Alsbach-Hähnlein

Francisco J. Padilla Soto (2.v.li.) aus Molina in Chile, hier mit seiner Familie, hat deutsche Wurzeln. Foto: meli
03. Januar 2022 

Ein Chilene ist Hähnlein-Fan

Wie über Facebook Ahnenforschung betrieben wird

ASLBACH-HÄHNLEIN/CHILE, Januar 2022 (raha), Die neuen Medien haben es in sich. Das hat auch Carmen Schäfer vor etwa einem halben Jahr gemerkt. Die Hähnleiner Administratorin (so nennen sich die Verwalter der neuen Medien) der Facebook-Seite „Neues aus Alsbach-Hähnlein“ staunte nicht schlecht, als eines Tages eine Nachricht aus Chile kam. Und das mit der Bitte, man möge „Ihn“ doch in die Gruppe aufnehmen. Carmen Schäfer hakte nach und wollte wissen, wie ein Mensch vom anderen Ende der Welt auf ihren lokal doch sehr begrenzten Account kommt.

Die Antwort kam prompt: Er, – Francisco J. Padilla Soto aus Molina (ca. 27.000 Ew.) in der Provinz Maule, ca. 200 km südlich der Hauptstadt Santiago de Chile, am Fuße der Anden, hätte Hähnleiner Blut in seinen Adern, deshalb habe er ja das Recht, in der Bergsträßer Facebook- Gruppe mitzumachen! Außerdem wäre es sein sehnlichster Wunsch, Hähnlein und seine Einwohner kennenzulernen. Sofort wurde die Neugier bei Carmen Schäfer geweckt und sie setzte sich mit dem jungen Mann vom anderen Ende der Welt in Verbindung, was heute mittels Facebook und Whatsapp kein Problem mehr ist. Jetzt konnte sie feststellen, dass der 31-jährige Chilene seit langer Zeit Ahnenforschung betreibt und seine Vorfahren von der Hähnleiner Seite her lückenlos aufzählen konnte! Der junge Mann ist regelrecht besessen von seinem Hobby und löcherte Carmen Schäfer mit allen möglichen Fragen: Wie sieht es in Hähnlein aus? Wie groß ist Hähnlein? Was macht man in Hähnlein? Gab es dort auch Hochwasser? Wie hoch sind die Schäden? Ständig erreichten die Facebook-Betreiberin neue Fragen. Da er kein Deutsch kann, half ihm der Spanisch-Translator im Smartphone, aber dadurch wurden einige Wörter oft ganz schön schräg übersetzt. So entstanden so manche Missverständnisse. Doch dieses Problem ist mit neuer Software aus Chile nun behoben und die Konversation funktioniert nun viel besser, wenn auch noch nicht perfekt.

Carmen Schäfer machte sich derweil auf zu Elisabeth Flauaus, die kürzlich eine zweibändige Hähnleiner Familienchronik geschrieben hat, um die Angaben aus Südamerika zu überprüfen. Und siehe da: Der junge Chilene hatte recht! Seine Angaben stimmten alle und konnten darüber hinaus von Elisabeth Flauaus noch ergänzt werden!

Der Urgroßvater von Francisco J. Padilla Soto hieß Valentin Desch, geboren 1847 in Hähnlein. Er ist 1869 über Le Havre nach Nord- Amerika ausgewandert. Wie die Nachfahren dann nach Chile kamen, ist (noch) nicht bekannt. Interessant ist, dass sein Vater, der Bäckermeister Johann Jacob Desch (*1822 in Seeheim) bereits 1853 in die neue Welt aufgebrochen ist. So geht es jedenfalls aus dem Eintrag im Familienbuch von Elisabeth Flauaus hervor (Band 1, S. 95). Dieser Johann Jacob Desch wurde unmittelbar nach der Emigration von seiner Frau Christina Elisabetha, geb. Hasselbaum, (*1824 in Heubach) geschieden. Der Vater von Christina, Johann Georg Hasselbaum war in dieser Zeit Lehrer in Hähnlein. Damals muss wahrscheinlich irgendetwas vorgefallen sein. Eine Ehetrennung durch vorherige Auswanderung des Mannes war auch in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts nicht alltäglich, zumal das Kind Valentin erst sechs Jahre alt war.

Mittlerweile ist der Kontakt der Schäfers mit Chile schon fast familiär. Francisco schickt Fotos von seiner Frau und den drei Kindern, er erzählt über das Leben in Chile und über viele private Dinge. Er freut sich auch über alle Neuigkeiten, die ihm aus Deutschland und besonders aus Hähnlein zugetragen werden. Vielleicht ist ja irgendwann mal ein Besuch der jungen Familie in der Heimat der Vorfahren drin!