23. Juni 2022 

Alsbach-Hähnlein im Dialog mit Europa

Kommune nimmt an Treffen von „Key to EU“ in mehreren Ländern teil

ALSBACH-HÄHNLEIN, (tt), Die Corona-Lockerungen kommen wie gerufen. Denn Hans Herrmann ist in letzter Zeit noch mehr unterwegs als sonst. Der Erste Vorsitzende des Partnerschaftsvereins Alsbach-Hähnlein bereist halb Europa, um Kontakte zu knüpfen, Menschen zusammenzubringen und Solidarität zu leben. Hintergrund ist die Initiative “Solidarity – key to solving social problems and supporting the evolution of Europe in future”. Als einziges deutsches Bürgerprojekt kofinanziert vom EU-Programm “Europe for Citizens”. Das ist durchaus ein kleiner Ritterschlag.

Das dreitägige Kick-off-Meeting fand Ende September letzten Jahres in Alsbach statt. Die Gemeinde war Gastgeber. Mit einem Jahr Verspätung zwar, doch an den hoch gesteckten Zielen hat sich durch die pandemische Verschiebung nichts verändert. Neun europäische Länder sind angeschlossen. Konkret geht es um Solidarität als Schlüssel für die Zukunft Europas. Ein Thema, das durch die Pandemie und vor allem auch durch den Angriffskrieg gegen die Ukraine eine ganz neue Qualität genießt. Seit dem Startschuss in Alsbach reist das Diskussionsformat durch die angeschlossenen Nationen.

Nach Spanien und Ungarn – im Februar fand die Konferenz in der Partnerstadt Diósd statt – standen Tschechien und Griechenland auf dem Tourplan. Im April war eine Alsbach-Hähnleiner Delegation in der italienischen Stadt Sulmona, laut Beschluss der Gemeindevertretung eine weitere Partnerstadt werden soll. „Der Vollzug ist in greifbarer Nähe“, so Hans Herrmann kurz vor seiner Abreise nach Polen. Dort stand auch ein Abstecher an die ukrainische Grenze auf dem Programm. Mit Besuchen in Bulgarien und Albanien endet die Rundreise dann Mitte August dieses Jahres. Etwa 20 Alsbach-Hähnlein Bürger sind als Delegationsmitglieder in das internationale Projekt eingebunden. „Ich bin schon immer ein Freund der Vielfalt“, betont Herrmann, der von sehr unterschiedlichen Erfahrungen berichtet.

Vor allem die Begegnungen mit jungen Menschen haben bleibende Eindrücke hinterlassen. Denn die nachwachsende Generation ist für ihn der maßgebliche Architekt der europäischen Zukunft. „Wir müssen sie für Europa interessieren, um neue Perspektiven zu öffnen“, so Herrmann in einer Zeit, in der in mehreren Ländern ein Rückfall in nationale und manchmal sogar in nationalistische Reflexe erkennbar ist. Der europäische Frieden und die Herausforderungen im Kontext der Klimakrise seien Themen, mit denen man die Jugend gleichsam „packen“ und motivieren könne. In Prag habe er während seines Aufenthaltes im März miterlebt, wie tschechische Jugendliche in einem Workshop die Arbeit im Europäischen Parlament simuliert und dabei die politischen Entscheidungsprozesse plastisch nachvollzogen haben. Für Hans Herrmann einer der bisherigen Höhepunkte des Projekts, das aufgrund seiner Organisation und inneren Dramaturgie hervorragend dafür geeignet sei, um Menschen zu vereinen und voneinander zu lernen.

Ein konkretes Beispiel gelebter Verbundenheit war auch der Auslandseinsatz von Mitgliedern der Alsbacher Feuerwehr in Griechenland im Spätsommer letzten Jahres, als dort heftige Waldbrände gewütet haben. Neben erfahrenem Personal wurden auch Sachgüter ins Land gebracht. Diese Hilfe sei in Griechenland als großer Akt der Solidarität empfunden worden, so der Vorsitzende des Partnerschaftsvereins, der weiterhin voller Hoffnung Richtung Süden blickt: der angestrebte und längst beschlossene Schulterschluss mit Sulmona (Region Abruzzen) müsse nun zeitnah vollzogen werden. Der Dialog zwischen beiden Kommunen besteht seit gut zehn Jahren und gestaltet sich überaus vital. Nun sollen die Beziehungen auf einer offiziellen Grundlage fortgesetzt werden.

„Der formelle Akt steht nach wie vor aus“, so Hans Herrmann, der den Schritt als überfällig bezeichne Schon 2018 wurde eine schriftliche Absichtserklärung („Letter of Intent“) von den beiden damals amtierenden Bürgermeistern unterzeichnet. Sein Verein ist qua Satzung zuständig für die Pflege und Gestaltung solcher internationaler Kontakte. Durch den Bürgermeisterwechsel in Sulmona im vergangenen Jahr war der Prozess erneut ausgebremst worden. Amtsnachfolger von Annamaria Casini wurde Gianfranco di Piero, mit dem die Gespräche aus Alsbach in diese Richtung weitergeführt werden.

Er ist optimistisch, dass die Tinte unter der Partnerschaftsurkunde noch im laufenden Jahr trocknen wird. Ein vom Rathaus angepeilter Termin im Frühjahr war nicht zustande gekommen. Nächste Möglichkeit, die Freundschaft in einem feierlichen Rahmen zu besiegeln, wäre laut Hans Herrmann die Alsbacher Kerb Anfang September. Ein Fest rund ums Rathaus mit vielen Bürgern sei eine ideale Gelegenheit, so der Vorsitzende, der aus eigener Erfahrung der letzten Monate weiß, dass auch das Reisen wieder ohne Probleme möglich ist. tt