26. Dezember 2023 

Die Museumslauscher: Von Kindern für Kinder

Zwingenberger Museum jetzt mit Audioguide speziell für Kinder | Viertklässler der Melibokusschule entwickelten gemeinsam mit dem hr2 einen elektronischen Führer für das Museum in der Scheuergasse

ZWINGENBERG, Dezember 2023 (tt), „Ein Traum ist in Erfüllung gegangen“, freut sich Berenike Neumeister. Die Historikerin und Museumspädagogin vom Zwingenberger Geschichtsverein ist begeistert von einem besonderen Gemeinschaftsprojekt, das in Zusammenarbeit mit hr2-Kulturnetzwerk Literaturland Hessen und der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen entstanden ist. Unter dem Titel „Museumslauscher: Audioguides von Kindern und Jugendlichen für Kinder und Jugendliche“ haben Viertklässler der Melibokusschule an einem individuellen Audioguide für das Heimatmuseum in der Scheuergasse mitgearbeitet.

Mit ihrer Lehrerin Cornelia Dähn haben sie an zwei Tagen das Museum erforscht und mit Kuratorin Berenike Neumeister eine Führung durch die Ausstellung unternommen. Gemeinsam mit Maria Bonifer und Juliane Spatz, zwei Mediencoaches und Radiojournalistinnen des Hessischen Rundfunks, entwickelten sie dann ein Konzept für einen elektronischen Führer durch die Einrichtung. Sie überlegten, welche Objekte spannende Geschichten erzählen und wie man sie zu Stationen zusammenfassen kann. Aus Ideen wurden Texte. Bei der offiziellen Vorstellung des Guides holten sich die Kinder das geballte Lob der Erwachsenen ab.

Der Diefenbachsaal im „Bunten Löwen“ war gut besucht, als die Ergebnisse einer intensiven Kooperation von Jung und Alt Anfang November der Öffentlichkeit präsentiert wurden. „Super gelungen“ fanden auch Andrea Jäger und Dieter Becher vom Vorstand der Jubiläumsstiftung der Sparkasse Bensheim. Als sie von dem im Herbst 2021 gestarteten Konzept gehört hatten, wollten sie eine Variante auch im Geschäftsgebiet der Sparkasse Bensheim realisieren. Beim Geschichtsverein Zwingenberg unter der Vorsitzenden Ingrid Krimmelbein mussten sie nicht lange Überzeug-ungsarbeit leisten. In Teamarbeit wurden mit den Profis vom Hörfunk die Texte aufgenommen und mit passenden Geräuschen, Musik und atmosphärischen Hintergrundsounds unterlegt.

Das Ergebnis ist eine amüsante und plastische Zeitreise durch eine spannende Epoche – ein lebendiges Hörbild, das beim Zuhören nicht nur Spaß macht, sondern auch zum persönlichen Weiterforschen motiviert. Nicole Schlabach, stellvertretende Geschäftsführerin der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen, zeigte sich ebenfalls begeistert von der Professionalität und Leidenschaft, mit der die Kinder diese anspruchsvolle Aufgabe bewältigt haben. Es ist der fünfte Audioguide, der im Rahmen des Projekts entstanden ist. „Und der Beste“, betonte sie in Zwingenberg. Ihr Dank galt dem Geschichtsverein, der sich auf dieses „Wagnis“ eingelassen hatte. Nun warte man gespannt auf den Saisonstart des Museums, wenn der Audioguide dann auch tatsächlich benutzt werden kann. Bis dahin kann man das Werk aber über das Portal „guidemate.com“ erleben.

Zum Inhalt: Museumsmaus Anna und Stadtlöwe Philipp holen die Zuhörer am Eingang des Museums ab. Sie gehen gemeinsam auf Zeitreise zu jenem Herrn, dessen Porträt über einem Sofa im Eingangsbereich hängt: Kaiser Wilhelm II. Man erfährt, was Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Zwingenberg so alles los war und wie die Menschen gelebt und gearbeitet haben. Das alles wird an neun Stationen erklärt und erzählt. Dafür haben die Kinder der Klasse 4a der Melibokusschule nicht nur die Museumsmaus und den Stadtlöwen, sondern auch verschiedene Ausstellungsgegenstände zum Sprechen gebracht. So erfährt man einiges über U-Boot-förmige Bettflaschen, über merkwürdige Küchengeräte und über mit Pedalen angetriebene Nähmaschinen, die zwar Singer heißen, aber überhaupt nicht musikalisch sind. Und wer wissen möchte, was ein Schaf in der Druckerwerkstatt macht, der wird am Ende der akustischen Reise in die Vergangenheit ebenfalls nicht enttäuscht.

Die Schüler selbst haben während der Projektarbeit gelernt, Fakten lebendig zu transportieren und voller Selbstvertrauen vor anderen zu sprechen. Außerdem haben sie wertvolle Eindrücke in methodische und inhaltliche Herangehensweisen trainiert. Herausgekommen ist eine knapp 42-minütige Zeitreise in die lokale Historie, die nicht nur Kindern die Vergangenheit erklärt. Kurzweilig, frech und überaus informativ. So wie vitale Geschichtsvermittlung eben sein soll.