Alsbach-Hähnlein, Schul-News

Unter großer Konkurrenz wurden sie für die Schultheatertage in Schlitz ausgewählt und kamen unter die ersten Fünf. Foto: soe
25. Juni 2017 

Emotionen auf der Schülerbühne

Die Theatergruppe „Dreizehn“ der Alsbach–Hähnleiner Melibokusschule qualifizierte sich für die Teilnahme am Hessischen Schultheatertreffen

ALSBACH-HÄHNLEIN, Juni 2017 (pem), „Kampf! Wir kommen!“ Was bringt Schülerinnen und Schüler einer friedliebenden Schule dazu dieses martialische Thema zu wählen, um im Wahlpflichtunterricht ein eigenes Bühnenstück zu entwickeln? Zum einen habe die Vielschichtigkeit daran gereizt.

„Aggressive, gewalttätige Konfrontation ist nur eine Facette, die allerdings leider nie an Bedeutung verliert. Der symbolische, z.B. der sportliche Wettkampf ist eine weitere“, erklärt Spielleiterin Johanna Bath. Sie ist Lehrerin für Deutsch, Englisch und Theater und verfügt über eine Zusatzqualifikation in „Dramatischem Spiel“. Sie verstand es perfekt, den Entstehungsprozess des Gemeinschaftswerks didaktisch zu strukturieren. Die künstlerische Arbeit war sehr erfolgreich aufgrund der Basis ganz persönlicher Beziehungen jedes Einzelnen zu dem Thema.

Den Einstieg bildete die Frage: „Wofür kämpfst Du selber?“ Wünsche, Werte, Bereitschaft zum Engagement traten zu Tage ebenso wie die Dimension zwischenmenschlicher Beziehung oder das zweifelnde Ringen um Entscheidungen der inneren Auseinandersetzungen. Sehr persönliche Texte entstanden, die später in Teilen Eingang in das Stück fanden. Es folgte die darstellende Arbeit mit Improvisationsübungen und Konzipierung erster Szenen. „Das Stück wuchs, je tiefer wir uns in dem Thema verwurzelten“, erinnert sich eine der dreizehn AkteurInnen der 9. und 10. Klassen. Dafür galt es, die Körpersprache zum präzisen Ausdrucksmittel zu schärfen. Die Bühnenkunst lebt in weiten Teilen auf der nonverbalen Ebene. Bewegungen sind dann „bühnentauglich“, wenn sie als Sinn und Bedeutung transportierender Ausdruck klar genug erkannt werden können. Das Gleiche gilt auch für die Stimme: „Die meisten von uns hatten nie vorher auf der Bühne gestanden und das war alles ganz neu“, versicherte eine andere Schülerin. Know-how Erwerb mit Selbsterfahrung, um letztlich sogar eigene Gesamtästhetik zu schaffen. Das macht den Wert dieses Faches als individuelle Förderung der Persönlichkeitsentwicklung so wertvoll!

„Zusätzlich hatten die Schüler den Wunsch, mehr zu erfahren über die Geschichte des Theaters. Man beließ es nicht bei Dramentheorie und Unterrichtseinheiten zum historischen Überblick.
Die Schüler beschäftigten sich mit Texten zwischen Antike und dem 20. Jahrhundert. Passagen lieferten Collagematerial für das Stück. Der Bruderkampf in Antigone steht zu Beginn, das elisabethanische Theater als Kampfstätte um einen Menschen und das eigene Glück fand man bei Shakespeares „Romeo und Julia“.

Von der epischen Bühne Brechts zeigte „Die Heilige Johanna der Schlachthöfe“ den Einsatz für eine Idee. So formierten sich drei chronologische Stränge als Gerüst des Stücks, die man im dramaturgischen Handlungsbogen verflocht. Als wandelbares Requisit und andeutende Kostümierung benötigen die Akteure lediglich einen hellen polyfunktionalen Schlaufenschal. Dieser dient sowohl als Kleid, Gürtel oder Handschuh. Das postdramatische Theaterstück lässt viel Freiraum für Improvisation. Erhöhte spieltechnische Anforderungen stellte die Gruppe durch die zeitweise verwendeten Masken an sich. Die Juroren wussten es zu schätzen. Die Inszenierung sammelte so viele Pluspunkte, dass die Bewertung die Theaterkids aus Alsbach-Hähnlein zum Sieg führte. Sie kamen unter die besten fünf ausgewählten Gruppen.

Außerdem erhält „Dreizehn“ den Schultheater Förderpreis der „Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen“ im Wert von 1.500,- Euro.

Das Lampenfieber könnte also eigentlich an der Bergstraße bleiben, wenn sie am 24. Juni bis 27. Juni nach Schlitz reisen. Dort findet das hessische Schultheatertreffen 2017 statt.
„Gesiegt haben wir ja schon durch die Qualifikation“, bestätigt Johanna Bath. Mit der Präsentation holen wir nur noch das Preisgeld ab.“ Stolz auf die Mitschülerinnen und ein herzliches „Toi Toi Toi“ begleitet die Truppe trotzdem.