Einmal noch eine „Wirtschaft“ wie in alten Zeiten
Das Hähnleiner Dorfgemeinschaftshaus feiert dieses Jahr 70-jähriges Jubiläum | Seine Entstehung und Geschichte
ALSBACH-HÄHNLEIN, September 2024 (raha), Eine „Wirtschaft“ wie in alter Zeit ließen die Mitglieder des Hähnleirer Vereins „Mädde drin“ am Freitag, den 19. Juli 2024 aufleben. Zahlreiche interessierte Ortsbürger nutzten die Gelegenheit und ließen sich an den Tischen im Dorfgemeinschaftshaus nieder. Zu gezapftem Pils gab es noch Kleinigkeiten wie Currywurst, Frikadellen und Soleier. Die standen früher auf jedem Tresen.
Seit dem Ende der „Marktschänke“ im Dorfgemeinschaftshaus verfiel das Gebäude zusehends. Einige engagierte Hähnleiner gründeten daraufhin den Verein „Mädde drin“, um sich dem maroden Gebäude anzunehmen. Mit Unterstützung der Gemeinde und viel Eigeninitiative konnte mittlerweile einiges renoviert werden.
Aber der Reihe nach: Das Dorfgemeinschaftshaus wurde 1953 bis 1954 in Eigeninitiative der Hähnleiner Bürger gebaut, um den Einwohnern die Möglichkeit zu geben, soziale Funktionen wahrzunehmen. Neben Gemeinschaftsräumen, die man in Eigenregie führen sollte, wollten die Planer auch noch Bad- und Waschanlagen wegen der steigenden Hygieneansprüche darin einbauen. In den 50er Jahren war nämlich bei weitem noch nicht in jedem Haus ein Bad.
Durch viel Elan der Hähnleiner Bevölkerung und nach 4000 Stunden freiwillig geleisteter Arbeitszeit, 120 Traktorfahrten und Fahrten mit Pferde-Gespannen für Sand, Steine und Kies konnte am 24. Oktober 1954 mit einem großen Fest das erste Dorfgemeinschaftshaus Hessens durch Ministerpräsident Georg-August Zinn eingeweiht werden. Die Gesamtkosten betrugen 180.000 DM! Heute unvorstellbar! Eine Wäscherei wurde an das Gebäude angegliedert. Unter anderem musste man für die Benutzung der Heißmangel 20 Pfennig bezahlen. Neben der Gemeindebücherei fand auch die Gemeindeschwester dort ihr Domizil. Im Erdgeschoss entstand ein großer Gemeinschaftsraum für Familienfeiern und Vereine.
Durch die rege Bautätigkeit im Ort kamen nun viele neue Bäder in den Wohnungen hinzu, so dass die Badanlagen im Dorfgemeinschaftshaus nicht mehr benötigt waren. Die Wäscherei wurde 1974 wegen der Energiekrise geschlossen. 1980 wurde dann der Marktplatz grundlegend umgebaut, die Sport- und Kulturhalle entstand und das Dorfgemeinschaftshaus wurde ebenfalls einem neuen Zweck zugeführt: Im Erdgeschoss entstand die „Marktschänke“, während sich im Obergeschoß der Hausarzt Dr. Motamedi niederließ.
Der erste Wirt in der neuen Dorfkneipe war ab September 1980 Fritz Weißmantel, der mit seiner Frau Siggi die Gaststätte bis Ende 1990 führte. Dr. Motamedi verlegte in den 80er Jahren seine Praxis in den „Rodacker“ und im 1. Stock waren nun Räume für die Wirtsleute und örtliche Vereine frei.
Simone Exner übernahm mit ihren Eltern Hannelore und Klaus im März 1991 die „Marktschänke“ und führte sie bis zum Jahreswechsel 2009/10. Die Wirtsräume im ersten Stock wurden zu Fremdenzimmern.Danach fand sich kein neuer Wirt mehr, da die Einrichtung in die Jahre gekommen war. Das Gebäude verfiel nun zusehends. Mangels Finanzmittel der Gemeinde stand sogar ein Abriss im Raum! Nicht wenige Hähnleiner liebäugelten mit dieser Option!
Doch durch das große Engagement von „Mädde drin“ steht das Gebäude jetzt wieder ansehnlich da und wird fleißig genutzt.