Da halfen weder Reha noch Schönheits-Ops
Der röhrende Hirsch, das Wahrzeichen der Alsbacher Asklepios Hirschpark Klinik, schmückt nun als Bronzeplastik die nächsten fünf Jahrtausende den Garten der orthophädischen und kardiologischen Rehabilitations-Klinik – Sein Vorgänger aus Zink stand kurz vor dem totalen Zusammenbruch
ALSBACH-HÄHNLEIN, August 2018 (we/ewi), Seit dem letzten Jahrhundert hat sie viele Postkarten der in Alsbach weilenden Kurgäste geschmückt, die überlebensgroße Hirschplastik und das Wahrzeichen der Asklepios Hirschpark Klinik an der Lindenstraße. Vier Monate war der Standort vor dem Hauptportal verwaist, nun ist er wieder da, der stattliche Vierzehnender. Ein detailgetreuer 1:1 Abguss aus Bronze ersetzt das witterungsanfällige, in die Jahre gekommene Original aus Zink. Seit 1899 steht die Statue des Hirsches vor dem Gebäude der Hirschpark Klinik, welches von Peter van Hoboken gebaut wurde. Der dekorative Hirsch wurde schnell zum Postkartenmotiv, dass die Kurpatienten der 60er und 70er Jahre als Gruß aus dem ehemaligen Luftkurort Alsbach in alle Welt sendeten. So kam der stattliche Hirsch zu der Ehre das Wahrzeichen der Klinik und auch Alsbachs zu werden. In den Jahren 1898/1899 hatte die Ruppsche-Erzgießerei München die Statue in Zink gegossen. Das relativ weiche Zink wurde durch eine Stahlkonstruktion im Inneren der Skulptur verstärkt und damit standfest gemacht. Die Stahlkonstruktion hatte sich nun im Laufe der letzten 119 Jahre durch Korrosion aufgelöst. Es bildeten sich mehr und mehr Risse im Zinkguss und letztlich brach das Geweih samt Schädeldecke herunter. Der totale Zusammenbruch drohte.
Schönheitsreparaturen halfen nicht weiter. „Ein Hirschpark ohne Hirsch, das geht nicht“, war sich Hirschpark Klinikleiter Thomas Wilhelm sicher und beauftragte die renommierte Kunstgießerei Kunstguss Eschenburg Lahn-Dill GmbH, die u.a. auch Max Teichmann in Zwingenberg, den Händebrunnen in Bensheim, den Jokusbrunnen in Heppenheim und den Tabaknäherinnen-Brunnen in Lorsch in Bronze gegossen hat.
Nun stand der Hirsch in der Werkstatt der Kunstgießerei und beschäftigte die Künstler dort etwa 365 Stunden, denn alles musste neu nachmodelliert werden. Besonders der Kopf hatte sehr gelitten, als das Geweih abbrach und die halbe Schädeldecke mitriss.
Der Inhaber der Kunstgießerei Rüdiger Weinelt verriet uns: „Nur noch wenige Künstler können so detailgetreu modellieren“. Nach dieser aufwändigen Arbeit kam der spannende Augenblick der Geburt des „alten“ neuen Hirsches: Der Guss in Bronze. „Der überlebt jetzt die nächsten fünftausend Jahre“, so Weinelt zu Melibokus Rundblick.
Am 20. Juni fand die feierliche Enthüllung des neuen Bronzehirsches im Garten der Klinik statt. Dieser hat jetzt auch einen neuen Betonsockel bekommen, auf dem der imposante Vierzehnender nun in einer erhabenen Position röhren kann.
Alle waren beeindruckt samt Publikum und Patienten aus der Klinik, die sich das historische Ereignis auch nicht entgehen ließen. Manch einer wird sogleich die Enden des Geweihs zählen und kommt auf nur dreizehn. Doch kein Vierzehnender, mag man sich fragen. Des Rätsels Lösung liegt im Jägerlatein. Ungerade Zahlen gibt es bei der Trophäenbezeichnung nicht. Oft kommt es in der Natur vor, dass die Geweihstangen rechts und links unterschiedliche Enden besitzen. Man legt die Seite mit den meisten Enden zugrunde, verdoppelt diese und drückt die Ungleichheit mit dem Zusatz ungerade aus.
Korrekt ausgedrückt handelt es sich bei diesem Hirsch also um einen ungeraden Vierzehnender, der seinen Platz in Alsbach gefunden hat.