Gernsheim und Ried, Kreis Bergstrasse

"Schätzelein...." Auch die Pferde werden von Tamme Hanken ordentlich begrüßt. Foto: Eva M. Wicht
15. Mai 2013 

Wohltaten für Pferderücken mit starker Hand und scharfen Blicken

Der fernsehprominente Tierchiropraktiker Tamme Hanken zeigte seine Behandlungskunst in Hüttenfeld

HÜTTENFELD, Mai 2013 (pem), „Moin moin, zusammen“, grüßt der stämmige Zweimetermann in die gespannt wartende Publikumsrunde. So hat man es erwartet von dem „XXL-Ostfriesen“, der bundesweit als begnadeter „Pferdedoktor“ bekannt wurde. Bei Tamme Hanken steckt geballte Kompetenz hinter der Prominenz, die er sogar durch das Fernsehen erlangt hat. Den erlernten Beruf des Landwirts übt er längst nicht mehr aus. Im Laufe der Jahre hat er professionalisiert, was mit leidenschaftlicher Neugier begann.

Von seinem Großvater eignete er sich traditionelles tierheilkundliches Wissen an. Was er sich abgeschaut hatte, setzte er zur Übung an zur Schlachtung bestimmten Pferden um. Dabei offenbarte sich schnell seine Begabung als „Knochenbrecher“, wie er sich mit dem ihm eigen bröseltrockenen Nordlichthumor selber tituliert.

Inzwischen verbringt er nur noch knapp die Hälfte des Jahres auf dem mit seiner Frau gemeinsam betriebenen Pferdehof in Filsum, um die übrige Zeit als „Wanderchiropraktiker“ durchs Land zu reisen. Wo immer er den Einladungen zu Behandlungen gefolgt ist, erfreuen sich seine Sprechstunden größter Resonanz. Der Zulauf auf dem Hüttenfelder Hof der Familie Eichenauer war ebenso kolossal. Besitzer nahmen selbst weite Anfahrten aus dem Umkreis in Kauf, um ihr Tier vorzustellen.

Ein „Pferdeflüsterer“ ist er wahrlich nicht. Bei Tamme Hanken hat man es mit einem soliden Handwerker zu tun, der zügig und konzentriert den Vierbeinern, Pferden wie Hunden, erste Erleichterung verschaffen kann. Präzise Griffe am exakt richtigen Punkt, denn seine „Rosskuren“ basieren auf der Chiropraxis.

Der Kern seiner Kunst liegt in der minutiösen Kenntnis der Tieranatomie, dem Wissen um Zug- und Hebelkräfte im Zusammenspiel von Knochen, Muskeln und Sehnen. Innere Organe beeinflussen einander, kontrollieren Abläufe, steuern Prozesse, sind vernetzt zu einem umfassenden Funktionsmechanismus. Auftretende Störungssymptome sind oft „multifaktoriell“, d.h. es gibt mehrere Ursachen oder man entdeckt den wahren Grund erst auf den zweiten Blick. Dass der Bewegungsapparat aber ein ähnlich komplexes und sensibles System darstellt, wird häufig unterschätzt.

Ob Mensch, ob Tier entfalten kleine Ursachen große Wirkung an scheinbar ganz entlegen Stellen und Tamme Hanken hebt das ins Bewusstsein. Oft sieht man den Reitern dann die Betroffenheit an, dass ihnen nicht selber Dinge aufgefallen waren, die doch eigentlich, nach der Erklärung des Fachmanns, so logisch und deutlich erkennbar sind.

Aber niemand soll hier vorgeführt und auf die Anklagebank gedrückt werden. In seinen Beratungsgesprächen verabreicht er auch den Menschen die Medizin der Kritik immer auf dem Zuckerlöffel des Humors. Das gemeinsame Wohl von Ross und Reiter liegt Tamme Hanke am Herzen. Auf Lerneffekt und Aufklärung zielen seine Bemühungen.

Unter jahrelanger Praxiserfahrung kristallisierten sich Untersuchungs- und Behandlungsstandards heraus. Die Vorstellung eines Tiers folgt dem entsprechenden Schema. Wohl und Weh breitet sich von unten nach oben aus. Haben wir nicht selber oft erfahren, wie rückenschmerzhaft falsches Schuhwerk wirkt? Viele Pferdeprobleme lassen sich auf die Hufe zurückführen: falsche Höhe, schiefer Beschlag, nicht im richtigen Winkel angebracht, was zu Beeinträchtigungen der nächsten Gelenke führt und sich fortsetzt bis in den Rücken.

Die Ganggeschmeidigkeit wird blockiert, aber auf Dauer können Entzündungen und andere gravierende Gesundheitsschädigungen auftreten. Wenige scharfe Blicke auf das im Schritt geführte Tier genügen Tamme Hanken zur präzisen Analyse. Nicht selten soll der Reiter dann die Diagnose nachspüren. „Hacken zusammen, Fußspitzen nach außen und dann in großen Schritten gehen“, fordert er eine Besitzerin auf. „Na, merkst Du was?“ Die Frau bestätigt einen heftigen Hüftschmerz. „Und so fühlt das dein Pferd auch“, gibt er zu bedenken und schreibt seine Korrekturempfehlungen für den Hufschmied auf.

So schmuck und bequem Sättel aussehen, erweisen sie sich erschreckend oft als lederne Katastrophen. Sie begünstigen eine Schwerpunktverschiebung, so dass der falsche Sitz des Reiters nicht nur das Pferd behindert, sondern ihn selber gleichfalls malträtiert. Keilkissen können z.B. helfen. Zur sofortigen Verbesserung des Vierhufer-Wohlbefindens tragen die manuellen Anwendungen: Gelenke lockern, dehnen, Wirbel richten. Den Gesundheitscheck beendet der Blick ins Maul. Zungenbeläge verraten unter anderem Eisenmangel oder „dass die Leber jodelt“. Nach einer Viertelstunde hält der Besitzer in Schriftform alle individuellen Ratschläge zum weiteren Vorgehen in der Hand. Keiner wird zögern, sie zu befolgen, denn durch seinen Sachverstand und seinen souveränen Umgang mit den Tieren überzeugt und fasziniert Tamme Hanken!

Alle Fotos: Eva M. Wicht
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