Bauen und Wohnen, Seeheim-Jugenheim

Mit dem Richtfest am 21. September wurde die finale Phase des Großprojektes eingeläutet. Viel Raum für alle wird der neue Komplex künftig bieten. Foto: tt
15. Oktober 2023 

24-Millionen-Projekt nimmt Gestalt an

Großes Interesse der Bevölkerung beim Richtfest des „Forums am Rathaus“ in Seeheim

SEEHEIM-JUGENHEIM, Oktober 2023 (tt), Der Rohbau ist fertig, der Dachstuhl errichtet: das neue Forum am Rathaus nimmt Gestalt an. Das Gerippe offenbart bereits die spätere Form. Der Komplex mit seinen drei Gebäudeteilen für Verwaltung, Öffentlichkeit, Veranstaltungen und Mediathek soll neuer Mittelpunkt der Gemeinde Seeheim-Jugenheim werden. Ein Treffpunkt für Bürger, Politik und Vereine. Und wie schon beim ersten Spatenstich, so hat auch das Richtfest ein großes Publikum auf die zentrale Baustelle gelockt.

Am 21. September wurde die finale Phase des Großprojekts eingeläutet. Und eingeklopft: Bürgermeister Alexander Kreissl schwang gemeinsam mit Mitgliedern der Gemeindevertretung und der ausführenden Baufirma den Hammer. Ein symbolischer Akt, dem der zünftige Richtspruch folgte. Dafür ließ sich Zimmermann Paul Blumenschein per Hebebühne in Richtung Gebälk emporfahren, wo er auf den Erfolg der Baumaßnahme das Glas ansetzte. Natürlich zerschellte selbiges danach am Boden, so will es die Tradition. Rund sechs Jahre und viele Diskussionen nach der Schließung der maroden Sporthalle entsteht derzeit im Ortsmittelpunkt ein modernes Gebäudeensemble mit Kapazitäten für Sport, Kultur und Gesellschaft, in das auch ein Verwaltungstrakt integriert wird. Nach langen Planungsrunden, Änderungen und einer intensiven politischen Entscheidungsfindung haben mit dem ersten Spatenstich Mitte Juli letzten Jahres die sichtbaren Arbeiten am neuen Forum mit dem Rückbau des alten Baukörpers begonnen.

Am 10. Februar fand die öffentliche Grundsteinlegung statt. „Wir schaffen hier einen neuen Ort des Austauschs und des gesellschaftlichen Miteinanders“, so der Rathauschef. Man bewege sich weiterhin im angesetzten Zeit- und Kostenrahmen: „Wir sind in time und in Budget“, sagte Kreissl. Die Baustelle sei in einwandfreiem Zustand.

Das künftige Forum ist multifunktional gestaltet und biete maximale Nutzungsvielfalt in einer „dörflichen“ Anordnung, die sich durch einen neu entstehenden Dreiseitenhof harmonisch in die Umgebung einfügen soll. Gleichzeitig nimmt die Bauform mit den Satteldächern den Bestand im alten Ortskern auf. Zusammen mit dem benachbarten Rathaus und den Freiflächen ist ein stimmiges und homogenes Gesamtbild geplant, das traditionelle Baukultur mit einer transparenten architektonischen Ästhetik vereinen soll. Generalplaner sind Loewer + Partner Architekten aus Darmstadt.
Der Komplex umfasst drei unterschiedlich große Gebäudeteile, die durch ein gemeinsames Foyer verbunden sind. Eine große Halle für Sport- und Kulturveranstaltungen ist räumlich variabel nutzbar, der mittelgroße Gebäudeteil ist für die Gemeindeverwaltung vorgesehen und ist mit Büroräumen sowie dem neuen Zentralarchiv belegt. Im kleinsten der drei Gebäudeteile findet die Mediathek Unterkunft, die die bisherigen Gemeindebüchereien zusammenführen soll. Das Gebäudeensemble soll durch ein abgestimmtes Energiekonzept die Vorgaben für ein Effizienzgebäude der Stufe 40 erfüllen. Die moderne Technik hatte Mehrkosten von rund 1,5 Millionen Euro verursacht. Laut Bürgermeister zog und zieht das Energie- und Heizkonzept bundesweit großes Interesse auf sich. Auch das Regierungspräsidium in Darmstadt habe die Baustelle bereits besucht. Kreissl (CDU) spricht von einem Zukunftsmodell. Das Investitionsvolumen beträgt 24,8 Millionen Euro.

Der Bürgermeister betonte beim Richtfest, dass die hohen Kosten nicht die Ursache für die Anhebung der Grund- und der Gewerbesteuer seien. Kreissl sieht hier einen Klarstellungsbedarf. Tatsache ist, dass die Gemeinde rückwirkend zum Jahresbeginn den Hebesatz der Grundsteuer B von 500 auf 850 Prozent erhöht hatte. In Hessen ein Spitzenwert. Laut Rathauschef seien aber steigende Energiekosten und eine höhere Schulumlage der Auslöser. In der Gemeinde hatten sich viele Bürger über die Mehrkosten für das Vorzeigeprojekt empört. Auch mit der SPD-Bürgermeisterkandidatin Birgit Kannegießer gab es in der Sache einen verbalen Schlagabtausch. Beim Richtfest schlugen beide aber friedlich und gemeinsam die Nägel in den Balken.

Die Bauarbeiten am neuen Forum am Rathaus in Seeheim-Jugenheim mit Halle, Mediathek und Verwaltungsbau würden gut vorankommen, schreibt die Seeheim-Jugenheimer Gemeindeverwaltung in einer Pressemitteilung. Zurzeit stehe laut Zeitplan neben den Rohbauarbeiten an den drei Gebäuden die unterirdische Installation einer Tunnelrigolenanlage zur Versickerung von Regenwasser an, für die Platz in einer großen Baugrube im Bereich der Außenanlagen geschaffen wurde. „Eine weitere Grube entsteht im direkten Anschluss; dort wird als nächstes der Eisspeicher eingebaut, der als Teil der Heizungsanlage zum regenerativen Energiekonzept des Forums gehört.“

Inzwischen hat sich auf der Baustelle einiges bewegt. Eine 21 Meter lange und 11,5 Meter breite Baugrube wurde im Juni ausgehoben, der Erdaushub anschließend auf das gemeindeeigene Grundstück am Zeppelinweg zur Zwischenlagerung gebracht. In der Grube wurden drei Regenwasser-Pufferspeicher eingebaut, die sogenannte Tunnelrigolenanlage ähnelt in ihrer Funktion einem Regenrückhaltebecken und diene der nachhaltigen Versickerung von Regenwasser, wie ein Experte vor Ort erläutert. Andreas Januschkowetz vom verantwortlichen Planungsbüro sprach von einem emotionalen Moment. Es sei auch für einen Architekten immer wieder faszinierend, wenn aus einer Vision Wirklichkeit werde.