Feuchtfröhlicher Abschied auf heimischem Terrain
Trotz Klatsche: Alsbach feiert Sebastian Rode
ALSBACH-HÄHNLEIN, Juni 2024 (tt), Diesen Abschied werde er bis an sein Lebensende nicht vergessen. Das sagte Eintracht-Kapitän Sebastian Rode nach seinem letzten Einsatz im Adler-Trikot im ausverkauften Frankfurter Stadion. Doch schon drei Tage nach dem offiziellen Karriere-Ende im Deutsche Bank Park stand der 33-Jährige wieder auf dem Platz. Diesmal in seiner alten Heimat Alsbach. Wenn auch nur die letzte Viertelstunde. 3900 Zuschauer bereiteten ihm einen Abend, der ihm ebenfalls in Erinnerung bleiben wird.
Es war eine unbequeme Regenschlacht beim kleinen Gruppenligisten, der sich bei diesem großen Event als toller und sympathischer Gastgeber präsentiert hat. Der Rasenplatz war von Fans gesäumt – darunter natürlich viele Anhänger der SGE, die ihre Lieblinge einmal aus allernächster Nähe erleben wollten.
Im Rahmen der Aktion „Eintracht in der Region“ reisten die Profis am 21. Mai mit dem Mannschaftsbus an, der prominent an der Alten Bergstraße parkte. Der Star selbst kam mit dem Rad. „Wie früher“, so Sebastian Rode, der schon als Bub hier gekickt hat.
Der gebürtige Seeheimer hat beim SKV Hähnlein und beim FC Alsbach seine ersten Sporen verdient, bevor er 2002 zu Viktoria Griesheim wechselte. Danach ging es zu den 98ern nach Darmstadt und weiter zu den Offenbacher Kickers. Der Rest ist Geschichte: Bayern und Dortmund waren die weiteren Stationen. Im Januar 2019 kehrte der ehemalige Juniorennationalspieler zur Eintracht zurück, wo er 2010 bis 2014 spielte und als Mannschaftskapitän 2022 die Europa League gewann.
Um 19.34 Uhr wurde der Mittelfeldspieler von Chefcoach Dino Toppmöller eingewechselt. Ein Tor wollte ihm aber nicht gelingen. Doch die Vorbereitung zum 10:0 durch Anas Alaoui war grandios. Das beobachtete auch Co-Trainer Erwin Bradasch – selbst Ex-Alsbacher – mit anerkennendem Nicken. Bradasch wurde mit der Jugend des FCA Vizemeister hinter der Eintracht und war als Aktiver eine Saison lang Mitglied der Verbandsligamannschaft.
Bereits vor dem Anpfiff wurde Rode ein grünes Trikot des FCA mit der Nummer 17 überreicht. „Es war etwas ganz Besonderes für mich, dass so viele aus Hähnlein hergekommen sind. Meine ganze Familie ist da“, so der durchnässte Sportler am Ende. Da stand es 11:0. Selten haben die Alsbacher eine Klatsche so cool hingenommen. Die Spieler konnten erhobenen Hauptes vom Platz gehen, vor allem die Abwehr hatte es den Frankfurter immer wieder schwer gemacht, die eigenen Reihen zu durchbrechen. Auch Alsbachs Keeper Nikolas Bonias machte bei dem Match auf der Sportanlage am Hinkelstein eine gute Figur. Es hätte auch höher ausgehen können. Leider blieb dem Gastgeber ein Treffer versagt. Ein paar Möglichkeiten gab es durchaus.
Die Kicker von Trainer Steffen Gils hatten bei einem Handelfmeter die große Chance zum Ehrentreffer. Doch Martin Schilchers Schuss war etwas zu unplatziert für Kauã Santos. Der Torhüter aus Brasilien (1,93 Meter) hatte keine Mühe, das Ding zu halten. In der siebten Minute erzielte Ellyes Shkiri den ersten Treffer, Ansgar Knauff legte drei Minuten später nach. Jean-Matteo Bahoya erhöhte nach einer knappen halben Stunde auf 3:0. In der zweiten Hälfte war die Taktung noch flotter. Nach Treffern von Aurelio Buta (52.) und Nacho Ferri (55.) musste der FC sogar noch ein Eigentor in der 56. Minute schlucken. Neben Goalgetter Anas Alaoui (64./84./86.) rundeten Kapitän Timothy Chandler (72.) und Fares Chaibi (77.) den Auftritt des Bundesligisten ab. Bis auf den Top-Stürmer Hugo Ekitiké war der Profikader in voller Besetzung angetreten. Und auch Mario Götze musste auf den Rasen, nach dem die Sprechgesänge der jungen Fans kein Verbleiben auf der Ersatzbank mehr zuließen: „Wir woll´n den Götze seh`n!“. Der WM-Siegtorschütze von 2014 musste am Spielfeldrang einige Nationaltrikots signieren und hatte noch ein paar Ballkontakte auf dem Platz, bevor das Spiel zu Ende ging.
Doch es war ganz klar der Tag von Sebastian „Seppl“ Rode. Schon nach seiner Ankunft gab er zahllose Autogramme und stand für viele Selfies mit Fans bereit. Der Fußballer zeigte null Distanz, weder mit Zuschauern noch mit den Spielern aus Alsbach. Man kennt sich, zu vielen ist der Draht nie abgebrochen. Aus dem Händeschütteln und Abklatschen kam er an diesem Abend kaum noch heraus.
Der FC Alsbach hatte sich für diesen besonderen Anlass einiges einfallen lassen. Der Erlös einer Tombola ging an die Jugendabteilung des Vereins, der in den kommenden Jahren unter anderem die Erneuerung des Kunstrasenplatzes sowie einige Modernisierungen rund um das Funktionsgebäude plant. Darüber hinaus spendierten Spendenpartner je 100 Euro für jedes Tor an die Hilfe für krebskranke Kinder in Frankfurt. Der gemeinnützige Elternverein wurde 1983 gegründet, seit gut zwei Jahren unterstützt Rode die Initiative, unter anderem als Jubiläumspate 2023. Der Verein arbeitet unter anderem mit dem Universitätsklinikum Frankfurt zusammen.
Nach einem torreichen und spannenden Spiel gab es langen Beifall für die Stars aus Frankfurt – und für die Lokalmatadoren in grün-schwarz, die sich kämpferisch, physisch stark und trotz der widrigen Umstände bemerkenswert robust dem dominanten Bundesligisten gestellt hatten.