08. April 2020 

„Die Zielsetzung der Hilfe muss bei der Auszahlung im Vordergrund stehen“

IHK Darmstadt zieht erste Zwischenbilanz nach einer Woche Soforthilfe für Unternehmen in Hessen | Zusätzliches Angebot für Kleinunternehmen: „Hessen Mikroliquidität“

DARMSTADT, April 2020 (meli), Seit einer Woche läuft das Soforthilfeprogramm für Unternehmen in Hessen. Es richtet sich vor allem an Klein- und Kleinstunternehmer, Angehörige freier Berufe und Selbstständige mit bis zu 50 Beschäftigten. „Über 2.000 Anrufe und weit mehr als 100 Mails haben uns allein am ersten Tag erreicht. Viele haben sich über die Überlastung des Systems beim zuständigen Regierungspräsidium Kassel beschwert, aber auch Fragen zum Verfahren und vor allem zu den notwendigen Nachweisen gestellt“, sagt Martin Proba, Leiter des Geschäftsbereichs Unternehmen und Standort der Industrie- und Handelskammer (IHK) Darmstadt Rhein Main Neckar.

Mittlerweile sind die 20 IHK-Mitarbeiter an den Beratungs-Telefonen immer noch gut ausgelastet, die Fragen werden allerdings spezieller, etwa wie der Liquiditätsbedarf berechnet wird. Diese Angabe müssen die Antragsteller zwingend machen.

Inzwischen hat das Regierungspräsidium Kassel die Kapazitäten sowohl technisch als auch personell angepasst. „700 Mitarbeiter beim Regierungspräsidium sollten bei einer durchschnittlichen Bearbeitungsdauer von 15 Minuten 19.000 Anträge pro Tag bescheiden können“, hofft Proba. Von Montag bis Freitag konnten nach IHK-Informationen allerdings erst 11.700 Anträge mit einer Gesamtsumme von 120,3 Millionen Euro bewilligt werden. Allein im Bezirk der IHK Darmstadt kommt für etwa 45.000 Unternehmen die Soforthilfe in Frage. Sie beschäftigen rund 160.000 Personen.

Die IHK Darmstadt fordert,  „dass das Liquiditäts-Programm auch seinem Titel Soforthilfe gerecht wird. Ziel muss es sein, die Kleinunternehmen schnell zu unterstützen. Notwendige Korrekturen aus Sicht des Fiskus sind dann sicherlich mit der Steuererklärung 2020 möglich, denn die Soforthilfe muss dort angegeben werden“, so Proba.

Nicht vergessen werden sollten die Unternehmen mit 50 bis 250 Beschäftigten. Sie haben keinen Anspruch auf Soforthilfe und passen nicht in die Programme für Großunternehmen. „Hier muss über ein Beteiligungsprogramm nachgedacht werden. Der Mittelbedarf lässt sich nicht betriebswirtschaftlich realistisch über Kreditfinanzierungen darstellen, will der Unternehmer den Kredit noch in seinem Unternehmerleben zurückzahlen. Das ist letztlich auch der Grund, warum die KFW Programme nur sehr schleppend anlaufen – die Kredite sollen bereits nach fünf Jahren zurückgezahlt sein. Das ist in den benötigten Größenordnungen alles andere als realistisch“, sagt der IHK-Experte.

Zusätzliches Angebot für Kleinunternehmen: „Hessen Mikroliquidität“

Er weist in diesem Zusammenhang auf ein neues Angebot hin, das seit Ende letzter Woche beantragt werden kann und das die Palette der Förderprogramme und Finanzierungshilfen noch einmal sinnvoll ergänzt. „Kleinunternehmen in Hessen haben jetzt eine zusätzliche Möglichkeit zur Bewältigung von finanziellen Engpässen. Das Direktdarlehen ,Hessen Mikroliquidität´ der WIBank Hessen eröffnet weitere Perspektiven für bestehende kleine Unternehmen und Selbständige, die aufgrund der aktuellen Situation in ihrer wirtschaftlichen Existenz bedroht sind“, sagt Proba. Förderfähig sind Unternehmer und Freiberufler, die zur Fortführung ihrer wirtschaftlichen Tätigkeit eine kurzfristige Überbrückungsfinanzierung benötigen. Das Unternehmen darf maximal 50 Mitarbeiter (Vollzeitstellen) haben. Das Darlehen, zwischen 3.000 Euro und  35.000 Euro pro Person, wird ohne Sicherheiten vereinbart und wird – für Mitglieder der IHK Darmstadt – mithilfe der IHK Darmstadt abgewickelt.  Anträge von Handwerkern nimmt die Handwerkskammer entgegen, Freiberufler können sich direkt an die WI-Bank wenden.

Antragsunterlagen zum Programm „Hessen Mikroliquidität“ sind unter www.wibank.de/wibank/hessen-mikroliquiditaet zu finden. Mitglieder der IHK Darmstadt senden ihren ausgefüllten Antrag nebst Anlagen per E-Mail an foerderantrag@darmstadt.ihk.de.