtung mit selbstgemachtem Essen, Film und Nachtwanderung. Sie bildet den Abschluss einer Woche, die komplett von der Jugendpflege ausgerichtet wurde. Während dieser Zeit spielten die Kinder im Alter von sieben bis 12 Jahren sehr viel, hatten das Sport- und Spielmobil des Vereins „Auszeit e.V.“ zu Gast und haben gebastelt.
Einen tollen Mix aus Vereinsangeboten und Aktionen mit den Jugendhausmitarbeitern der Stadt bietet Gernsheim jedes Jahr seinem Nachwuchs. Zum größten Teil den ganzen Tag, mit einem warmen Mittagessen und Bespaßung von Sport bis Kreativität. „Das gibt Eltern und vor allem Alleinerziehenden die Möglichkeit weiter arbeiten zu gehen, zumindest für einen Teil der sechswöchigen Ferien“, schildert Mike Schumann. Und auch, dass er in diesem Jahr einen beeinträchtigten Jungen mitgenommen hat, bei Ausflügen und zur Übernachtung kann er mit dabei sein. „Er hat nach unserem Ausflug gesagt, es sei der schönste Tag in seinem Leben gewesen“, erzählt der Betreuer und freut sich, dass die „gesunden“ Kinder den besonderen Jungen gut angenommen haben. Somit kann er auch zur Nachtwanderung mit. Die führte in den Rheinpark und wurde mit einer „mittelmäßig“ gruseligen Geschichte zum echten Erlebnis. „Irgendetwas von Räubern, Geistern oder so, gehört immer in die Nachtwanderung – natürlich dosiert, damit danach auch noch alle schlafen können“, grinst Schumann bei dem Gedanken, was er erzählen würde. Symbiosen sollen sich aus dem frühen Kennenlernen der Gernsheimer Kids ergeben, deshalb stellt das Kulturamt zusammen mit der Jugendpflege jedes Jahr ein abwechslungsreiches Programm zusammen: „Später einmal können alle zusammen im Jugendtreff etliche Aktivitäten starten“, wünscht sich Schumann. Bis dahin steht Spielspaß ganz groß auf dem Plan. Den hatten die Knirpse auch bei der Übernachtung: „Welche Farbe bekommt deine Hand?“ ruft da ein Helfer und schmiert nacheinander Farbe auf Kinderhände.
Damit hinterlassen die Ferienspieler echte Spuren im Jugendhaus, denn dort dürfen sie Farbhände an der Wand hinterlassen – mit eigener Signatur versteht sich. Mitten zwischen den Handzeichen prangt ein Comichund – noch gibt es nur seine Umrisse. „Bald schon dürfen die Kinder entscheiden wie ihr Maskottchen ausgemalt werden soll“, erklärt der Sozialpädagoge. Für das Jahr 2012 haben die Ferienspieler sich den Namen: „Spaced Dogs“ gegeben. Namen gibt es in jedem Jahr, das sieht man im Schlafraum an den Wänden, denn überall sind viele Handabdrücke zu sehen, die sich einmal um ein Graffiti gruppieren oder in einer Wiese, wie Schmetterlinge flattern. Nach getaner Malarbeit wird gegessen: „Selbstgemachte Hamburger“, flüstert Mike Schumann, denn für die Kinder soll das noch eine Überraschung sein. Gestärkt und satt pflanzen sich alle gemütlich auf Matratzen im oberen Raum – dort ist für einen Abend Kino. Erich Kästners „Das fliegende Klassenzimmer“ flimmert über die Leinwand bis die ersten lautstark gähnen. Am Ende landen alle auf den Luftmatratzen, in Schlafsäcken und unter Decken, schwätzen noch ein wenig und schlafen – die eigenen Kuscheltiere im Arm – endlich ein. Am Samstagmorgen gibt es ein Frühstücksbuffet und viel zu Erzählenswertes, das sich die Eltern, die ihre Sprößlinge abholen kommen, gern anhören. Klar ist, dass alle im nächsten Jahr wieder dabei sind, wenn die Stadt Gernsheim zu ihren ganz besonderen Ferienspielen einlädt.
Dieser Artikel erschien in der August/September-Ausgabe des Melibokus Rundblick (Nr.157).

