08. März 2021 

Amateur-Fußballer in der Warteschleife

Umfrage unter regionalen Vereinen | Vage Aussichten für einen Re-Start

ALSBACH-HÄHNNLEIN/BICKENBACH/SEEHEIM, März 2021 (erh), Der Corona-Stillstand für den Amateur- und Breitensport wurde bei der Bund-Länder-Konferenz im Februar verlängert. Das bedeutet für die Amateurfußballer in der Region: Der Trainings- und Spielbetrieb ruht weiterhin bis mindestens zum 7. März. Ende Oktober 2020 waren die Wettbewerbe nach wenigen Spieltagen der Vorrunde unterbrochen worden. Durch die Verlängerung des Sport-Lockdowns ist der Zeitkorridor für eine reguläre Beendigung der Saison schmaler geworden. Der Hessische Fußballverband (HFV) favorisiert inzwischen eine sogenannte Einfachrunde als Lösung. Das heißt: Sollte das Infektionsgeschehen Training und Wettkampf wieder zulassen, könnte nach einer mehrwöchigen Vorbereitungszeit für die Kicker zumindest die Hinserie bis zum 13. Juni abgeschlossen und gewertet werden.

Ein Modell, das auch Sebastian Heß, Trainer des Gruppenligisten FC Alsbach, befürwortet. „Wenn es möglich ist, sollten wir es versuchen. Ich denke, in der Gruppenliga könnte das funktionieren.“ Von einem vorzeitigen Abbruch der Runde hält Heß nichts. „Dazu besteht aktuell keine Notwendigkeit.“ Den zurückhaltenden Kurs, den der HFV zum Thema Fortsetzung der Saison mit Verweis auf die Vorgaben aus der Politik fährt, findet der FCA-Coach grundsätzlich richtig. „Man sollte sich weiterhin alle Optionen offen halten.“

Thomas Aldorf, Mitglied des geschäftsführenden Vorstandes des Kreisoberligisten SKG Bickenbach, unterstützt ebenfalls das Einfachrunde-Konzept inklusive Wertung. Ob dieser Plan in die Tat umgesetzt werden kann, zweifelt der SKG-Schriftführer angesichts des engen Zeitfensters jedoch an. „Es wird schwer, alle Spiele bis Anfang Juni zu absolvieren.“ Sollte es zu einem vorzeitigen Abbruch der Runde kommen, würde Aldorf es begrüßen, wenn sich vor der Sommerpause zumindest noch einige Partien als Freundschaftsspiele austragen ließen.

Thomas Stöhr, Vorsitzender der ebenfalls in der Kreisoberliga gelisteten Spvgg Seeheim-Jugenheim, sieht nach der langen Unterbrechung und den weiteren ungewissen Aussichten die Zeit gekommen für eine klare Ansage durch den Verband. Stöhr plädiert für einen endgültigen Abbruch und die Annullierung der Spielzeit 20/21 sowie einen Neustart im Sommer mit der Saison 21/22. „Es bringt nichts mehr weiter zu warten, die Lage ist schwierig und wird wohl schwierig bleiben, die Vereine brauchen langsam Planungssicherheit.“

Die Mannschaft der Spvgg war im Vorjahr von einem Corona-Fall und in der Folge von häuslicher Quarantäne für 30 Personen betroffen. „Das war sehr unschön, das möchten wir nicht ein zweites Mal erleben.“ Mehr Flexibilität bei den Gedankenspielen um die Fortsetzung der Meisterschaft fordert Patrick Diem. Der Vorsitzende des B-Ligisten SKV Hähnlein spricht sich gegen das strenge Festhalten am 13. Juni als letzten Spieltag aus. Nach seiner Ansicht sollte die Sommerpause in diesem Jahr komplett gestrichen werden.

„Wir hatten lange genug Pause.“ Ein solches Sommer-Modell würde es ermöglichen, 20/21 in einer Einfachrunde zu beenden. Anschließend könnte durchtrainiert werden und nach einer kurzen Ruhephase für den Ligabetrieb, die Saison 21/22 starten. „Das wäre ein fließender Übergang. Im Winter könnten wir wieder zum üblichen Rhythmus zurückkehren.“
Finanziell macht sich die lange Unterbrechung für die Vereine bemerkbar. Der Lockdown bedeutet für die Klubs keine Spiele, keine Zuschauer, keine Öffnung der Vereinsgaststätten, keine sonstigen Veranstaltungen – und damit keine Einnahmen. Da gleichzeitig die Ausgaben sinken, dürften die Vereine die Krise dennoch einigermaßen unbeschadet überstehen. „Wir sind finanziell solide aufgestellt“, sagt Thomas Aldorf (SGK). „Wir kommen da durch“, ist Patrick Diem (SKV) zuversichtlich.

Die Spvgg Seeheim-Jugenheim wird zwei Jahre benötigen, um die ausbleibenden Einnahmen in Höhe von circa 20 000 Euro zu kompensieren. Thomas Stöhr würde sich in der momentanen Situation finanzielle Hilfe für die Amateurvereine durch die öffentliche Hand wünschen. Die Politik würde stets auf die gesellschaftliche Rolle und die wichtige soziale Aufgabe der Sportvereine hinweisen, entsprechend dieser Bedeutung sollte die Klubs nun unbürokratisch unterstützt werden. Die von verschiedenen Stellen zur Verfügung gestellten Corona-Zuschüsse seien aber an zu viele Bedingungen geknüpft, die kaum ein Verein erfülle.

Dass überdies das Vereinsleben während der vergangenen Monaten des Stillstandes komplett zum Erliegen gekommen ist, beklagen alle Funktionäre. Thomas Aldorf: „Die fehlende sozialen Kontakte sind mit das Schlimmste für unsere Mitglieder.“