21. Juni 2023 

Alsbach-Hähnlein will Fair-Trade-Gemeinde werden

Bewusstsein schaffen, Partner finden – ein Marathon, kein Sprint

ALSBACH-HÄHNLEIN, Juni 2023 (meli), Ob von Nachhaltigkeit, Klimaschutz oder Fair Trade die Rede ist: Konzentriert man diese verschiedenen Begriffe auf einen gemeinsamen Nenner, dann geht es um verantwortungsbewusstes Handeln. Eine Anforderung in ganz unterschiedlichen Themenbereichen, der sich auch Alsbach-Hähnlein verpflichtet fühlt. Deshalb hat sich die Gemeinde Anfang des Jahres auf den Weg gemacht, um das Thema „Fair Trade“ stärker in den Fokus der Öffentlichkeit zu rücken. Dass dabei mittelfristig auch die Hoffnung auf eine offizielle Auszeichnung als Fair Trade-Gemeinde verbunden ist, ist die eine Sache. Doch schnell waren sich die Beteiligten – in der Verwaltung, aber auch in einer eigens gebildeten Fair-Trade-Steuerungsgruppe engagierter Bürgerinnen und Bürger – einig, dass der Weg das Ziel sein muss.

So erklärte Bürgermeister Sebastian Bubenzer bereits zu Beginn der Alsbach-Hähnleiner Fair Trade-Initiative: „Es ist nicht unser Ziel, einfach ‚nur‘ offiziell Fair-Trade-Gemeinde zu werden, um sich nach einem länger andauernden Prozess mit einem Siegel schmücken zu können. Vielmehr wollen wir den ein oder anderen Denkanstoß geben, dass sich möglichst viele Bürgerinnen und Bürger mit fairem Handel und den Auswirkungen ihres Konsumverhaltens beschäftigen.“

Viele Produkte, die in der Gemeinde Alsbach-Hähnlein zum Einsatz kommen, sind heute schon Fair Trade. So erhalten etwa Gäste des Rathauses Fair Trade-Kaffee. „Wo es uns möglich und wirtschaftlich darstellbar ist, kommen Produkte mit lokalem oder regionalem Bezug zum Einsatz – zur Stärkung unserer regionalen Wirtschaft und der örtlichen Gewerbetreibenden, aber auch, um Transportwege kurz zu halten“, betont Bubenzer.

Monatliche Fair-Trade-Spots

Wichtiges Element, um die Bürgerinnen und Bürger von Alsbach-Hähnlein bei dem Thema an die Hand zu nehmen, sind die monatlichen „Fair Trade-Spots“, mit denen die Gemeinde immer am Monatsanfang einen bestimmten Bereich des Fair-Trade-Diskurses in ihrer Öffentlichkeitsarbeit aufgreift.

„So haben wir schon über fair gehandelte Blumen und Schokolade gesprochen, aber auch Best-Practice-Beispiele gezeigt, wo das Thema Fair Trade in unserer Gemeinde bereits sehr gut funktioniert“, erklärt Sebastian Philipp, Pressesprecher der Gemeinde. So wurde beispielsweise die evangelische Kirchengemeinde von Alsbach bereits als faire Kirchengemeinde ausgezeichnet. „Ein schöner Erfolg, der seine Außenwirkung nicht verfehlt.“

Ziel der Gemeinde ist es, Bürgerinnen und Bürger zu sensibilisieren, faire Handelsbeziehungen und eine angemessene Entlohnung der Produzenten zu einem wichtigen Bestandteil ihrer Kaufentscheidungen zu machen. „Das geht nur ohne den sprichwörtlich erhobenen Zeigefinger“, bekräftigt Philipp, dass verantwortungsvoller Konsum nur dann langfristig eine Chance hat, wenn die Motivation dafür aus den Menschen selbst kommt.

Dabei sei es auch wichtig, Mythen im Zusammenhang mit fair gehandelten Produkten aufzudecken. So ist es beispielsweise mitnichten so, dass „Fair Trade“ zwangsläufig gleichzusetzen ist mit „teuer“. Gerade in den letzten Jahren hat sich mit zunehmender Verbreitung fair gehandelter Produkte das Preisgefüge stark differenziert. Oft spielen dabei bewusste Entscheidungen der Hersteller eine zentrale Rolle. So können etwa geringere Marketingkosten für einzelne Produkte zugunsten fairer Entlohnungen auf Produzentenseite reduziert werden – und die Bilanz ist für den Kunden kostenneutral.

Die nächsten Schritte

Auffällig ist: Die Dynamik im Thema Fair Trade ist gleichermaßen kontinuierlich, bietet aber parallel dazu auch noch viel Potenzial. So stieg der Gesamtumsatz des Fairen Handels in Deutschland in den Jahren zwischen 2012 und 2021 beinahe kontinuierlich an, von 650 Millionen Euro in 2012 auf 1,954 Milliarden Euro in 2021. Doch selbst in der stärksten Produktgruppe – dem fair gehandelten Kaffee – liegt der Anteil am Gesamtmarkt erst bei lediglich 6 Prozent.

Das nächste Treffen der Steuerungsgruppe für die Entwicklung von Alsbach-Hähnlein zur Fair-Trade-Gemeinde ist für Anfang September angesetzt. Dann soll es verstärkt darum gehen, Partner der Gemeinde, die sich diesem Weg anschließen, als solche nach außen zu präsentieren. Dies könne etwa über ein offizielles Schild oder ein Logo geschehen, das diese Partner öffentlichkeitswirksam in ihrer Außendarstellung verwenden können.