Alsbach-Hähnlein, Bauen und Wohnen, Gesundheit-Beauty-Wellness

Mit einem symbolischen Ersten Spatenstich gaben Vertreter der Gemeinde, der Kreiskliniken Darmstadt-Dieburg sowie des Landkreises  und der Investorengruppe Dreher das offizielle Startsignal für den Neubau eines Medizinischen Versorgungszentrums im Ortskern von Hähnlein. Foto: Thomas Tritsch
10. März 2023 

Erster Spatenstich für das MVZ in Hähnlein

Die Bensheimer Dreher-Gruppe investiert 2,4 Millionen Euro in den Neubau eines Medizinischen Versorgungszentrums

ALSBACH-HÄHNLEIN, März 2023 (tt), Viel zu sehen war noch nicht. Außer einem Sandhaufen und den üblichen Spaten für das Pressefoto. Doch Bürgermeister Sebastian Bubenzer sprach von einem deutlichen Zeichen für die langfristige Sicherung der ärztlichen Versorgung in Alsbach-Hähnlein. Mit einem symbolischen Ersten Spatenstich in der Hähnleiner Ortsmitte erfolgte Mitte Januar das offizielle Startsignal für den Neubau eines Medizinischen Versorgungszentrums (MVZ), von dem perspektivisch die gesamte Gemeinde profitieren soll. Rund 2,4 Millionen Euro Bruttoaufwand investiert die Firmengruppe Dreher-Gruppe mit Sitz in Bensheim in den zentralen Standort direkt am sanierten Marktplatz.

Auf der Fläche zwischen Parkplatz und Raiffeisengrundstück soll ein Komplex mit einer Nutzfläche von zirka 620 Quadratmetern entstehen, in dem anfangs zwei, mittelfristig aber bis zu vier Ärzte die medizinische Versorgung übernehmen sollen. Für Bubenzer ein elementar wichtiger Baustein guter Daseinsvorsorge. Mit ihm griffen auch Landrat Klaus Peter Schellhaas sowie Vertreter der Investorengruppe, der gemeindlichen Gremien und der Kreiskliniken Darmstadt-Dieburg – dem künftigen Mieter – zur Schippe. Die Gespräche mit dem Investor und allen weiteren Beteiligten seien von Anfang an zielorientiert geführt worden, so der Bürgermeister mit Blick auf die vergangenen fünf Jahre. 2019 habe er das Thema mit Schellhaas konkreter diskutiert. Nachdem sich Ende des gleichen Jahren dann die Gemeindevertretung für eine Kooperation mit dem Landkreis ausgesprochen hatte, folgte im März 2021 die Entscheidung des Kreistags, sich in Hähnlein zu engagieren. Gespräche mit der Dreher-Gruppe sowie den Kreiskliniken fanden im Frühjahr 2022 statt, bevor die detaillierten Pläne im Juli in der Gemeindevertretung vorgestellt wurden und politische Zustimmung fanden.

Das Grundstück werde dem Mieter in Erbpacht zur Verfügung gestellt. Bubenzer äußerte sich zuversichtlich, dass die ersten Patienten Anfang 2024 in den modernen und barrierefreien Räumen des MVZ eine gute medizinische Behandlung in Anspruch nehmen können. Geplant ist ein zweigeschossiger Massivbau in Kalksandstein und Stahlbeton sowie ein Dachgeschoss mit einer Firsthöhe von 11,5 Metern und einer Traufhöhe von 6,5 Metern. Der umbaute Raum beträgt etwa 2600 Kubikmeter. Ein Kellergeschoss wird es nicht geben. Auf dem Dach soll eine Photovoltaik-Anlage installiert werden, auf der Westseite des Obergeschosses ist eine Terrasse vorgesehen. Die Entwässerung des Niederschlagswassers soll über Versickerungsanlagen auf dem Grundstück erfolgen. Die Energieversorgung ist mittels Luft-Wasser-Wärmepumpen vorgesehen. Transportiert wird die Wärme über eine Fußbodenheizung sowie eine kontrollierte Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung. Energetisch erschlossen wird das neue Areal über die Marktstraße. Angestrebt wird ein KFW 40plus-Standard. Tagsüber sollen 24 Stellplätze zur Verfügung stehen. „Wir planen einen Neubau, der nicht nur zweckmäßig auf die Bedürfnisse eines Medizinischen Versorgungszentrums ausgerichtet ist, sondern auch den modernen Anforderungen an eine umweltverträgliche und ressourcen-schonenden Bauweise Rechnung trägt“, so Horst Dreher jun. als Bauherr und künftiger Vermieter. Er sprach von einer hochwertigen und architektonisch attraktiven Immobilie für Hähnlein. Der Unternehmer lobte ein zügiges Genehmigungsverfahren auf Gemeinde- wie auch auf Kreisebene. Nun hofft Dreher auf einen flotten Fortgang des Projekts, der aber wesentlich von der Verfügbarkeit der relevanten Baumaterialien abhängig sei. Der Ukraine-Krieg und seine Folgen mache Prognosen schwieriger. Dreher hofft, die Planung einhalten zu können und in einem Jahr fertig zu sein.

„Die gute Erreichbarkeit von Ärzten im ländlichen Raum ist in den vergangenen Jahren zu einer zunehmend herausfordernderen Aufgabe geworden, betonte Landrat Klaus Peter Schellhaas. Es liege in der Verantwortung des Kreises, eine stationäre medizinische Versorgung sicher zu stellen. Für die ambulante Infrastruktur sei eigentlich die Kassenärztliche Vereinigung per Gesetz zuständig. Allerdings habe man bereits vor gut zehn Jahren festgestellt, dass sich der ambulante Bereich insbesondere im östlichen Landkreis problematisch entwickle. Die Altersstruktur der Haus- und Fachärzte sei „Besorgnis erregend“, viele werden sich zeitnah in den Ruhestand zurückziehen und eine Lücke hinterlassen. Gleichzeitig seien wenige junge Mediziner bereit, sich im ländlichen Raum niederzulassen. „Die Politik wird damit konfrontiert, dass die ärztliche Versorgung flächendeckend wegbricht.“ Versorgungszentren seien hier ein adäquater Ersatz.

2014 hatte sich der Kreis am kommunalen MVZ Ober-Ramstadt („Das Flaggschiff“) beteiligt. Laut Landrat eine bundesweite Pionierleistung mit einer mittel- bis langfristig wirksamen Strategie. Die Geschäftsführung der Zentren für medizinische Versorgung des Landkreises Darmstadt-Dieburg GmbH wurde beauftragt, hausärztliche MVZ beziehungsweise Zweigpraxen zu gründen. Diese seien ein zunehmend wesentlicher Bestandteil in der medizinischen Landschaft, weil sie für Fachkräfte wie auch für Patienten viele Vorteile miteinander verbinden, so Schellhaas, der beim Spatenstich von einem Meilenstein für Hähnlein sprach. Die Geschäftsführerin der Medizinischen Versorgungszentren Darmstadt-Dieburg und Betriebsleiterin der Kreiskliniken, Pelin Meyer, sieht das genauso: „Wir mussten bereits Patienten aufgrund knapper räumlicher Kapazitäten abweisen.“ Der Ausbau der medizinischen Infrastruktur soll dies dauerhaft vermeiden und zudem die ambulante mit der stationären Versorgung verzahnen.

Die planerischen Entwürfe seien hervorragend, so Meyer, und genau am Bedarf orientiert. In personeller Hinsicht könne man für den Standort langfristig sogar noch größer denken. „Ein Dutzend Ärzte wären sicher möglich.“ Meyer forderte von allen Beteiligten Mut zu Visionen ein.

Der Startschuss für das Medizinische Versorgungszentrum wird in der Gemeinde als wichtiger weiterer Schritt der Marktplatz-Entwicklung gesehen. In den vergangenen eineinhalb Jahren hatte sich das Areal grundlegend verändert. Neben der gesamten Neugestaltung, der eine jahrzehntelange Diskussion vorausgegangen war, erfolgte die Einweihung des Ernst-Gerhard-Brunnens mit dem „Gaasemarkt-Spielplatz“ im vergangenen Jahr. Im Frühjahr soll ein 24-Stunden-Minimarkt der Firma Tegut auf dem Marktplatz öffnen.