Abgespeckte Kerb in Hähnlein
Hallenrenovierung machte dem Traditionsfest einen Strich durch die Rechnung
HÄHNLEIN, November 2019 (raha), Der Schreck war groß beim Hähnleiner Kerweverein Mitte September: Bürgermeister Sebastian Bubenzer informierte den Vorsitzenden Udo Mehl darüber, dass die Sport- und Kulturhalle, der Feier-Tempel im Dorf- wegen falsch gelieferter Deckenplatten doch nicht zum vereinbarten Termin fertig wird. Somit konnte man diese Räumlichkeit nicht für die Kerb nutzen. Nun war guter Rat teuer. Der Radfahrverein bot seine Radsporthalle auf Initiative des Bürgermeisters für das höchste Dorffest an, jedoch war dort der Platz wegen der Größe begrenzt. Zudem waren die Schauspieler vom vereinseigenen Gaase-Theater schon fest am Proben für ihr neues Stück. Dazu wurde in der Radsporthalle schon die Bühne aufgebaut, was natürlich noch mehr Platz wegnahm. Beim Kerweverein entschied man sich dann für eine etwas abgespeckte Kerb ohne den traditionellen Kerweball. Doch in Hähnlein ließ man sich nicht entmutigen, denn Feiern kann man schon und im Improvisieren sind die Schilfgürtelbewohner auch bestens geübt.
Schon am Freitag (18. Oktober) ging es im Dorfgemeinschaftshaus los. Dort hatten sich die „Kerweborsch“ vom ehemaligen Gasthaus „Zum Rodacker“ beim gastgebenden Verein „Mädde drin“ eingemietet und feierten ihre Kerb mit vielen Gästen. Kerwevadder Christoph Wackenhut hatte in seiner Rede einige Missgeschicke der Dorfbevölkerung zum Besten gegeben. So wunderte er sich über den „hohen“ Bierverbrauch bei der Alsbacher Kerb in der Lokalpresse und stellte fest, dass im letzten Jahr allein freitags bei der „Hejner“ Kerb schon das Doppelte getrunken worden ist als im „Oberdorf“.
Die Besonderheiten der Bürgermeisterwahl im Frühjahr wurden auch noch mal aufs Korn genommen. Die Kandidaten überboten sich gegenseitig mit neuen Ideen. So lud sich Sebastian Bubenzer zum Kaffeetrinken ein, unter der Vorraussetzung, dass er den Kuchen mitbringen durfte. Ein anderer Spezialist bestellte seine Frau zum Abholen nach Gernsheim, orderte aber sicherheitshalber auch gleich ein Taxi mit. Seine Angetraute staunte nicht schlecht, als der Gatte erst nicht am vereinbarten Treffpunkt war und dann zu Hause schon im Bett lag. Schließlich nahm sich Christoph Wackenhut augenzwinkernd noch selbst auf die Schippe. Selbst ein Kerwevadder bleibt nicht ohne Fehler im Leben. Nach dem Spruch ging es dann im Dorfgemeinschaftshaus, der ehemaligen Marktschänke, mit DJ- Musik und Party bis zum frühen Morgen weiter.
Am Kerwe-Samstag wurden allerorten die „Rollen“ gereinigt und geschmückt. Die Kerweborsch und neudeutsch –borschinnen von der „Hall“ trafen sich im Sportheim zu einer extra vom Wirt schnell auf die Beine gestellten Feier und dachten wehmütig an ihren ausgefallenen Kerweball. Doch am Sonntag (20.) kam endlich das Kerwefieber bei den Feierwütigen auf. Mit einem Gottesdienst in der örtlichen Kirche nahm der Tag seinen Anfang. Pfarrerin Julia Fricke hielt eine kerbwürdige Andacht und anschließend wurde das freudige Ereignis im Ort ausgeschellt: „Die Hejner Kerb es dou- Woas seun die Leit sou frouh!. Viele Einwohner hatten auch ihre „Gaase“- Fahne rausgehängt und somit ihre Verbundenheit zum höchsten Dorffest gezeigt. Um 13.00 Uhr sammelte man sich dann zum Umzug durch die Ortsstraßen.
Die meisten Motive galten natürlich der Hallen- Baustelle auf dem Marktplatz. So mancher Umzugsteilnehmer vermutete augenzwinkernd, dass eventuell Alsbacher Interessen hinter der Verzögerung stecken könnten. Immerhin wurde die dortige Erpelanlage ja fristgerecht fertig gestellt. Nach dem Umzug gab es am alten Feuerwehrturm auf dem Marktplatz den Kerwespruch, vorgetragen von Kerwevadder Mario Schneider, der mit spitzer Zunge das Ortsgeschehen glossierte. Unterstützt wurde er dabei von seinen beiden Begleitern und Musiker Olli Färbert, der gekonnt den Spruch musikalisch untermalte. Ein Geselle kam sogar zweimal mit seinen Missgeschicken im Spruch vor. Nur gut, dass es sich dabei um einen „Eingeheirateten“ aus Bickenbach handelte. Ein Hähnleiner hat so was bisher noch nicht geschafft!
Nach dem Kerwespruch ging es in die Radfahrerhalle zu Kaffee, Kuchen, Weck, Worscht und Bier. Auch in dem extra aufgestellten Zelt vor der alten Feuerwehr war gute Stimmung durch Ollis Musik. Gegen Abend gab es dann noch mal eine Party der ehemaligen „Thekla- Kerweborsch“ im Dorfgemeinschaftshaus mit Musik von Troubadour „Tom“. Der Montag stand im Zeichen des Frühschoppens: Im Sportheim spielte abermals „Tom“ Stimmungsmusik bei Rippchen mit Kraut und Mettbrötchen. Traditionsgemäß beginnt man dort schon um 9.00 Uhr. In der Radfahrerhalle lud der Kerweverein ab 11.00 Uhr zu Musik mit den „Sounds“ und bot seine hoch gelobten, sensationellen Grillhaxen an. Der Frühschoppen dauerte dort dann freilich bis zum späten Abend.
Auf dem Marktplatz fuhr über die Kerbtage die „Reitschul“ für die kleineren Kerwegäste und der traditionelle Nierenspießstand war ebenfalls gut besucht, obwohl er nach Meinung einiger Kerbgäste zu früh seine Pforten schloss. „Die wisse net, wie lang wir hier feiern“ war einer der Kommentare eines Hungrigen.
Alles in Allem war es doch wieder eine gelungene Kerb „im Hejne“, auch wenn man das Ganze etwas anders angehen hat müssen. Bleibt zu hoffen, dass die Sport- und Kulturhalle im nächsten Jahr in neuem Glanz erstrahlt und es endlich wieder den für die „Hejner“ so wichtigen Kerwetanz gibt. Vielleicht gibt’s dann auch Montagsabends noch Nierenspieß…
Fotos: Stefan Oelsner
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