12. November 2013 

Stadtverordnete stürzt sich ins eiskalte Wasser

Erinnern an das zum Abriss frei gegebene Hallenbad in Gernsheim

GERNSHEIM, November 2013 (meli), Nasskalte Wochenenden im Winterhalbjahr haben Wassersportfreunde und Erholungssuchende in Gernsheim und Umgebung bis 2008 gern für entspannte Stunden im Hallenbad genutzt. Seitdem die Stadtverordnetenversammlung am 6. November 2013 den Abriss des still gelegten Gebäuses beschloss, ist diese seit ihrer Eröffnung 1973 beliebte Freizeitstätte Vergangenheit. Darauf macht die Fraktion der GuD (Gernsheimer unabhängige Demokraten) mit einer außergewöhnlichen Aktion aufmerksam: Am Samstag, dem 16. November, 15 Uhr, wird sich die 60jährige Stadtverordnete Marianne Walz vom Sandstrand des Badesees Kiesloch aus ins Wasser stürzen und mindestens 100 Meter weit schwimmen. Im Anschluss an das kalte Abbaden An der Hammeraue 1 (Zufahrt über Burgunderstraße) lädt die GuD dazu ein, Gedanken und Erinnerungen an das Gernsheimer Hallenbad auszutauschen und über die Zukunftsaussichten eines Neubaus zu sprechen. Der FHG (Förderverein Hallenbad Gernsheim) bietet heiße Getränke an.

Das Hallenbad wird ohne vorherige Bürgerbefragung nieder gelegt – „Zeitnah (zum Beschluss)“ heißt es in dem gemeinsamen Antrag von CDU, Grünen und FWG. Ein Grund sich jetzt an die verlorenen Chancen zum Schwimmenlernen, zu Gesundheitstraining und Bewegungstherapie, für spritzig-fröhliche Familienbadenachmittage zu erinnern, findet Marianne Walz. Nach Sitzungen, Debatten und Beratungen will sie jetzt auch auf nicht-parlamentarische, eigenwillige Art das Hallenbad-Thema ins öffentlichen Bewusstsein rufen. „Als leidenschaftliche Freizeitschwimmerin kenne und schätze ich die einzigartigen Wohltaten von körperlicher Aktivität im Wasser. Ich will, dass auch die Schöfferstädter und ihre Gäste diese Möglichkeit haben, wie sie zuvor bis 2008 über 35 Jahre lang gegeben war. Doch bei einstelligen Außentemperaturen in circa 11 Grad kaltem Wasser ein Freibad zu nehmen, ist selbst für Geübte wie mich eine Herausforderung. Mit meiner Aktion will ich den Verlust des Hallenbades demonstrieren und nachdrücklich auf die Willensbekundung der Abrissbefürworter zum Neubau hinweisen.“

Für die vier Mitglieder der GuD-Fraktion, bis 2011 noch SPD- und zwischenzeitlich freie Stadtverordnete, geht mit dem Abrissbeschluss ein langer Weg zu Ende, auf dem sie sich gegen den drohenden Verlust gewehrt haben. „Wir haben jahrelang für den Hallenbad-Erhalt gekämpft, und als Demokraten müssen wir das Ergebnis akzeptieren“, erklärt Fraktionsprecher Herbert Weckerle. „Aber wir sind überzeugt, dass die Mandatsträger in Parlament und Magistrat hinsichtlich der Erhaltung des Hallenbades weit hinter den Möglichkeiten zurück geblieben sind – auch angesichts kritischer Haushaltslage. Denn leider wurden die von uns aufgezeigten Alternativen zum Betrieb nicht diskutiert und statt dessen mit falschen Zahlen in nicht zutreffenden Zusammenhängen argumentiert. Als kleiner Rest aller Beteuerungen bei Grünen, CDU und FWG, das Bad zu wollen, steht nun lediglich eine vage, nahezu wertlose Absichtserklärung auf dem Papier. Wir fordern die Bürgerinnen und Bürger dazu auf, die Verantwortlichen im Stadthaus an diese ihre Absichten zu erinnen.“ Weckerle fügt hinzu: „Wir halten es außerdem für wichtig, auf die problematische Finanzausstattung der Kommunen im Bund hinzuweisen. Sie gehört dringend reformiert.“

Ursula Wolter hatte zusammen mit vielen Helfern anlässlich der Initiative zu einem Bürgerbegehren 2011über eineinhalb Tausend Unterschriften pro Hallenbad gesammelt. „Diese überwältigende Zustimmung hat Gewicht, auch nachdem unserem Bürgerbegehren die Zulassung versagt blieb. Wir wollen nun dafür eintreten, dass der wohlfeilen Absicht konkrete Schritte folgen, um einen Neubau zu verwirklichen. Er ist laut bürgermeisterlicher Bekundung an ein realisierbares Betriebskonzept geknüpft. Gemeinsam mit dem FHG und anderen Engagierten rufen wir zur konstruktiven Mitarbeit daran auf.“