Vom Kopf in die Hand
Individualität in vielfältigen Gestaltungsformen ist das Schaffensprinzip des Hähnleiner Künstlers Josh Groos
HÄHNLEIN (pem), „Zehn Stunden am Tag kreativ zu sein – damit hätte ich überhaupt kein Problem!“, betont Josh Groos. Vorläufig lebt der junge Familienvater aber noch nicht von seiner Kunst. Vor knapp drei Jahren zog er mit seiner Frau und den beiden Kindern aus seiner mittelhessischen Heimat nach Hähnlein.
Seine berufliche Tätigkeit bedeutet mehr als nur ein Job ums Geldverdienen: Die Aufgaben als Abteilungsleiter in der Behindertenwerkstätte Aumühle erfüllt er mit großem Engagement, obwohl ihn die Biographie nicht geradlinig an dieses Ziel geführt hat.
Seiner musischen Natur und dem jugendlichen Alter entsprechend, nutzte er die Zeit nach dem Schulabschluss, um sich im Leben umzuschauen, versuchte sich als Musiker und arbeitete in unterschiedlichsten Branchen.
Dabei stellte er fest, dass weder die Werbung noch eine Medienberatertätigkeit ein Metier sein würden, in dem seine Auffassung von Kreativität praktische Anwendung fände. So führte ihn der Weg doch an die Universität zum Studium der Kunstpädagogik und – therapie sowie der Philosophie. Sicher reifte schon damals seine Überzeugung: „Für Kunst gibt es keinen allgemeingültigen Begriff, das muss jeder für sich herausfinden.“ Mit seinem Schaffen ist er wohl zu einer persönlichen Definition gelangt: Individualität gestaltet in der Vielfalt ihres Ausdrucks. Kunst ist deshalb nicht „schön“ und dekorativ, sondern einzigartig und authentisch. Josh Groos – ein „Lebens-Künstler“ auf besondere Weise. Es ist die Art seines Schaffens, die die Bezeichnung rechtfertigt. „Kunst ist für mich in erster Linie ein Mittel zur Alltagsbewältigung,“ erklärt er. Dabei muss es sich nicht unbedingt um die Aufarbeitung gravierender Probleme handeln. Was den Geist schon beansprucht, womit der Kopf viel Zeit verbringt, drängt dann einfach auch in die Hand, um mit Formen und Farben Gestalt anzunehmen.
Ein ästhetisches Weiterspinnen des Alltags, der selbst mit banalen Dingen zur Inspirationsquelle werden kann. Wichtig ist, dass jeder Gedanke seine eigene Umsetzung findet – so differenziert die geistige Beschäftigung, so unterschiedlich der bildsprachliche Ausdruck dafür.
Mit handwerklicher Sicherheit kommen analoge und digitale Mittel und Techniken zum Einsatz. Entsprechend den Materialien variiert der Stil vom kinderbildhaften in leuchtender Buntheit über konstruktivistische Kompositionen bis zum gänzlich Abstrakten.
Vielleicht wird mit dem Pinsel manchmal ein Schlussstrich unter eine Grübelei gezogen. „Es gibt schon eine Reihe eher düsterer Bilder“, räumt Josh Groos ein. Die Schattenseiten gehören eben zur persönlichen Wahrheit, die die Werke spiegeln. Weitaus höher ist aber der Anteil der prall-farbig lebendigen Werke, die nur scheinbar naiv daher kommen. Nach dem Muster alter Meister gestaltet Groos gerne Allegorien in sehr moderner Übersetzung oder baut geschickt komplizierte optische Täuschungen in den Bildkontext ein.
„Das hat bestimmt viel mit meiner Liebe zum philosophischen Denken zu tun“, mutmaßt er. Zu „geradeaus und bruchlos“ auf einer Ebene zu bleiben, ist nicht spannend genug für die Freifläche, die sich der Fantasie bietet.
Als Postkartenmotive hat diese Gestaltungsform schon zum Verkaufserfolg beigetragen. Josh Gross sucht bei aller persönlichen Erfülltheit durch sein Schaffen auch die Öffentlichkeit: mit der Präsenz auf Kunstmärkten und Einzelausstellungen unternimmt er entsprechende Schritte. Den Darmstädter und Bergsträßer Galeristen sei empfohlen, ein waches Auge auf so viel künstlerisches Originalitätspotential zu haben, wie es Josh Groos belebend in die Kulturszene einbringt.
Den Künstler und seine Werke kann man via Internet hier (www.joshimoto.de) kennenlernen.

