Schul-News, Seeheim-Jugenheim

Zu einem Liederabend mit „Die Schöne Müllerin“ von Franz Schubert hatte der Musikleistungskurs eingeladen. Foto: soe
23. Dezember 2016 

Lehrplaneinheit füllt sich mit lyrisch-romantischem Konzertleben

Burkhard Heinz und die Schüler seines Leistungskurs Musik hatten eine Aufführung des Schubert Liederzyklus „Schöne Müllerin“ am Schuldorf Bergstraße organisiert

SEEHEIM-JUGENHEIM, Dezember 2016 (pem), Vokalkunst sieht der Lehrplan des Leistungskurses Musik als prüfungsrelevanten Unterrichtsstoff vor. Dafür muss die Bandbreite des künstlerischen Einsatzes von Gesang ausgelotet werden und man kommt nicht vorbei am Kunstlied. Die Gattung gilt immer noch als Stiefkind der Vokalkunst, von Konzertsälen gescheut, in der Publikumsgunst mit Zurückhaltung aufgenommen und im allgemeinen Bewusstsein häufigst, wenn auch zu Unrecht, als Kitsch geschmäht.

Burkhard Heinz ist davon angetan, dass ihm der Lehrplan die Chance gibt, die Schüler an das Kunstlied heranzuführen. „Ideenfülle steckt darin. Die Hochzeit der Kompositionen und der Verbreitung war die Romantik, das Zusammenwirken verschiedener Künste war ein prägender Gedanke. Poesie, Philosophie und die bildende Kunst umgesetzt in Klangmalerei.“ Die für das 19. Jahrhundert typische Naturbegeisterung spiegelt sich, das Schwärmen für einfaches Leben, Brauchtum und Volkskunst. Inspirationsquellen und Textgrundlagen bildeten häufig Gedichte. All diese Komponenten trifft man in Franz Schuberts Liederzyklus „Die schöne Müllerin“, der prominenteste Vertreter. Noch immer nehmen Sänger gerne die Herausforderung an, sich ihre Interpretation zu erarbeiten. „Man bekommt viel intensivere Eindrücke und einen anderen Zugang, wenn man das Werk im unmittelbarem Vortrag hört“, betonte der Musiklehrer. So kam der Gedanke eines öffentlichen Konzerts, da das Schuldorf stets um Vernetzung mit den kommunalen Aktivitäten bemüht ist.

Als Aufführende gewann er zwei Künstler, mit denen ihn eine gemeinsame Zeit an der Mainzer Musikhochschule verbindet. Tenor Thomas Jakobs, am Klavier begleitet von Christian Strauß. Das Publikum profitierte sehr von der Einführung in das Werk, das die Schüler im Unterricht vorbereitet hatten. Neben der historischen Einordung schärften die musik-theoretischen Referate die Aufmerksamkeit für Nuancen, Stimmungen, Motive und Handlungsbögen in der Instrumentalstimme und der Gesamtharmonie. Bestens eingestimmt, ließ man sich ein auf die Wanderschaft des jungen Müllerburschen, der sich den Bach als Bild für den Strom des Lebens, als Begleiter und Ratgeber gewählt hat. Die Naturerfahrung löst die Zerrissenheit zwischen Wonne und Leid in der Liebe zur schönen Müllerin ab, das romantischste aller Gefühle, die unstillbare Sehnsucht, die eigentlich gar nicht erfüllt werden will.

Was es schließlich damit auf sich hat, dass das letzte der zwanzig Lieder die Überschrift trägt: „Des Baches Wiegenlied“ mag jeder selbst erlauschen. Thomas Jakob brachte die wechselhafte Gefühlswelt des Müllers zum Ausdruck mit seiner wunderbaren Stimme, die der Gattung absolut entspricht. Ohne Arien-Belcanto und dramatisierendes Vibrato, ein heller schlanker Tenor, ergreifend durch diese Reinheit. Jugendlich drangvolle Strahlkraft brilliert für die heiteren Stunden des Burschen, seine bedrängenden Zweifel und die (lebens-)müde Niedergeschlagenheit berührte die Hörer in nebelhaft elegisch getragenem Ton. Mit sensiblem Anschlag und Einfühlungsvermögen vertieft sich Christian Strauß in dessen Interpretation. Ganz im romantischen Sinn umspielen und durchdringen die Stimmen einander, die Begleitung wächst zur Ergänzung.

Mit dem lang anhaltenden herzlichen Applaus bedankte sich das Publikum bei den Künstlern für das Hörerlebnis. Zugleich schwang darin die Anerkennung für Organisatoren und die kompetente Moderation mit. Spürbar hatte die Musikbegeisterung an diesem Abend die Generationengrenzen übersprungen.