Auf den Acker – fertig – Knolle los!
Die Kita Schelmböhl freute sich über die Erntezeit der „Krummbeeren“ und feierte das mit einem Kartoffelfest
ALSBACH-HÄHNLEIN, Oktober 2014 (pem), „Ohne sie wäre Europa schon längst verhungert!“, gibt Helmut Bernhard vom Museumsverein Alsbach-Hähnlein zu bedenken. „Sie ist einfach ein Grundnahrungsmittel.“ Aber auch in jedem „Aggregatzustand“ eine Quelle des puren Genusses. Gerade aus der typisch deutschen gut bürgerlichen Küche ist sie nicht weg zu denken, doch so ur-teutonisch ist die tolle Knolle gar nicht, sie hat „Migrationshintergrund“.
Im 16. Jahrhundert kam sie durch die spanischen Eroberer – von südamerikanischen Indianern bereits als Nahrungsmittel etabliert – nach Europa. Hier zierte sie allerdings zunächst eher als blühende Gartenpflanze herrschaftliche Parkbeete. Dem listigen Alten Fritz gelang es, seine Bauern zum Anbau im märkischen Sand zu bewegen, den er mit am Feldrain postierten Soldaten überwachen ließ. „Tartüffen“ vom italienischen Tartuffolo, wie Trüffel, so nannte man sie in den Anfängen ihrer europäischen Verbreitung. Tatsächlich existiert eine schwarzschalige französische Sorte, die unter Gourmets als trüffelgleiche Gaumenpräziose gilt.
Seit Napoleonischen Kriegszeiten ist ihr Siegeszug durch europäische Küchen unaufhaltsam. Geschichte klebt an der Krummbeere wie die schwere Erde, in der sie gedeiht. Vielleicht wäre Amerika ohne sie bevölkerungsärmer, denn hätte nicht eine verdorbene Ernte eine Hungersnot ausgelöst, wären weniger Iren ausgewandert. Das Herz der Küchenkultur schlägt für sie, heiß und kalt wird sie geliebt und wie Kosenamen nehmen sich oft die Sortenbezeichnungen aus: „Clivia“, „Gardiflora“, „Bintje“, “Grandola“. Die Vielfältigkeit kennt kaum Grenzen. Als Mulititalent leistet sie wertvolle Beiträge in ihrem Präventionskosteinsatz, Kartoffel contra Krankheit. Völlig zu Unrecht als „Dickmacher“ einst verpönt, ist wissenschaftlich längst das Gegenteil nachgewiesen: der Erdapfel oder „solanum tuberose“ ist gesund und mit 68 Kalorien auf 100% eine Figur erhaltende Sättigungsbeilage!
Außerdem enthält sie noch viele lebenswichtige Mineralien und Vitamine und ebenso viel Eiweiß wie ein Hühnerei: also füllt die Teller! Ein wertvoller Baustein für die Kinderernährung. Zu den absoluten Hits der Kids gehören Kartoffelbrei und Kartoffelpuffer. „Ach richtig“, fällt den Kindern noch ein: „Chips und Pommes sind ja auch aus Kartoffeln!“ Da kennen sie sich aus, denn im Gasthaus Zur Sonne haben die kleinen Schelmböhler schon einige Male unter professioneller Anleitung selbst ihre Pommes hergestellt.
Keiner kommt an ihr vorbei, weshalb die Kartoffel auch auf ganz regional unterschiedliche Namen hört: Tüfte, Pumme, Erdapfel. Auf den Alsbach-Hähnleiner Äckern wächst die „Krummbeer“ von der fest kochenden Sorte „Krone“ und die ließ sich von der Kita gebührend mit einem Kartoffelfest feiern. Schon zum dritten Mal ermöglicht dies die Zusammenarbeit mit dem Alsbach-Hähnleiner Museumsverein sowie der Familie um den Hähnleiner Bauern Dieter Kehr.
Da zeigt die Knolle sich als Spaßfaktor, wenn der antike Träcker das Furchengold aus dem Boden schleudert und die johlende Schar mit Säcken und Körben die begehrten Schätze aufsammelt. Auf den Acker – fertig – „Knolle los!“ kommandierte Bürgermeister Georg Rausch, der sich als gleichgesinnter Kartoffelfan der Feier gerne anschloss. Sein Lieblingsgericht: Salzkartoffeln und dazu ein großes Schnitzel. Aus der leckeren Beute werden auch in der Kita viele Mahlzeiten entstehen. Vor Ort wurde der Arbeitseinsatz belohnt mit „Gequellde, Schmeerkäs und Worschd“. Pellkartoffeln, Quark und beste Hausmacher schmeckten auch den Eltern, die den Sammeleifer ihrer Kinder begleiteten.
Mit einem imposanten Kartoffelkraut-Freudenfeuer endete die Feier, doch so oft jetzt Kartoffeln auf den Tisch kommen, in welcher Form es sein mag: Ein kleines Fest für den Gaumen ist es immer.

