Alsbach-Hähnlein, Schul-News

Michael Brandis zauberte mit seinem Soloauftritt „Singer-Songwriter-Flair“ in die Melibokusschule. Foto: ewi
15. März 2016 

Kollegium kredenzte „Musica al gusto“

Das zweite Lehrerkonzert der Alsbacher Melibokusschule lässt Publikum über Talentvielfalt staunen

ALSBACH-HÄHNLEIN, März 2016 (pem), Für das Leben, nicht für die Schule, lernen die Schüler. Wer nun zumindest sein berufliches Leben mit der Schule verbunden hat, zeigt gerne, dass er sich nicht nur zum Broterwerb, sondern aus Leidenschaft mit seiner Unterrichtsmaterie beschäftigt.

Idealerweise fließen Berufsbegeisterung und Begeisterungsberuf zusammen: ein Wissensbereich fasziniert so sehr, dass man ihn studiert und dann nicht nur das Wissen, sondern die Faszination multipliziert. Für den Fachbereich Musik der Melibokusschule trifft dies absolut zu. Hier leidet offenbar niemand am Verschleiß eigener künstlerisch-virtuoser Potentiale durch den pädagogischen Alltag in den Grenzen von Lehrplänen und karger Wochenstundenzahl.

Bereits im vergangenen Jahr stellten sich die Lehrkräfte musikalisch der Öffentlichkeit vor. Der fulminante Erfolg inspirierte und ermunterte das konzertfreudige Kollegium zu einer zweiten Auflage. Bemerkenswert, dass sich der Besucherkreis der Elternschaft erweitert um die Alsbacher. Die Bürger nehmen es als eine der lokalen kulturellen Veranstaltungen wahr: „Ich wollte unbedingt her kommen“, bestätigt eine ältere Dame ohne jeglichen Verwandtschaftsbezug zur Schülerschaft. „Die können nämlich wirklich was!“

Die Lehrer blieben den Beweis nicht schuldig. Je später der Abend, desto staunenswerter die bunte Talentpalette! In seiner Begrüßungsrede hatte Schulleiter Mathias Volkhart als einzigen roten Faden des Abends und als alles verbindendes Moment die Vielfalt ausgemacht. Die Stückauswahl sprach dafür: räumlich global, zeitlich eine Epoche von 500 Jahren umspannend, von Purcell im 17. Jh. bis zu aktuellen Charts stürmenden Interpreten wie „The Common Linnets“. Er gab seiner Freude über das Zustandekommen des Konzerts Ausdruck. Besonders hob er das Engagement der Beteiligten hervor, da die Vorbereitung eine zusätzliche Belastung zur normalen Unterrichtstätigkeit sei. Das Publikum genoss mit den Ausführenden gemeinsam, dass jeder mit seinen Favoriten-Stücken eine kleine musikalische Visitenkarte in persönlicher Handschrift der Interpretation abgeben konnte.

Mochte daraus auch ein unterhaltsames Programm im Format „All you can play“ entstanden sein, spürte man doch heraus, was das Konzert im Innern zusammenhielt: die unumwundene und unverbrüchliche Liebe zur Musik in jeder Gestalt. Mit Cornelia Jaronicki am Klavier und Katja Collatz an der Flöte eröffnete ein recht bekanntes, zierlich dezentes Bach-Menuett. Im weiteren Verlauf brachte das Duett mit Saint-Saens Romance op-37 ein technisch anspruchsvolles und für seine Entstehungszeit im 19. Jahrhundert modern klingendes Werk zu Gehör. Gefällig und feinperlig setzte die Pianistin fort mit einer Mozart-Sonate. Ihre Virtuosität konnte sie später noch in einer Chopin Mazurka und dem Fantasie-Impromptu cis-moll entfalten. Andreas Moschner nahm ihren Platz ein, um als einfühlsamer Vokalbegleiter zu fungieren. Im kühnen Sprung über Jahrhunderte hatte sich Iris Schimpf-Reeg Stings „Fields of Gold“ ausgesucht. Mit einer ungewöhnlichen Interpretation des zum Jazz-Standard gewordenen Filmtitels „Autumn Leaves“ sicherte sie sich den Applaus. Nach der dramatischen „Evita“-Arie „Dont cry for me Argentina“ ließ sie es richtig „grooven“ mit Cole Porters Klassiker „Night and Day“. Im besten Singer-Songwriter-Sound ging es Michael Brandis an. Mit melancholisch balladesker Stimme schlug er die Zuhörer in den Bann mit „Moon over Bourbon Street“. Poetisch blieb ebenso der Song „Let it go“, bei dem Derek Reckziegel Percussionsakzente setzte. Katja Collatz trat ein zweites Mal als Akkordeonistin auf und gab einen kleinen Einblick in den Tastenzauber zwischen Musettewalzer und Grachtenromanik.

Die Publikumsgunst verteilte sich gleichmäßig. Wenn es dennoch einen Höhepunkt des Abends gab, so war es der Gesangsauftritt von Cornelia Jaronicki. Die gespannt lauschende Hörerschaft genoss die Darbietung einer ausdrucksstarken Chansoniere. Von ihrer ebenso eindringlichen wie sanften Stimme hätte man sich nicht nur für „Cry me a River“ und „What kind of fool“ umschmeicheln lassen mögen, sondern hätte auch einen Abend lang noch mit Vergnügen gelauscht. Nicht minder angenehm überraschte das „Collatz-Brandis-Reckziegel-Trio“ mit „Calm of the Storm“.

Seine Qualitäten als Chorleiter konnte Andreas Moschner zum Abschluss einbringen, da das komplette Konzertkollegium sich mit einem stimmgewaltigen Kanon verabschiedete und das Publikum mit dem Eindruck eines beglückenden Musikerlebnisses zurückließ.

Und die Moral aus der Geschicht: Liebe Schüler, ärgert eure Lehrer nicht! Folgt aufmerksam ihrem Unterricht, lernt viel und tut es gern – sonst könnte es vielleicht passieren, ihr würdet sie recht schnell verlieren – und zwar an den nächsten Plattenkonzern!