Alles anders: Premiere für die Wohnzimmerkirche in Alsbach
Eine neue Art von Gottesdienst lockte viele Besucher aller Altersklassen in die Alsbacher Kirche
ALSBACH-HÄHNLEIN, März 2014 (miri), Ein Gottesdienst ohne klassische Predigt und Kirchenlieder, stattdessen mit Popsongs, bunten Teppichen, Lichterketten und Kissen auf den Holzbänken. Die erste Wohnzimmerkirche in Alsbach startete am frühen Abend des 02. März mit einem gemütlichen Ankommen der Besucher bei Snacks und Getränken. Zu Gitarrenklängen von Paul Reuter wurden schnell die ersten Lieder angestimmt. Anders als bei den gewöhnlichen Sonntagmorgengottesdiensten nicht mit Texten aus dem Kirchenliederbuch, sondern mit modernem Liedgut wie „Wind of Change“ oder der deutschen Version von „Morning has broken“.
Als Pfarrerin Hannah Woernle zur Begrüßung nach vorne trat, war die Kirche schon gut gefüllt mit Kindern, Jugendlichen, Familien und Senioren*innen. Über die vielen neuen Gesichter freute sich Woernle, denn zu dieser ersten Wohnzimmerkirche waren ausdrücklich auch Gottesdienst-Neulinge eingeladen.
Im Vorfeld der Veranstaltung hatte die Pfarrerin erklärt, wie es zu der Idee „Wohnzimmerkirche“ gekommen war: „Seit ich hier bin, wurde ich immer wieder von Menschen angesprochen, die sich der Kirche verbunden fühlen, aber mit dem klassischen Gottesdienst am Sonntagmorgen nicht so viel anfangen können.“ Da sich Woernle während ihrer Ausbildung im Bereich Gottesdienst spezialisiert hat, hat sie das Wissen eine Gottesdienst-Vielfalt fördern. So wurde gemeinsam mit motivierten Ehrenamtlichen überlegt, welche alternative Form von Gottesdienst sich anbieten würde und worauf das Team Lust hätte.
„Das Konzept der Wohnzimmerkirche wurde erstmals in Hamburg erprobt, ich selbst habe es auf dem Kirchentag einmal mitgefeiert und war begeistert. Also dachten wir: Probieren wir es mal aus, ob das auch in die Alsbacher Gemeinde passt.“ Neugierde auf das unbekannte Konzept war am Veranstaltungstag auf jeden Fall da und Freude am Mitmachen: Als nach der ersten Ansprache der Pfarrerin zum Thema Veränderung dazu angeregt wurde, aufzuschreiben, was jeder selbst gerne verändern wolle, griffen alle zu Papier und Stift und fingen an konzentriert zu schreiben. Die Zettel der Besucher wurden schließlich eingesammelt und die Notizen zum Anlass genommen, darüber zu sprechen. Sich miteinander und mit Gott zu verbinden, in neuen, freien Formen, ist laut Hannah Woernle ebenso Teil des neuen Konzepts Wohnzimmerkirche.
Wobei sie selbst durchaus auch die „ganz klassischen“ Gottesdienste liebt, wie sie erzählt. „Manchmal wird aber übersehen, dass das Zielgruppengottesdienste sind, die nur eine bestimmte Gruppe Menschen ansprechen. Die Wohnzimmerkirche hingegen sucht nach Formen, die man auch dann gut mitfeiern kann, wenn man nur wenig vertraut ist mit der klassischen Liturgie.“
Woernle glaubt, dass Menschen auch mit weltlichen Liedern, die viele aus dem Radio/ihrem Alltag kennen, mit Gott in Kontakt kommen können.
Außerdem ist sie der Meinung, dass Menschen selbst Expert*innen für die Deutung ihres Lebens sind. „Deswegen gibt es zwar Impulse aus christlicher Perspektive, aber vor allem sollen die Gottesdienstbesucher*innen selbst ins Gespräch über ihre Vorstellungen kommen und sich eigene Gedanken machen.“ Passend dazu gab es bei der Wohnzimmerkirche die Möglichkeit, Fragezettel aus dem sogenannten „Frag-o-Mat“, einem alten Kaugummiautomaten, zu ziehen und für sich zu beantworten. Mit einem Lied endete die Veranstaltung nach gut eineinhalb Stunden.
„Wir wollen nun im Team auswerten, was die Besucher*innen rückmelden,“ so Woernle.
Interesse weiter am Wohnzimmergottesdienst zu basteln, besteht auf jeden Fall, wie sie sagt, einen konkreten neuen Termin gibt es zurzeit noch nicht. „Aber wir werden 2-3 mal im Jahr eine Wohnzimmerkirche veranstalten, denn sie ist ja sehr gut angekommen,“ freut sich die Alsbacher Pfarrerin.